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Ich betrat das Gebäude durch einen Gewölbegang, dessen Stuckverzierungen stark verwittert und beschädigt waren. Im Innern stieß ich auf eine einzelne große, in bräunliches Licht getauchte Kammer, und der Fußboden war mit Blöcken aus diesem harten weißen Metall ausgelegt, das die weichen Füße unzähliger Eloi-Generationen abgewetzt hatten. Polierte Steinklötze dienten als Tische, auf denen Stapel von Früchten aufgetürmt waren; und um die Tische herum hatten sich kleine Gruppen von Eloi versammelt, die aßen und sich unterhielten, wobei sie in ihren schönen Tuniken wie Vögel in einer Voliere wirkten.

Da stand ich nun in meinem versifften Dschungeldress — völlig deplaziert in dieser sonnenbeschienenen Ästhetik —, und eine Gruppe Eloi kam auf mich zu und umringte mich. Ich fühlte, wie kleine Hände mich berührten, wie weiche Tentakel, und an meinem Hemd zupften. Ihre Gesichter hatten die für ihre Rasse charakteristischen kleinen Münder, Grübchen im Kinn und winzigen Ohren, aber diese hier schienen sich irgendwie von den Eloi zu unterscheiden, denen ich in der Nähe der Sphinx begegnet war; und diese kleinen Leute wußten offenbar nichts von mir und fürchteten mich daher auch nicht.

Ich war hierhergekommen, um einen Angehörigen ihrer Rasse zu retten, und nicht, um noch weitere schimpfliche Akte der Barbarei zu begehen, die meinen letzten Besuch geprägt hatten. Also ließ ich ihre Inspektion mit gutem Gewissen und offenen Händen über mich ergehen.

Dann ging ich zu den Tischen, wobei ich ständig von einer Schar Eloi eskortiert wurde. Ich erblickte eine Schale dicker Erdbeeren und stopfte mir die Früchte in den Mund; und binnen kurzem stieß ich dann noch auf einige Exemplare dieser aromatischen Frucht in der fünfeckigen Schale, die mir früher so gut gemundet hatte. Ich suchte mir eine Menge zusammen, die ich für ausreichend hielt, machte eine dunklere, schattige Ecke ausfindig und ließ mich zu dem Mahl nieder, wobei ich von einer kleinen Mauer neugieriger Eloi umgeben war.

Ich lächelte den Eloi zu, begrüßte sie und versuchte mich an die Brocken ihrer einfachen Sprache zu erinnern, die ich früher gelernt hatte. Als ich sprach, drängten sich ihre kleinen Gesichter um mich, wobei sie mich mit großen Augen ansahen und ihre roten Lippen in kindlichem Staunen geöffnet waren. Ich glaube, daß es diese unspektakuläre Begegnung war, die unkomplizierte Menschlichkeit, die mich zu ihnen durchdringen ließ; ich hatte in der letzten Zeit schon zuviel unmenschliche Fremdheit erlebt! Ich wußte, daß die Eloi keine Menschen waren — auf ihre Art waren sie mir genauso fremd wie die Morlocks —, aber sie waren ihnen zumindest sehr ähnlich.

Ich hatte den Eindruck, nur zu nicken und die Augen zu öffnen.

Abrupt kam ich zu mir. Es war bereits dunkel geworden! Die Reihen der mich flankierenden Eloi hatten sich gelichtet, und ihre gütigen, arglosen Augen schienen in der Finsternis zu leuchten.

Panikerfüllt stand ich auf. Fruchtschalen und Blüten fielen von mir herab, wo sie von den verspielten Eloi plaziert worden waren. Ich stolperte durch die Hauptkammer. Sie war jetzt voller Eloi, die in kleinen Gruppen auf dem Metallfußboden schlummerten. Schließlich trat ich aus dem Rundgang in das Tageslicht…

Oder in das, was davon noch übriggeblieben war! Ich schaute mich gehetzt um und sah, wie die Sonne gerade unterging — eine schmale Sichel aus Licht, die eben hinter dem westlichen Horizont versank — und im Osten erkannte ich einen einzelnen hellen Planeten — wahrscheinlich war es die Venus.

Ich schrie auf und hob die Arme gen Himmel! Nach meiner festen Entschlossenheit, meine ungestüme Dummheit der Vergangenheit wiedergutzumachen, hatte ich hier den Nachmittag verpennt wie ein Murmeltier!

Ich hastete zu dem Pfad zurück, dem ich zuvor gefolgt war, und hielt auf den Wald zu. Soviel zu meinem Plan, den Wald noch bei Tageslicht zu erreichen! Als sich die Dämmerung über mich senkte, sah ich am Rande meines Blickfeldes verschwommene grauweiße Geister. Jedesmal, wenn ich eine solche Erscheinung sah, wirbelte ich herum, aber sie flohen und hielten sich außerhalb meiner Reichweite.

Bei diesen Schemen handelte es sich natürlich um Morlocks — die hinterlistigen, brutalen Morlocks dieser Historie — und sie verfolgten mich mit all der Lautlosigkeit, zu der sie als Jäger fähig waren. Meine frühere Beurteilung, daß ich für diese Expedition keine Waffe bräuchte, kam mir nun etwas naiv vor, und ich schwor mir, daß ich beim Erreichen des Waldes einen herabgefallenen Ast suchen und als Knüppel einsetzen würde.

In der Dunkelheit

Ich stolperte ein paarmal wegen der Unebenheit des Bodens und hätte mir wohl die Knöchel verstaucht, wenn ich nicht diese robusten Springerstiefel des Jahres 1944 getragen hätte.

Als ich den Wald erreichte, war es bereits Nacht.

Ich betrachtete diesen großen feuchten, schwarzen Wald. Die Sinnlosigkeit meiner Mission wurde mir bewußt. Ich erinnerte mich, daß ich geglaubt hatte, von einer großen Morlock-Meute eingeschlossen zu sein: wie sollte ich überhaupt diese niederträchtigen paar Exemplare finden, welche die arme Weena entführen würden?

Ich erwog, einfach in den Wald vorzudringen — ich erinnerte mich noch grob an den Weg, den ich das erstemal eingeschlagen hatte — und erwartete, auf diese Art auf mein früheres Ich und Weena zu treffen. Aber sofort realisierte ich die Unausgegorenheit eines solchen Vorgehens. Zum einen hatte ich während meiner Scharmützel mit den Morlocks die Orientierung verloren und war mehr oder weniger blind im Wald herumgestolpert. Und außerdem verfügte ich über keinerlei Schutz: in der Dunkelheit des Waldes wäre ich ziemlich verwundbar. Ohne Frage würde ich es ihnen ordentlich geben, bevor sie mich überwältigen könnten; und überhaupt lag ein solcher Kampf gar nicht in meiner Absicht.

Also zog ich mich etwa eine Viertelmeile zurück, bis ich zu einem kleinen Hügel kam, der den Wald überragte.

Inzwischen war es stockfinster, und die Sterne erschienen in ihrer ganzen Pracht. Wie ich es früher bereits getan hatte, lenkte ich mich ab, indem ich nach Spuren der alten Konstellationen suchte; aber die langsame Eigenbewegung der Gestirne hatte die vertrauten Sternbilder völlig verzerrt. Dafür beschien mich dieser Planet, den ich vorhin schon gesehen hatte, so gleichmäßig wie ein treuer Begleiter.

Ich erinnerte mich, daß Weena an meiner Seite gewesen war, als ich diesen veränderten Himmel zum letztenmal studiert hatte. Sie hatte sich in meine Jacke gewickelt, als wir auf unserem Marsch zum Porzellanpalast in der Nacht gerastet hatten. Ich rief mir meine damaligen Gefühle in Erinnerung: Ich hatte mir überlegt, wie nichtig das irdische Leben im Vergleich mit der Jahrtausende währenden Wanderung der Sterne war, und ich hatte mich kurz von einer elegischen Detachiertheit übermannen lassen — von dem Bewußtsein der Größe der Zeit, das mich meinen irdischen Sorgen weit entrückte.

Aber es hatte nicht den Anschein, als ob sich das jetzt wiederholen würde. Ich hatte genug von grandiosen Perspektiven, von Unendlichkeiten und Ewigkeiten; ich war einfach nur ungeduldig und angespannt. Ich war, und bin es immer gewesen, nur ein Mensch, und nun war ich wieder voll in die banalen Sorgen der Menschheit involviert und beschäftigte mich nur mit meinen eigenen Problemen.

Ich wandte den Blick von den unendlich weit entfernten Sternen und konzentrierte mich wieder auf den vor mir liegenden Wald. Und nun begann sich vor meinen Augen ein sanftes pinkfarbenes Glühen am südwestlichen Horizont zu entfalten. Ich stand auf und vollführte eine Art Tanzschritt, so groß war auf einmal meine Freude. Hier hatte ich die Bestätigung, daß ich nach all meinen Abenteuern, bei der ganzen Vielzahl möglicher Tage, den richtigen Tag in dieser entfernten Geschichte erwischt hatte! Denn dieses Glühen war ein Waldbrand — ein Feuer, das ich aus Achtlosigkeit selbst entfacht hatte.