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»Okay.« Er ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen und schaute den anderen nach, als sie den Raum verließen.

»War ich den Herren gegenüber zu barsch?« wollte sie von ihm wissen.

»Sie haben erreicht, was Sie wollten. Die Kerle sind alle selbstmordgefährdet.«

»Wir sind hier nicht dazu da, Freundschaften zu schließen. Wir haben vielmehr die Aufgabe, eine Zeitung zu machen.« Sie hob den Kopf, um noch einmal die gerahmte erste Zeitungsseite an der Wand zu betrachten. »Können Sie sich vorstellen, was der Verleger dieser Zeitung empfunden hat, als dieser Bericht heraus war und sich herausstellte, daß der neue Präsident Truman hieß? So etwas möchte ich jedenfalls nicht erleben. Niemals.«

»Wenn wir schon dabei sind, von Fehlern zu sprechen«, sagte Matt, »so gestatten Sie mir den Hinweis, daß diese Geschichte über Präsident Russell auf unserer Seite Eins eher einem miesen Boulevardblatt entsprochen hat. Warum prügeln Sie immer wieder auf ihn ein? Geben Sie dem Mann eine

Chance!«

»Er hat seine Chance gehabt«, bemerkte Leslie sibyllinisch und stand auf, um in dem Zimmer auf und ab zu marschieren. »Ich habe einen Hinweis erhalten, daß Russell gegen das neue Kommunikationsgesetz sein Veto einlegen wird, was bedeutet, daß wir die vereinbarte Übernahme des Senders in San Diego und in Oklahoma abblasen müssen.«

»Dagegen sind wir machtlos.«

»O nein, wir können etwas dagegen unternehmen. Ich werde dafür sorgen, daß er nicht im Amt bleibt, Matt. Wir werden alles tun, damit ein anderer Mann ins Weiße Haus kommt. Jemand, der auch weiß, was er tut.«

Matt hatte nicht die Absicht, sich mit Leslie Stewart auf eine weitere Auseinandersetzung über den amerikanischen Präsidenten einzulassen. Es war ein Thema, bei dem sie zur Fanatikerin wurde.

»Er ist für dieses hohe Amt ungeeignet, und ich werde alles daran setzen, damit er bei den nächsten Wahlen verliert.«

Matt Baker wollte gerade nach Hause, als Philip Cole, der Chef der Auslandskorrespondeten beim WTE-Fernsehen, ins Büro stürmte. Seine Miene verriet Sorge. »Wir haben ein Problem, Matt.«

»Kann das nicht bis morgen warten? Ich bin schon spät dran, ich .«

»Es betrifft Dana Evans.«

Matt war sofort hellwach. »Was ist mit ihr?«

»Man hat sie verhaftet.«

»Verhaftet?« fragte Matt ungläubig. »Und weswegen?«

»Spionage, soll ich .«

»Nein. Das nehme ich selbst in die Hand.« Matt Baker rannte wieder zu seinem Schreibtisch und wählte die Nummer des Außenministers.

15

Sie wurde nackt aus ihrer Zelle auf einen kalten, finsteren Hof geschleppt. Sie wehrte sich wie wild gegen die zwei Männer, die sie festhielten, war ihnen jedoch nicht gewachsen. Im Hof warteten sechs Soldaten, die mit den Gewehren bei Fuß standen, als sie - schreiend - zu einem in den Boden eingeschlagenen Holzpfosten gezerrt und dort festgebunden wurde. Oberst Gordan Divjak schaute seinen Männern bei dieser Arbeit zu.

»Das können Sie nicht mit mir machen! Ich bin keine Spionin!« Sie schrie es heraus, doch gegen das Krachen des Gewehrfeuers kam ihre Stimme nicht an.

Oberst Divjak trat von ihr weg und gab dem Exekutionskommando ein Zeichen mit dem Kopf. »Fertig. Zielen .«

»Lassen Sie das Schreien!«

Sie wurde von groben Händen geschüttelt. Ihr Herz schlug wie wild. Sie öffnete die Augen: Sie lag in ihrer kleinen dunklen Gefängniszelle auf dem Feldbett; vor ihr stand Oberst Divjak.

Angsterfüllt schoß Dana auf ihrem Feldbett hoch. Sie blinzelte, versuchte einen klaren Blick zu bekommen, den Alptraum loszuwerden. »Was ... was wollen Sie mir tun?«

»Wenn es auf Erden Gerechtigkeit gäbe«, erwiderte Oberst Divjak mit eiskalter Stimme, »würden Sie erschossen werden. Leider habe ich Anweisung erhalten, Sie freizulassen.«

Danas Herzschlag setzte eine Sekunde lang aus.

»Wir werden Sie in die erste abfliegende Maschine setzen.« Oberst Divjak fixierte sie scharf. »Und«, fuhr er fort, »kommen Sie nie wieder in unser Land.«

Es hatte des ganzen politischen Druckes bedurft, den das amerikanische Außenministerium und der Präsident persönlich aufzubringen vermochten, um Dana Evans zu befreien. Als

Peter Tager von der Festnahme in Sarajevo erfuhr, hatte er sofort den Präsidenten angesprochen.

»Ich habe eben einen Anruf von unserem Außenministerium erhalten. Dana Evans ist wegen des Vorwurfs der Spionage verhaftet worden. Ihr droht die Hinrichtung.«

»Großer Gott! Das ist ja furchtbar. Das können wir nicht zulassen.«

»Genau. Ich hätte von Ihnen gern die Genehmigung, in diesem Sinne in Ihrem Namen tätig zu werden.«

»Genehmigt. Tun Sie alles, was nötig ist, um das zu verhindern.«

»Ich werde mit dem Außenministerium zusammenarbeiten. Und wenn es uns gelingt, wird die Tribune vielleicht ein bißchen sanfter mit Ihnen umgehen.«

Oliver schüttelte den Kopf. »Darauf würde ich lieber nicht bauen. Es sollte uns genügen, Miss Evans aus dieser Hölle herauszuholen.«

Nach Dutzenden von hektisch geführten Telefonaten, unter dem Druck des Weißen Hauses, des amerikanischen Außenministers sowie des Generalsekretärs der Vereinten Nationen erklärten Danas Kerkermeister sich endlich, wenn auch nur zögernd, dazu bereit, sie freizugeben.

Als die Nachricht von ihrer Befreiung eintraf, stürmte Peter Tager zu Oliver. »Sie ist frei. Sie ist zu uns unterwegs.«

»Großartig.«

Auf dem Weg zu einer Sitzung mußte er an diesem Morgen immer wieder an Dana Evans denken. Ich bin ja so froh, daß wir sie retten konnten.

Er konnte nicht ahnen, daß ausgerechnet diese Tat ihm das Leben kosten würde.

Auf dem Dulles International Airport warteten außer Matt Baker zwei Dutzend Zeitungs-, Fernseh- und Rundfunkreporter, als die Maschine mit Dana an Bord landete.

Dana wollte es nicht glauben, als sie die wartende Menge sah, die sich zu ihrer Begrüßung versammelt hatte. »Was ist denn ...?«

»Hierher schauen, Dana, und bitte lächeln!«

»Wie sind Sie behandelt worden? Ist es zu irgendwelchen brutalen Handlungen Ihnen gegenüber gekommen?«

»Was ist das für ein Gefühl, wieder zu Hause zu sein?«

»Gestatten Sie bitte ein Foto!«

»Haben Sie vor, wieder dorthin zurückzukehren?«

Alle sprachen gleichzeitig. Dana war so überwältigt, daß sie wie angewurzelt stehenblieb, bis Matt Baker die Initiative ergriff und sie in eine wartende Limousine drängte, die sofort davonbrauste.

»Was . was geht hier vor?« fragte Dana.

»Sie sind berühmt geworden.«

Sie schüttelte den Kopf. »Damit kann ich überhaupt nichts anfangen, Matt.« Sie schloß die Augen. »Danke, daß Sie mich da herausgeholt haben.«

»Dafür müssen Sie sich bei dem Präsidenten und bei Peter Tager bedanken. Die beiden haben alles in Bewegung gesetzt. Und Leslie Stewart schulden Sie ebenfalls Dank.«

Als Leslie durch Matt von Danas Festnahme erfuhr, hatte sie erklärt: »Diese Mistkerle! Das nimmt die Tribune nicht so einfach hin. Das lassen wir uns nicht bieten. Sorgen Sie dafür, daß die Typen sie freigeben. Ziehen Sie alle Drähte, über die Sie verfügen. Holen Sie mir Dana dort heraus.«

Dana schaute aus dem Fenster der Limousine. Draußen liefen plaudernde, lachende Menschen über die Straße. Es waren weder Gewehrschüsse noch Artillerieeinschläge zu hören. Die Stille war ihr unheimlich.

»Der Redakteur unseres Immobilienressorts hat für Sie eine Wohnung gefunden. Dort bringe ich Sie jetzt hin. Ich möchte Sie bitten, sich erst einmal auszuruhen - Pause zu machen. Mit dem Arbeiten fangen wir dann an, wenn Sie wieder soweit sind.« Er musterte sie prüfend. »Wie fühlen Sie sich? Wenn Sie einen Arzt konsultieren möchten, werde ich .«