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»Da!« sagte Ruf und deutete aufs Meer. »Da kommt ein Schiff.«

Sie drehten sich alle um, und tatsächlich kam ein Wikinger-Langboot um die Landzunge. Das Segel war aufgerollt, aber der Drachenkopf am Bug hob und senkte sich mit den Schlägen der Ruderer.

»Morgen!« schrie Barney. »Lyn, wo sind Sie? Hatten Sie und Ottar mit diesem Finnboggi nicht verabredet, daß er sein Schiff morgen bringen solle?«

»Sie haben einen sehr dehnbaren Zeitbegriff«, meinte Lyn.

Barney warf seinen Hut auf den Boden und rannte zur Kamera. »Was ist, Gino?« fragte er. »Können Sie davon Aufnahmen machen?«

Gino drehte das Teleskop herum und klemmte sich hinter das Okular. »Sieht gut aus«, sagte er. »Gibt ein paar tolle Bilder.«

»Gut, drehen wir, vielleicht läßt sich etwas gebrauchen.«

Ottar und die anderen Nordmänner rannten den Hügel hinunter auf das Haus zu, und sie hielten auch nicht an, als Barney ihnen nachrief, sie sollten nicht ins Bild laufen.

»Was machen sie?« fragte er, als sie mit Waffen in den Händen ausschwärmten.

»Keine Ahnung«, erklärte Lyn. »Vielleicht ein Begrüßungsritual, das ich nicht kenne.«

Ottar und seine Männer standen schreiend am Ufer, und die Männer im Wikingerschiff schrien zurück.

»Nehmen Sie das alles auf, Gino«, befahl Barney. »Wenn es gut wird, bauen wir es ins Drehbuch ein.«

Unter dem kräftigen Schlag der Ruder kam das Langboot auf den Strand. Der Drachenkopfbug überragte die wartenden Männer. Noch bevor das Schiff richtig stand, hatten die Leute an Bord ihre Schilde gepackt und waren ins Wasser gesprungen. Auch sie gestikulierten mit einem Sammelsurium an Waffen. Die beiden Gruppen trafen aufeinander.

»Wie macht sich das?« fragte Barney.

»Santa Maria!« keuchte Gino. »Die bringen sich um!«

Das Klirren von Metall vermischte sich mit heiseren Kampfrufen, als die Männer aneinandergerieten. Die Beobachter am Hügel konnten keine Einzelheiten erkennen, bis sich einer der Männer aus dem Gewirr löste und humpelnd zum Schiff lief. Er schien verletzt zu sein, und er kam nicht weit. Sein Gegner folgte ihm mit der Axt und streckte ihn nieder.

»Die meinen es ernst …«, sagte Barney mit erstickter Stimme.

»Ich glaube nicht, daß das das Finnboggi mit seinen Leuten ist«, sagte Lyn. »Vermutlich ist ein fremdes Schiff angekommen.«

Barney war ein Mann der Tat, aber diese Taten waren auch ihm ungewohnt. Die Kampfszenen übten eine lähmende Wirkung auf ihn aus. Was konnte er tun? Es war nicht seine Welt und nicht seine Lebensart. Tex oder Dallas wurden mit solchen Dingen fertig. Wo waren sie überhaupt?

»Das Funkgerät«, sagte er zu sich selbst und schaltete es, etwas verspätet, ein. Er rief nach den beiden Revolvermännern.

»Er hat uns gesehen — er dreht sich um — er kommt auf uns zu«, schrie Gino. »Ein großartiges Bild.«

Anstatt sich wieder dem Kampf zu widmen, kletterte der Wikinger axtschüttelnd den Hang hinauf und kam auf sie zu. Die Handvoll Filmleute sahen ihn, aber sie rührten sich nicht. Es war alles so fremdartig, daß sie sich wie Zuschauer vorkamen. Sie konnten sich nicht vorstellen, daß man sie in den mörderischen Kampf verwickeln würde. Der Angreifer kam immer näher, und man konnte auf seinem groben roten Wollkittel dunkle Wasserflecken erkennen. Seine Axt war blutverschmiert.

Er wandte sich schweratmend Gino zu. Offenbar hielt er die Kamera für eine Art Waffe. Gino harrte bis zum letzten Moment aus und filmte. Dann, als die Axt niedersauste, warf er sich zur Seite. Das Beil hackte in eine der Stativstützen, und die Kamera wackelte.

»He, aufpassen!« schrie Barney und bereute es sofort, denn der schwitzende, zornerfüllte Wikinger wandte sich ihm zu.

Gino kauerte sprungbereit da, in der Faust ein blitzendes Messer. Es sah so aus, als könnte er gut damit umgehen — sicher ein Überbleibsel seiner Erziehung in den Elendsvierteln von Neapel. Gino stieß zu, als der Wikinger von ihm abgelenkt war.

Normalerweise hätte er getroffen, aber der Wikinger war trotz seiner Größe flink wie eine Katze. Er wirbelte herum, und die Klinge traf nur den Hüftmuskel. Mit einem Schmerzensschrei riß er die Axt hoch und stieß Gino den Stiel gegen die Stirn. Der Kameramann sackte zusammen. Immer noch zornig, packte der Bulle Gino an den Haaren und zielte mit der Axt nach dem Hals.

Der Schuß peitschte scharf und klar durch die Luft, und der Wikinger taumelte zurück, als die Kugel ihn in die Brust traf. Er hatte den Mund in wortlosem Schmerz aufgerissen, und Tex — niemand hatte bemerkt, daß der Jeep herangefahren war — gab noch zwei Schüsse ab. Sie trafen den Wikinger in die Stirn, und er brach tot zusammen.

Gino erhob sich zitternd und ging sofort wieder an die Kamera. Tex setzte den Jeep in Gang. Die anderen waren so betäubt, daß sie sich nicht rühren konnten.

»Soll ich nach unten fahren und unseren Komparsen ein wenig helfen?« fragte Tex. Er lud seine Waffe nach.

»Ja«, sagte Barney. »Wir müssen etwas unternehmen, bevor es zu viele Tote gibt.«

»Tote kann es so natürlich auch geben«, meinte Tex düster und fuhr den Jeep zum Strand hinunter.

»Schnitt!« rief Barney dem Kameramann zu. »Wir können viel in diesem Film unterbringen. Aber den Jeep kauft uns keiner ab.«

Tex hatte irgend etwas über den Hupenknopf geklemmt, so daß die Hupe ununterbrochen tönte. Dazu fuhr er im niedrigsten Gang und ziemlich schnell, was das Getriebe zum Kreischen und den Motor zum Heulen brachte.

Ottar und seine Leute hatten den Jeep oft genug gesehen und waren ihn gewöhnt, aber das galt nicht für die Eindringlinge. Sie sahen nur ein kreischendes, heulendes Ungeheuer auf sich zukommen und weigerten sich begreiflicherweise, sich diesem Ding zum Kampf zu stellen. Sie verstreuten sich nach rechts und links, je näher Tex dem Strand kam. Ottar und seine Männer versammelten sich hinter dem Jeep und griffen die jetzt geteilten Feinde an. Die Eindringlinge ergriffen eilig die Flucht und kletterten in ihr Langboot.

Hier hätte der Kampf zu Ende sein können, wenn Tex nicht Spaß an der Sache gefunden hätte. Bevor das Boot ins Wasser geglitten war, rannte er um den Jeep herum und holte eine dicke Kabelrolle aus dem Kofferraum. Dann kletterte er auf die Motorhaube. An einem Ende des Kabels befand sich eine Schlinge. Tex wirbelte sie in immer weiteren Kreisen über seinem Kopf und schrie dazu wie ein wild gewordener Cowboy. Dann schnellte sein Lasso vor, und die Schlinge senkte sich ordentlich um den Drachenkopf des Langbootes. Er ruckte einmal daran, um sich zu vergewissern, daß das Kabel hielt, und sprang dann lässig zu Boden. Er klemmte sich wieder hinter das Steuerrad.

Langsam und elegant glitt das Langboot ins Wasser. Die Ruder wirbelten Schaum auf. Tex zündete sich eine Zigarette an und ließ das Kabel abrollen, bis es zwischen dem Schiff und dem Jeep fast straff gespannt war. Einer der Wikinger hackte mit dem Messer auf das Drahtseil ein, doch damit brachte er der Klinge nur ein paar Scharten bei. Tex legte den Rückwärtsgang ein und fuhr an. Das Kabel tauchte aus dem Wasser und spannte sich. Das Langboot bäumte sich auf und kam nicht mehr vom Fleck. Dann zog er es mit dem Jeep langsam, aber beständig an Land. Die Ruder wühlten vergeblich das Wasser auf.

Damit war bis auf das letzte Aufräumen alles vorbei. Die Begeisterung, mit der die Piraten an Land gekommen waren, schien ihnen vergangen zu sein. Waffen wurden an Land geworfen, und die Männer ergaben sich. Nur einer von ihnen besaß noch Kampfgeist. Es war der gleiche, der versucht hatte, das Kabel loszuhacken. Mit der Axt in der einen und dem Schild in der anderen Hand sprang er an Land und griff den Jeep an. Tex brachte den Revolver in Anschlag und wartete, aber Ottar griff in den Kampf ein. Die beiden Wikinger schrien einander Beleidigungen zu, während sie sich vorsichtig umkreisten. Tex steckte den Revolver ein, als er sah, daß alle anderen Kampfhandlungen eingestellt worden waren. Man beobachtete gespannt die beiden Gegner.