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Der Senator war selbst am Apparat. »Hallo.« »Hier Oliver.« »Wo bist du?«

»Auf dem Rückweg nach Washington. Ich rufe nur rasch an, um dir eine gute Nachricht mitzuteilen. Wegen des besagten Problems brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Es ist alles unter Kontrolle.«

»Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, das zu erfahren.« Die Stimme des Senators verriet, wie groß seine Erleichterung war.

»Ich habe gewußt, daß es dich freuen würde, Todd.«

Als Oliver am nächsten Morgen beim Anziehen nach der neuesten Ausgabe der Washington Tribune griff, sprang ihm auf der Titelseite ein Foto vom Landhaus des Senators Davis in Manassas in die Augen, das die Bildunterschrift trug: Das geheime Liebesnest von Präsident Russell.

14

Oliver betrachtete die Zeitung mit einem Gefühl totaler Fassungslosigkeit. Wie hatte sie das nur tun können? Er dachte daran, wie leidenschaftlich sie im Bett gewesen war, doch er hatte ihre Leidenschaft falsch interpretiert. Das war die Leidenschaft des Hasses, nicht die der Liebe. Ich bin außerstande, sie von ihrem Tun abzubringen, dachte Oliver verzweifelt.

Senator Davis sah den Bericht auf der Titelseite und war entsetzt. Er wußte um die Macht der Presse und begriff, wie teuer ihn diese Vendetta zu stehen kommen konnte. Ich werde selbst aktiv werden müssen, um dem ein Ende zu bereiten, beschloß Senator Davis.

Er rief Leslie an, sobald er sein Senatsbüro erreicht hatte. »Es ist lange her«, hob Senator Davis warmherzig und freundlich an. »Viel zu lang. Aber ich denke oft an Sie, Miss Stewart.«

»Da geht es mir nicht anders, Senator Davis. In gewisser Hinsicht stehe ich schließlich in Ihrer Schuld. Ihnen verdanke ich sozusagen alles, was ich habe.«

Er lachte leise in sich hinein. »Nicht im mindesten. Ich war froh, Ihnen nützlich sein zu können, als Sie damals ein kleines Problem hatten.«

»Gibt es etwas, das ich für Sie tun könnte, Senator?«

»Nein, Miss Stewart. Doch es gibt etwas, das ich gern für Sie tun würde. Ich bin ein treuer Leser Ihrer Zeitung, wissen Sie. Meiner Meinung nach ist die Tribune eine wirklich gute Zeitung, und da ist mir aufgefallen, daß wir in der Tribune noch nie Anzeigen geschaltet haben - ein Punkt, den ich gern korrigieren würde. Ich bin an mehreren bedeutenden Unternehmen mit großen Werbebudgets beteiligt. Damit meine ich immens große Werbebudgets. Und ich bin der Auffassung, daß davon doch eigentlich ein anständiger Brocken einer guten

Zeitung wie der Tribune zugute kommen sollte.«

»So etwas höre ich gern, Senator. Höhere Einnahmen aus dem Annoncengeschäft können wir immer gut gebrauchen. Welchen Namen darf ich meinem Anzeigenleiter zur Kontaktaufnahme nennen?«

»Na ja, bevor er mit jemandem Kontakt aufnimmt, sollten wir beide, Sie und ich, ein kleines Problem aus dem Weg schaffen, das zwischen uns steht.«

»Und das wäre?« fragte Leslie.

»Es betrifft Präsident Russell.«

»Ja?«

»Es handelt sich um eine ziemlich heikle Angelegenheit, Miss Stewart. Sie haben vorhin erwähnt, daß Sie in meiner Schuld stehen. Daß Sie alles, was Sie jetzt haben, eigentlich mir verdanken. Und nun möchte ich umgekehrt Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten.«

»Nur zu gern, soweit es in meiner Macht steht.«

»Im Rahmen meiner geringen Möglichkeiten habe ich zur Wahl unseres Präsidenten beigetragen.«

»Ich weiß.«

»Und er leistet gute Arbeit. Die ihm selbstverständlich sehr schwergemacht wird, wenn er bei jeder kleinen Gelegenheit von einer so mächtigen Zeitung wie der Tribune angegriffen wird.«

»Und was erhoffen Sie sich von mir, Senator?«

»Nun ja, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn diese Angriffe aufhören würden.«

»Und dafür könnte ich im Gegenzug mit Werbeeinnahmen aus einigen ihrer Unternehmen rechnen.«

»Mit bedeutenden Werbeeinnahmen, Miss Stewart.«

»Vielen Dank, Senator. Warum rufen Sie nicht wieder an, wenn Sie etwas mehr anzubieten haben?«

Und schon war die Leitung tot.

Matt Baker las den Bericht der Washington Tribune über das

geheime Liebesnest des Präsidenten Russell.

»Wer, zum Teufel, hat den Druck dieses Artikels eigentlich autorisiert?« fuhr er seinen Assistenten an.

»Der Text kam direkt vom Weißen Turm.«

»Verdammt noch mal. Bei dieser Zeitung bin schließlich ich der Chefredakteur, und nicht sie.« Warum lasse ich mir das überhaupt bieten? Es war eine Frage, die er sich nicht zum ersten Mal stellte. Wegen eines Jahresgehalts von dreihundert-fünfzigtausend Dollar plus Prämien und Bezugsrecht auf neue Aktien, gab er sich selbst sarkastisch zur Antwort. Wenn er wieder einmal soweit gewesen war, den Job hinzuschmeißen, hatte sie ihn jedesmal mit noch mehr Geld und weiterem Machtzuwachs verführt. Im übrigen mußte er sich eingestehen, daß es durchaus faszinierend war, für eine der mächtigsten Frauen der Welt zu arbeiten; sie hatte etwas an sich, das er nie verstehen würde.

Sie hatte Matt unmittelbar nach dem Kauf der Tribune angewiesen: »Es gibt einen Astrologen, den Sie anheuern sollten. Sein Name lautet Zoltaire.«

»Er steht mit seiner Kolumne bei unserer Konkurrenz unter Vertrag.«

»Es ist mir völlig egal. Engagieren sie ihn.«

Zu einer späteren Tageszeit teilte Matt Leslie mit: »Ich habe mich wegen Zoltaire sachkundig gemacht. Es würde uns viel zu teuer kommen, ihn aus seinem Vertrag bei der Konkurrenz herauszukaufen.«

»Kaufen Sie ihn heraus.«

Und eine Woche später begann Zoltaire, dessen wahrer Name David Hayworth war, bei der Washington Tribune zu arbeiten. Er war in seinen Fünfzigern - ein kleingewachsener, dunkelhaariger, gefühlsbetonter Mensch.

Für Matt war es ein Rätsel, denn Leslie schien ihm nicht die Art Frau zu sein, die sich für Astrologie interessierte; und nach allem, was er in Erfahrung bringen konnte, bestand zwischen

David Hayworth und Leslie keinerlei persönlicher Kontakt.

Was Matt allerdings nicht wußte: Wann immer Leslie eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte, lud sie Hayworth privat ein.

An jenem ersten Tag der neuen Ära hatte Matt Leslies Namen ins Zeitungsimpressum gesetzt, mit dem Vermerk »Herausgeberin: Leslie Chambers«.

Sie hatte nur einen Blick auf die Zeile geworfen und ihm die Anweisung erteilt: »Ändern. Es muß heißen >Herausgeberin: Leslie Stewartc.«

Die Lady befindet sich auf einem Egotrip, hatte Matt gedacht. Doch da hatte er sich geirrt. Leslie hatte beschlossen, wieder ihren Mädchennamen zu führen, weil es ihr darauf ankam, daß Oliver ganz genau wußte, wer für das, was ihm widerfahren sollte, verantwortlich war.

Am Tag nach der Übernahme der Zeitung hatte Leslie ihre Entscheidung bekanntgegeben: »Und jetzt werden wir ein Gesundheitsmagazin kaufen.«

Matt musterte sie mit einem neugierigen Blick. »Wieso?«

»Weil der gesamte Gesundheitsbereich eine unglaubliche Entwicklung nehmen wird.«

Ihre Annahme hatte sich als richtig erwiesen; das Magazin wurde sofort ein Erfolg.

»Jetzt wollen wir weiter expandieren«, teilte sie Baker mit. »Engagieren Sie ein paar Leute, die für uns nach Publikationen in Europa Ausschau halten.«

»In Ordnung.«

»Und hier in Washington tragen wir zuviel Ballast herum. Entlassen Sie alle Reporter, die sich nicht rückhaltlos einsetzen.«

»Leslie ...«

»Ich will Reporter im Haus haben, die hungrig auf Erfolg sind.«

Wenn die Position eines leitenden Angestellten vakant wurde, bestand Leslie darauf, beim Vorstellungsgespräch persönlich anwesend zu sein. Sie pflegte dem Bewerber zuzuhören und ihm schließlich nur eine einzige Frage zu stellen: »Welchen Score haben Sie beim Golfspiel?« Und von der Antwort auf diese Frage hing oft genug die Einstellung ab.