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Daraufhin sah ihn Dana zum erstenmal an. »Wie aufregend!« sagte sie. »Und der Zweck des Spiels besteht darin, den Ball zu treffen und dann einmal ums Feld zu laufen, während die andere Seite versuchen muß, Sie daran zu hindern?«

Er musterte sie mißtrauisch. »Na ja ...«

Dana erhob sich. Ihre Stimme zitterte. »Ich habe auch Menschen über ein Feld rennen sehen - nur daß sie um ihr Leben rannten, weil irgendwo jemand war, der auf sie schoß und sie umbrachte!« Sie war beinahe hysterisch. »Das war kein Spiel, da . ging es nicht um so einen blöden Baseball!«

Die übrigen Gäste drehten sich nach ihr um.

»Scheren Sie sich zum Teufel!« Dana brach in Schluchzen

aus und flüchtete nach draußen.

Jeff wandte sich an Matt. »Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte sie doch nicht .«

»Es war nicht Ihre Schuld. Sie hat noch nicht wieder heimgefunden. Und sie hat, weiß Gott, Grund genug, mit den Nerven fertig zu sein.«

Dana hastete in ihr Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Sie ging hinter ihren Schreibtisch, setzte sich und kämpfte gegen die Hysterie an. O Gott, ich habe mich total lächerlich gemacht. Man wird mir kündigen, und sie hätten recht, ich habe es verdient. Warum habe ich den Mann angegriffen? Wie konnte ich mich nur so idiotisch verhalten? Ich gehöre nicht mehr hierher. Ich bin nirgendwo mehr zu Hause. Sie legte die Arme auf den Schreibtisch und schluchzte.

Einige Minuten später ging die Tür auf, und jemand kam herein. Dana blickte auf. Es war Jeff Connors, der ein Tablett in der Hand trug - auf dem Tablett befanden sich ein SchinkenSalat-Tomatensandwich und ein Stück Tortelett a la mode.

»Sie haben Ihr Mittagessen vergessen mitzunehmen«, sagte er sanft.

Dana wischte sich beschämt die Tränen aus dem Gesicht. »Ich . ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir so leid. Ich hatte kein Recht, Sie ...«

»Sie hatten völlig recht«, korrigierte er mit ruhiger Stimme. »Und im übrigen - wer will sich denn schon so ein albernes altes Baseballspiel anschauen?« Jeff stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab. »Darf ich Ihnen beim Essen Gesellschaft leisten?« Er setzte sich.

»Ich habe keinen Hunger. Danke.«

Er seufzte. »Da bringen Sie mich aber wirklich in große Schwierigkeiten, Miss Evans. Matt hat mich dafür verantwortlich gemacht, daß Sie essen. Sie müssen etwas essen. Sie wollen doch nicht, daß ich meine Stellung verliere, oder?«

Dana rang sich ein Lächeln ab. »Nein.« Sie nahm die eine

Hälfte des Sandwichs und aß einen kleinen Bissen.

»Mehr.«

Sie schaute ihn an. »Sie werden wirklich nicht eher Ruhe geben, bis ich das aufgegessen habe, nicht wahr?«

»Darauf können Sie wetten!« Er schaute zu, als sie ein größeres Stück abbiß. »So ist's schon besser. Übrigens - ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber am Freitagabend findet ein Match statt zwischen den Orioles und den Yankees, und wenn Sie sonst nichts vorhaben - würden Sie mich vielleicht gern begleiten?«

Sie schaute ihn an und nickte. »Ja.«

Als Dana am Nachmittag um drei Uhr zu ihrem Antrittsbesuch ins Weiße Haus ging, bedeutete ihr der Pförtner am Eingang: »Mr. Tager würde Sie gern sprechen, Miss Evans. Ich werde jemanden rufen, der Sie zu ihm begleitet.«

Wenige Minuten später wurde Dana von einem Angestellten des Weißen Hauses ins Büro von Peter Tager geführt, der sie bereits erwartete.

»Mr. Tager .«

»Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Sie Ihre neue Position so bald antreten, Miss Evans. Will Ihr Sender Ihnen denn überhaupt keinen Urlaub und keine Erholung gönnen?«

»Ich habe keinen Urlaub machen wollen«, antwortete Dana. »Ich . ich brauche die Arbeit.«

»Nehmen Sie doch bitte Platz.« Sie setzte sich ihm gegenüber hin. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«

»Nein, danke. Ich habe gerade zu Mittag gegessen.« Beim Gedanken an Jeff Connors mußte sie innerlich lächeln. »Mr. Tager, ich möchte Ihnen und Präsident Russell herzlich dafür danken, daß Sie mir das Leben gerettet haben.« Sie zögerte, sprach es dann aber doch aus: »Ich weiß, die Tribune hat sich dem Präsidenten gegenüber nicht gerade besonders zuvorkommend verhalten, und ich .«

Peter Tager hob eine Hand. »Diese Angelegenheit hat nichts mit Politik zu tun. Unter keinen Umständen kann es der Präsident zulassen, daß diese Herrschaften da unten ganz nach Belieben verhaften können. Sie sind mit der Geschichte der Helena von Troja vertraut?«

»Ja.«

Er lächelte. »Also, für Sie hätten wir sogar einen Krieg angefangen. Sie sind eine VIP.«

»Ich empfinde mich selbst nicht als sehr bedeutend.«

»Ich darf Ihnen versichern, daß sowohl der Präsident wie auch ich sehr glücklich darüber sind, daß Sie mit der Berichterstattung über das Weiße Haus betraut worden sind.«

»Ich danke Ihnen. Ich weiß das Kompliment zu schätzen.«

Er blieb einen Moment lang still. »Es ist bedauerlich, daß die Tribune Präsident Russell nicht mag, und daran werden Sie nichts ändern können. Trotzdem - Sie sollten wissen, und ich spreche hier von einer sehr persönlichen Ebene, falls der Präsident oder ich etwas für Sie tun können ... wir haben beide eine sehr hohe Meinung von Ihnen.«

»Ich danke Ihnen.«

Die Tür ging auf, und Oliver kam herein. Dana und Peter Tager erhoben sich von ihren Stühlen.

»Nehmen Sie doch bitte wieder Platz«, sagte Oliver und ging zu Dana. »Willkommen zu Hause.«

»Danke, Mr. President«, sagte Dana. »Und, ich meine es wirklich - ich danke Ihnen.«

Oliver lächelte. »Was hätte es für einen Sinn, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, wenn man nicht einmal in der Lage wäre, das Leben eines Menschen zu retten? Ich will Ihnen gegenüber offen und ehrlich sein, Miss Evans. Keiner von uns hier ist ein Fan Ihrer Zeitung. Doch wir sind alle miteinander Ihre Fans.«

»Ich danke Ihnen.«

»Peter wird mit Ihnen einen Rundgang durch das Weiße Haus machen. Und falls Sie Probleme haben sollten, stehen wir

zu Ihrer Verfügung.«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen.«

»Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich Sie gern mit meinem Außenminister Mr. Werner bekannt machen. Ich wäre froh, wenn er von Ihnen einen Augenzeugenbericht über die Lage in Herzegowina bekommen könnte.«

»Dazu bin ich gern bereit«, erwiderte Dana.

Im Sitzungszimmer des amerikanischen Außenministers lauschten ein Dutzend Herren Danas Bericht über ihre Beobachtungen und Erfahrungen in Bosnien.

»Die meisten Gebäude in Sarajevo sind beschädigt oder zerstört ... Es gibt keinen elektrischen Strom. Wer noch ein Auto besitzt, nimmt abends die Batterien heraus, um damit den Fernseher betreiben zu können ... Der Verkehr in der Stadt ist durch die Wracks zerschossener Autos, Karren und Fahrräder auf den Straßen behindert. Das hauptsächliche Fortbewegungsmittel ist das Laufen . Bei Regengüssen sammeln die Menschen mit Eimern das Wasser aus den Abflußrinnen . Das Rote Kreuz und die Journalisten werden dort nicht respektiert und genießen keinen Schutz. Während des Krieges in Bosnien sind über vierzig Korrespondenten getötet und Dutzende verwundet worden . Es herrscht der generelle Eindruck, daß - ganz gleich, ob die gegenwärtige Revolte gegen Milosevic von Erfolg gekrönt sein wird oder nicht - seine Machtposition durch den Aufstand im Volk in Frage gestellt worden ist .«

Die Unterredung zog sich über zwei Stunden hin. Für Dana war sie zugleich traumatisch und kathartisch; denn einerseits durchlebte sie während ihrer Schilderung die furchtbaren Ereignisse noch einmal; andererseits empfand sie es jedoch als eine Erleichterung, darüber sprechen zu können. Zum Schluß war sie allerdings total erschöpft.

»Ich habe Ihnen sehr zu danken, Miss Evans«, sagte der Außenminister. »Ihre Ausführungen waren sehr informativ.« Er lächelte ihr zu. »Ich bin froh, daß Sie heil und wohlauf zurückgekehrt sind.«