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Sie drückte den Knopf der Leitung drei. »Hallo.«

»Leslie?«

»Hallo, Oliver. Oder muß ich dich jetzt mit >Mr. President< anreden?«

»Du kannst mich nennen, wie du willst.« Und er fügte in leichtem Ton hinzu: »Was du ja auch schon getan hast.« Schweigen. »Leslie, ich möchte dich gerne sehen.«

»Bist du auch sicher, daß das eine gute Idee ist?«

»Sehr sicher.«

»Du bist der Präsident. Da darf ich dir ja wohl keine Bitte abschlagen, nicht wahr?«

»Jedenfalls nicht, wenn du eine patriotisch denkende Amerikanerin bist. Am Freitag abend findet im Weißen Haus ein Galadiner des State Department statt. Bitte, komm.«

»Um welche Uhrzeit?«

»Um acht.«

»Einverstanden. Ich komme.«

Sie sah hinreißend aus in ihrem schwarzen, enganliegenden

Jerseykleid von St. John, mit Mandarinkragen und einer Knopfreihe mit Goldüberzug. Links hatte das Kleid einen fünfunddreißig Zentimeter langen Schlitz.

Als Oliver sie sah, wurde er von Erinnerungen überwältigt. »Leslie .«

»Mr. President.«

Er nahm ihre Hand. Sie war feucht. Das ist ein Zeichen, dachte Oliver. Doch ein Zeichen wovon? Nervosität? Zorn? Von alten Erinnerungen, die wachgeblieben sind?

»Ich bin ja so froh, daß du da bist, Leslie.«

»Ich auch.«

»Wir sprechen uns später.«

Ihr Lächeln erwärmte sein Herz. »Ja.«

Zwei Tische weiter saß eine Gruppe arabischer Diplomaten, darunter ein dunkler Mann mit scharf konturierten Gesichtszügen und schwarzen Augen, der Oliver mit auffälligem Interesse beobachtete.

Oliver beugte sich zu Peter Tager hinüber und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Arabers. »Wer ist der Herr dort?«

Tager vergewisserte sich mit einem raschen Blick. »Ali al-Fulani. Legationsrat der Vereinigten Arabischen Emirate. Warum fragen Sie?«

»Nur so.« Oliver schaute noch einmal hinüber. Die Augen des Mannes waren unverändert auf ihn gerichtet.

Oliver war den ganzen Abend über damit beschäftigt, von Tisch zu Tisch zu gehen, einen Gast nach dem andern anzusprechen, damit sich alle willkommen und wohl fühlten. Sylvia saß nicht bei Leslie am Tisch. Es gelang ihm erst, für einen Augenblick mit Leslie allein zu sein, als der Abend fast zu Ende war.

»Ich muß mit dir reden, ich habe dir eine Menge zu erzählen. Können wir uns irgendwo treffen?«

Ihre Stimme verriet ein kaum merkliches Zögern. »Oliver -vielleicht wäre es doch besser, wenn wir uns nicht .«

»Ich habe da ein Haus in Manassas, Virginia, ungefähr eine Stunde von Washington entfernt. Würdest du mich dort besuchen?«

Sie schaute ihm in die Augen, und diesmal war keinerlei Zurückhaltung zu spüren. »Wenn du mich darum bittest.«

Oliver erklärte ihr den Weg zum Haus. »Morgen abend um acht?«

Leslies Stimme klang rauh. »Ich werde dasein.«

Auf der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats ließ James Frisch, der Direktor des Geheimdienstes cia, am Morgen darauf eine Bombe platzen.

»Mr. President, wir haben heute morgen Nachricht bekommen, daß Libyen vom Iran und von China verschiedene Arten von Nuklearwaffen kauft. Es gibt ein Gerücht, demzufolge sie für einen Angriff auf Israel gedacht sind. Wir werden allerdings ein bis zwei Tage benötigen, um eine Bestätigung zu erhalten.«

»Ich bin der Auffassung«, erklärte Außenminister Lou Werner, »daß wir die Bestätigung nicht abwarten sollten. Wir sollten sofort in der schärfstmöglichen Form protestieren.«

»Beschaffen Sie uns so viele zusätzliche Informationen wie eben möglich«, wies ihn Oliver an.

Die Sitzung nahm den ganzen Morgen in Anspruch, und Oliver ertappte sich immer wieder dabei, daß er in Gedanken bei seinem Rendezvous mit Leslie weilte. Bezaubere sie, mein Junge ... Du mußt sie für dich gewinnen.

Am Samstag abend war Oliver mit einem Wagen des Personals vom Weißen Haus auf dem Weg nach Manassas, Virginia; am Steuer saß ein zuverlässiger, vertrauenswürdiger Geheimdienstagent. Oliver hätte das Rendezvous am liebsten abgesagt, doch dafür war es zu spät. Ich mache mir grundlos Sorgen. Sie wird wahrscheinlich überhaupt nicht auftauchen.

Als Oliver abends um acht aus dem Fenster schaute, sah er

Leslies Wagen bei der Villa des Senators vorfahren. Er beobachtete, wie Leslie aus dem Auto ausstieg und auf den Eingang zuging. Oliver öffnete. Und dann standen die beiden einander wortlos gegenüber, und die Zeit stand still, und irgendwie war ihnen, als ob sie nie voneinander getrennt gewesen wären.

Es war Oliver, der die Sprache zuerst wiederfand. »O mein Gott! Als ich dich gestern abend vor mir sah ... Ich hatte beinahe vergessen, wie schön du bist.« Oliver nahm Leslies Hand, und sie gingen ins Wohnzimmer. »Was würdest du gern trinken?«

»Ich brauche nichts zu trinken. Danke.«

Oliver nahm neben ihr auf der Couch Platz. »Ich muß dich etwas fragen, Leslie. Haßt du mich?«

Sie schüttelte ganz langsam den Kopf. »Nein. Obwohl - ich glaubte, dich zu hassen.« Sie lächelte ironisch. »In gewissem Sinn lag darin sogar der Grund für meinen persönlichen Erfolg.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Ich hatte den Wunsch, mich an dir zu rächen, Oliver. Ich habe Zeitungsverlage und Fernsehanstalten nur mit dem Ziel erworben, damit ich dich angreifen konnte. Du bist der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Und als du ... als du mich verließest, da habe ich . da habe ich geglaubt, ich würde es einfach nicht aushalten.« Sie kämpfte gegen die Tränen an.

Oliver legte einen Arm um sie. »Leslie ...« Und dann lagen seine Lippen auf ihrem Mund, es wurde ein leidenschaftlicher Kuß.

»O mein Gott«, rief sie. »Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet.« Sie hielten einander umschlungen. Er nahm sie an der Hand und führte sie ins Schlafzimmer, und sie zogen sich gegenseitig aus.

»Schnell, Darling«, sagte Leslie. »Schnell ...«

Und dann waren sie im Bett, in enger Umarmung lagen sie

da, ihre Körper berührten sich, fanden wieder zueinander, und sie liebten sich so, wie es damals gewesen war, am Anfang, zärtlich und mit leidenschaftlicher Wildheit; es war ein Neubeginn. Glücklich und völlig erschöpft lagen sie Seite an Seite.

»Es ist wirklich komisch«, sagte Leslie.

»Was ist komisch?«

»All dieses schreckliche Zeug, das ich über dich veröffentlicht habe. Ich habe es eigentlich nur getan, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.« Sie kuschelte sich enger an ihn. »Und ich habe sie damit tatsächlich gewonnen, nicht wahr?«

Er grinste. »In der Tat.«

Leslie setzte sich im Bett auf und schaute ihn an. »Ich bin ja so stolz auf dich. Auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten.«

»Ich gebe mir Mühe, ein guter Präsident zu sein. Das ist für mich das Allerwichtigste im Leben. Ich möchte in diesem Land etwas zum Guten ändern.« Oliver warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es tut mir leid, aber ich muß zurück nach Washington.«

»Gewiß. Ich lasse dich vorausfahren.«

»Wann werde ich dich wiedersehen, Leslie?«

»Wann immer du willst.«

»Wir müssen aber vorsichtig sein.«

»Ich weiß. Wir werden aufpassen.«

Leslie blieb im Bett liegen und schaute Oliver verträumt beim Ankleiden zu.

Als Oliver aufbruchbereit war, beugte er sich über sie und sagte: »Du bist das Wunder meines Lebens.«

»Und du meines. Das bist du immer gewesen.«

Er gab ihr einen Kuß. »Ich ruf dich morgen an.«

Oliver eilte zum Wagen und wurde wieder nach Washington gefahren. Je stärker sich die Dinge ändern, um so mehr bleibt sich alles gleich, überlegte Oliver. Ich muß nur aufpassen, daß ich ihr nicht wieder weh tue. Er nahm das Autotelefon und wählte die Nummer in Florida, die ihm Senator Davis gegeben hatte.