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Hier in diesem Zeitalter ohne Jahreszeiten waren die Wachstumszyklen völlig unberechenbar, und ich mußte nur ein paar Monate warten, bis die ersten Pflanzen Früchte trugen. Als ich sie den Eloi präsentierte, rief meine Freude nur einen verwirrten Ausdruck in ihren kleinen Gesichtern hervor, denn meine ersten kümmerlichen Erträge konnten hinsichtlich Qualität und Quantität nicht mit den Lieferungen der Morlocks konkurrieren — aber ich konnte die über Größe und Geschmack hinausgehende Bedeutung dieser Früchte durchaus erkennen: denn mit dieser ersten Ernte hatte die langsame Emanzipation der Eloi von den Morlocks begonnen.

Ich konnte genügend arbeitswillige Eloi rekrutieren und im Themsetal eine Reihe kleiner Farmen anlegen. Jetzt gibt es also zum erstenmal seit ungezählten Jahrtausenden Gruppen von Eloi, die unabhängig von den Morlocks überleben können.

Zuweilen möchte ich schier verzagen und glaube, daß ich nicht so sehr ein Ausbilder bin, sondern vielmehr ein Dressierer intelligenter Tiere; aber zumindest ist es ein Anfang. Und ich arbeite mit den aufnahmefähigeren Eloi an einer Erweiterung ihres Wortschatzes und der Verstärkung ihrer Neugier — wie Sie sehen, reaktiviere ich ihre Intelligenz!

Aber ich wußte, daß es mit einer derartigen Motivation und Ausbildung der Eloi allein nicht getan war; denn die Eloi waren ja nicht die einzigen Bewohner dieser Erde. Und wenn meine Reformierung des Lebens der Eloi weitergeht, wird das, wenn auch ungesunde, Gleichgewicht zwischen Eloi und Morlocks zerstört werden. Und die Morlocks werden unweigerlich reagieren.

Ich erkannte, daß sich ein neuer Krieg zwischen diesen posthumanen Spezies zu einem Desaster auswachsen würde, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß meine zaghaften landwirtschaftlichen Initiativen einen massiven Angriff der Morlocks überstehen würden. Und deshalb mußte ich alle antiquierten Begriffe von Loyalität gegenüber der einen oder anderen Seite aus meiner Vorstellung streichen! Als Kind meiner Zeit gelten meine Sympathien natürlich den Eloi, denn sie wirken menschlicher, und meine Arbeit mit ihnen ist erfreulich und produktiv gewesen. Es verhält sich vielmehr so: der Gedanke fällt mir schwer, daß diese kleinen Leute keine Menschen sind — ich glaube, wenn ich jetzt einen Menschen meines eigenen Jahrhunderts gesehen hätte, wäre ich von seiner Größe, Statur und Tapsigkeit überrascht gewesen!

Aber weder Eloi noch Morlocks sind menschlich — sie sind beide post-human — ungeachtet meiner antiken Vorurteile. Und ich kann die Gleichung dieser degenerierten Geschichte nicht lösen, ohne beide Seiten zu berücksichtigen:

Das heißt, ich muß mich der Dunkelheit stellen. Ich muß mit den Morlocks zusammenarbeiten.

Ich habe beschlossen, wieder in den unterirdischen Komplex der Morlocks einzufahren. Ich muß einen Weg finden, mit dieser unterirdischen Rasse zu verhandeln — mit ihnen zu kooperieren, wie ich das auch mit den Eloi tue. Ich habe keinen Anlaß zu der Annahme, daß es unmöglich ist. Ich weiß, daß die Morlocks über eine gewisse Intelligenz verfügen: Ich habe ihre großen unterirdischen Maschinen gesehen, und ich erinnere mich, daß sie, als ich mich in ihrer Gefangenschaft befand, die Zeitmaschine zerlegt, gereinigt und sogar geölt hatten! Es kann gut sein, daß sich unter der äußerlichen Häßlichkeit der Morlocks ein Instinkt verbirgt, der dem handwerklichen Können meiner Zeit näher ist als die Lethargie der schafsähnlichen Eloi.

Ich wußte sehr wohl — Nebogipfel hatte es mir gesagt! —, daß meine Furcht vor den Morlocks überwiegend instinktgesteuert ist und einem Komplex aus Erfahrungen, Alpträumen und Ängsten meiner eigenen Seele entspringt, der an diesem Ort völlig irrelevant ist. Ich hatte mich schon als Kind vor der Dunkelheit und unterirdischen Orten gefürchtet; dann diese Angst vor dem Körper und seiner Beschädigung, die Nebogipfel diagnostiziert hatte — eine Angst, die ich wohl mit vielen Menschen meiner Zeit teile. Und außerdem bin ich so ehrlich einzugestehen, daß ich ein ausgeprägtes Klassenbewußtsein besitze und infolgedessen kaum etwas mit den Werktätigen meiner Zeit zu schaffen hatte, und in meiner Ignoranz hatte ich leider eine gewisse Verachtung und Furcht entwickelt. Und all diese alptraumhaften Fragmente werden hundertfach in meinen Reaktionen auf die Morlocks verstärkt! — Aber eine derart primitive Geisteshaltung ist weder meiner noch meines Volkes würdig und auch nicht Nebogipfels Angedenken. Ich bin entschlossen, diese innere Dunkelheit abzustreifen und die Morlocks nicht als Monster oder Untermenschen, sondern als potentielle Nebogipfel zu betrachten.

Dies ist eine reiche Welt, und es besteht kein Grund für die Nachfahren der Menschheit, sich in dieser garstigen Weise, die sie kultiviert haben, gegenseitig aufzufressen. Das Licht der Intelligenz glimmt nur noch trübe in dieser Historie: aber es ist noch nicht ganz erloschen. Die Eloi bewahren ihre Fragmente der menschlichen Sprache, und die Morlocks ihr evidentes technisches Verständnis.

Ich träume davon, noch vor meinem Tod ein neues Feuer der Rationalität in diesem Zunder zu entfachen.

Ich weiß, daß ich kein Messias bin — wenn mich die schlichten Eloi auch vielleicht für einen gehalten hatten, als ich in einem Hagelsturm zum erstenmal hier erschienen war! Es bedurfte großer Anstrengungen und des Ablegens alter Vorstellungsmuster, das Wesen der Dinge in dieser Welt auch nur zu begreifen; und als es mir schließlich gelungen war, bestand meine erste Reaktion in selbstsüchtiger, panischer Angst. Und ich bin nicht so vermessen zu glauben, daß ich an einem Tag das Schicksal zweier Spezies ändern könnte. Die ganze wissenschaftliche Ausbildung, die ich genossen hatte — dieses jahrtausendelange Lernen und Studieren, das hinter mir lag —, hatte mir damals nichts Nützlicheres als eine Schachtel Streichhölzer bereitgestellt!

Nichtsdestoweniger träume ich davon, mit meinen Handlungen und Unterweisungen jetzt ein neues Streichholz anzuzünden — daß ich wieder das helle Licht des Bewußtseins in den verdunkelten Köpfen dieser feindlichen Völker zum Leuchten bringe. Ich träume davon, daß die Bewohner dieser Erde sich regenerieren und eine Zukunft schaffen, die sich an Noblesse mit allen Zweigen der in der Multiplizität verstreuten Menschheit messen kann.

Ja! — das ist ein nobler Traum — und ein edles Vermächtnis.

Ich habe diese Papiere bei der Erkundung einer Gruft tief unter dem Grünen Porzellanpalast gefunden. Die Seiten waren vakuumverpackt konserviert worden. Es war ziemlich einfach für mich, aus Metallteilen eine Feder und aus Pflanzensäften Tinte herzustellen. Zum Schreiben gehe ich immer zu meiner Bank aus gelbem Metall, die sich auf dem Grat von Richmond Hill befindet, keine Meile von meinem Zuhause entfernt. Und dabei genieße ich die Gesellschaft des Themsetals: dieses liebliche Land, dessen Evolution ich über ganze Erdzeitalter mitverfolgt habe.

Der Zeitreise habe ich entsagt — schon seit langem —, vielmehr, wie bereits erwähnt, habe ich meine Maschine abgewrackt und aus ihren Komponenten Hacken und andere Utensilien gefertigt, die sinnvoller sind als eine Zeitmaschine. (Die beiden Steuerungshebel habe ich indessen behalten — sie liegen neben mir auf der Bank, jetzt, während ich dies schreibe.) Ich bin wohl ganz zufrieden mit meinen hiesigen Projekten; aber die Tatsache, daß ich keine Möglichkeit habe, meinen Zeitgenossen des ausgehenden 19. Jahrhunderts von meinen Entdeckungen und Beobachtungen sowie den anderen Abenteuer zu berichten — vielleicht ist das auch nur meine Eitelkeit! — wurmt mich. Aber jetzt geben mir diese Seiten ja die Gelegenheit, das zu korrigieren.