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»Gudrid ist in diesem Film Slitheys Name. Du weißt, wer Slithey ist.«

»Ja, aber sie ist nicht hier. Barney, das alles ist dumm.«

Barney hatte jahrelang mit gleichgültigen und schlechten Schauspielern zu tun gehabt und blieb deshalb ruhig. »Warte einen Moment«, sagte er. »Dann versuchen wir es noch einmal.«

Ottar knurrte. Aber schließlich ging die Tür wieder auf, diesmal etwas weniger heftig. Ottar starrte finster in die Kamera. Dann warf er einen Blick auf das Bett, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem glücklichen Lächeln. Seine Augen wurden groß, und seine Hand schnellte ins Innere.

»Schnitt! Das war sehr gut.« Barney erwischte die Flasche Jack Daniels noch schneller als Ottar. »Ich hebe sie dir für später auf. Auu!«

Der Wikinger hielt sein Handgelenk wie in einem Schraubstock fest, und Barneys klammen Fingern entglitt die Flasche. Noch während er ins Haus zurückging, rieb er sich das schmerzende Handgelenk.

Slithey war angekommen. Als man sie aus den Gummistiefeln und Plastikumhängen geschält hatte, stand sie barfuß in einem durchsichtigen rosa Nachthemd da. Sie klapperte mit den Zähnen. Das Gewand war tief ausgeschnitten, und darunter trug sie nur ein fleischfarbenes Trikot.

»Ein Original-Wikinger-Kostüm«, bemerkte Jens Lyn beißend. Er ging. Ottar sog glücklich an der Flasche und beachtete die anderen nicht.

»Mich friert«, sagte Slithey.

»Installiert einen Heizofen über dem Bett«, befahl Barney. »Szene dreiundvierzig. Slithey, klettere in die Falle und mache die Türen hinter dir zu. Da drinnen ist es warm genug.«

»Ich will mir doch keine Lungenentzündung holen.«

»Bei deiner Isolationsschicht! Keine Gefahr!«

Es war eine kurze Szene, die auf der Leinwand nur ein paar Sekunden dauerte, aber bei der Produktion dauern auch die Kleinigkeiten lange, und bis sie fertig waren, hatte Ottar den Flaschenspiegel um die Hälfte gesenkt. Er sang in einer Ecke verklärt vor sich hin.

»Weiter geht es mit fünfundfünfzig. Du bist dran, Ottar. Könntest du dein Gehalt mal kurz auf die Seite legen?« rief Barney.

Durch den Whisky bedeutend friedlicher gestimmt, schlenderte Ottar herbei und sah Slithey an, die sich dekorativ auf dem übergroßen Bett ausgestreckt hatte. Über ihr lag eine gestreifte Indianerdecke.

»Ist sie müde?« fragte Ottar. »Zuviel Licht zum Schlafen.«

»Sehr scharfsinnig von dir, aber wir sind immer noch bei den Aufnahmen. Hör zu, was du tun sollst.« Barney stand neben dem Bett. »Du hast eben die Tür geöffnet, du blickst auf das schlafende Mädchen herab. Dann greifst du nach unten und streichelst sanft ihr Haar. Sie wacht auf und erschrickt. Du lachst, setzt dich auf den Bettrand und küßt sie. Anfangs kämpft sie dagegen an und stößt dich weg, aber dann verwandelt sich der Haß in Liebe, und sie schlingt dir die Arme um den Hals und küßt dich auch. Deine Hand tastet nach der Schulterspange — die hier ist es, die andere haben wir festgeleimt — und streifst sie ab. Das ist alles. Wir blenden hier aus und überlassen den Rest der Phantasie der Zuschauer. Fangen wir an!«

Es war eine Sträflingsarbeit, da Ottar nicht das geringste Interesse an den Aufnahmen zeigte und dauernd nach der Flasche schielte. Barney geriet ins Schwitzen. Schließlich stellte man die Flasche in die Ecke des Betts, wo sie von den Kameras nicht mehr erfaßt wurde. Das bewirkte, daß Ottar wenigstens in Richtung Kamera sah.

Barney nahm einen tiefen Schluck des nach Chemikalien riechenden Wassers und stellte Ottar noch einmal vor den Strich, den man in den Lehmboden gekratzt hatte.

»So«, sagt er. »Wir filmen ohne Ton, und ich helfe dir. Ihr anderen haltet den Mund, mir brummt schon der Kopf. Kamera! Also, Ottar, du siehst nach unten, so — nein, nicht die Flasche anschauen! — du streckst die Hand aus und streichelst ihr Haar. Slithey wacht auf, großartig hast du das gemacht, jetzt setz dich auf das Bett — Vorsicht, daß es nicht zusammenbricht! Okay, jetzt kommt der Kuß.«

Ottars Finger schlossen sich um Slitheys nackte Arme, und plötzlich ging ein Ruck durch ihn. Die Flasche war vergessen. Slitheys Hormone wirkten im elften Jahrhundert ebenso wie im zwanzigsten. Der Geruch ihrer parfümierten Haut stieg ihm in die Nase, und er brauchte keine Instruktionen mehr von Barney.

»Sehr gut«, rief Barney. »Eine leidenschaftliche Umarmung und ein Kuß, aber du wehrst dich, Slithey.«

Slithey wand sich unter seinem Griff und trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Sie wandte den Kopf ab und sagte: »Langsam, Höhlenbär, langsam!« Dann küßte er sie wieder.

»Großartig!« rief Barney. »Winde dich noch einmal so, Slithey, gut. Jetzt die Schulterspange, Ottar!«

Ratsch — der dünne Stoff war zerrissen.

»Paß doch auf!« rief Slithey.

»Nur keine Aufregung«, meinte Barney. »Du bekommst ein neues Hemd, Slithey. Das ist Klasse! Jetzt verwandelt sich dein Haß in Liebe, Slithey. Schön, sehr schön …«

»Seht euch diesen Kerl an!« sagte Amory Blestead.

»Schnitt! Es reicht. Das lassen wir gleich, wie es ist. Ich sagte Schnitt! Ottar, nimm deine Finger … Slithey! Die Szene ist aus!«

Einer der Techniker pfiff begeistert durch die Zähne.

»Kann sie denn keiner auseinanderbringen?«

»Weshalb denn — es scheint ihnen Spaß zu machen — und es ist doch nicht schlimm.«

Stoff zerriß, und Slithey kicherte.

»Ende!« sagte Barney scharf. »Nur die Schulterspange, habe ich gesagt! Ich fürchte, er geht zu weit. Ottar — das doch nicht!«

»Yippee!« rief jemand, und dann entstand ein langes Schweigen, das nur von Ottars pfeifendem Atem unterbrochen wurde.

Barney verärgerte schließlich die faszinierten Zuschauer, als er an die Nische ging und die Türen zuknallte. Von der anderen Seite kam ein schrilles Quieksen. Er wandte sich um und sah Gino an der Kamera. »Was machen Sie da?« rief er. »Schnitt!«

»Schnitt, natürlich«, sagte Gino und kam langsam von der Kamera hoch.

»Haben Sie meinen Befehl nicht beim erstenmal gehört?«

»Befehl? Nein, ich war wohl abgelenkt.«

»Heißt das — daß die Kamera die ganze Zeit über gelaufen ist?«

»Die ganze Zeit«, sagte Gino mit einem breiten Lächeln. »Ich glaube, Mister Hendrickson, Ihr Film kommt sehr nahe an das cinéma vérité heran.«

Barney warf einen Blick auf die verschlossenen Türen und holte nervös eine Zigarette aus der Tasche. »Das kann man wohl sagen. Aber die Version nehmen sie uns unzensiert höchstens in Skandinavien ab.«

»Vielleicht hat Dr. Masters Interesse daran.«

»Ich kenne einen Kerl in Beverley Hills, der solche Filme an Herrenabenden vorführt. Er kauft uns sicher eine Kopie ab«, meinte Amory.

Einen Moment lang herrschte Stille, als hinter der Tür ein glückliches Lachen aufklang.

»Und eine Flasche Whisky hat er auch noch drinnen«, sagte einer der Zimmerleute traurig.

11

»Was mir am elften Jahrhundert wirklich gefällt, ist das köstliche Fischfleisch«, sagte Barney und spießte einen großen Happen auf die Gabel. »Liegt das daran, daß das Meerwasser noch nicht so verseucht ist?«

Der Professor schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich liegt es daran, daß Sie kein Fischfleisch des elften Jahrhunderts essen.«

»Das kaufe ich Ihnen nicht ab. So etwas Köstliches haben wir niemals in unseren Gefriertruhen. Oh, die Wolken lockern sich auf. Wenn es so bleibt, können wir heute den Rest der Heimkehr filmen.«

Sie hatten die Öffnung des Kantinenzeltes hochgeklappt und konnten hinter den Feldern ein Stückchen Meer sehen. Professor Hewett deutete hinüber.

»Die Fische, die es hier gibt, sind die gleichen wie die des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber die Trilobiten auf Ihrem Teller gehören einer anderen Rasse und Zeit an. Die Leute haben sie von den WochenendParties auf Catalina mitgebracht.«