Es klebte Blut an meinen Händen, und nicht nur der Lebenssaft dieser verrotteten, degenerierten Untermenschen, der Morlocks.
Ich war entschlossen, auf jede mir nur mögliche Art Wiedergutmachung zu leisten für die verabscheuungswürdige Behandlung der armen, auf mich vertrauenden Weena. Ich war voller Entschlossenheit. Meine Abenteuer, körperlich und intellektuell, waren noch nicht vorbei!
Ich veranlaßte Mrs. Watchets, mir ein Bad einzulassen, und kletterte in die Wanne. Trotz meiner inneren Unruhe nahm ich mir die Zeit, mich um meine armen, zerschlagenen Knochen zu kümmern; mit Interesse registrierte ich die Blasen und Narben an den Füßen sowie die leichten Verbrennungen, die ich mir an den Händen zugezogen hatte.
Ich kleidete mich schnell an. Mrs. Watchets bereitete mir ein Frühstück. Bei den Eiern, Pilzen und Tomaten langte ich kräftig zu, aber den Schinken und die Würstchen bekam ich kaum hinunter; als ich in das dicke Fleisch biß, ließ sein salziger und öliger Saft eine leichte Übelkeit in mir aufkommen.
Ich mußte an die Morlocks denken und an das Fleisch, dessen Verzehr ich bei ihren widerwärtigen Mahlzeiten beobachtet hatte! Wie ich mich erinnerte, hatten diese Erfahrungen beim letzten Abendessen meinen Appetit auf Schaffleisch nicht beeinträchtigen können, aber da war mein Hunger auch viel größer gewesen. Konnte es sein, daß ein gewisser Schock und ein Unbehagen, das aus meinen unerfreulichen Erlebnissen herrührte, auch jetzt noch mein Bewußtsein beeinflußte?
Aber bei mir geht es nicht ohne ein handfestes Frühstück ab; ich glaube nämlich, daß eine ordentliche Dosis Pepton am Morgen in den Arterien sehr wichtig ist für das effiziente Funktionieren der menschlichen Maschinerie mit ihrem hohen Energieumsatz. Und heute könnte ein so anstrengender Tag wie noch kaum in meinem Leben werden. Deshalb schob ich mein Unbehagen beiseite und putzte die Platte, wobei ich mich resolut durch den Schinken kaute.
Nach dem Frühstück hüllte ich mich in einen leichten, aber praktischen Sommeranzug. Wie ich meinen Kollegen beim letzten Abendessen wohl erzählt hatte, war mir bei dem Sturz durch die Zeit aufgefallen, daß es in der Welt des Jahres 802701 keinen Winter mehr gab — ob aufgrund der natürlichen Evolution, geogonischer Planung oder Eingriffe in die Sonne selbst, konnte ich nicht sagen —, und so brauchte ich auch keinen Wintermantel oder Schal. Ich setzte einen Hut auf, um die Sonne von meinem blassen englischen Teint fernzuhalten und kramte meine robustesten Wanderstiefel hervor.
Ich nahm einen kleinen Rucksack und machte mich an eine Hausbegehung, wobei ich Schränke und Schubladen nach Utensilien durchsuchte, die ich für meine zweite Reise zu benötigen glaubte — wie ich befürchte, zur großen Beunruhigung der armen und geduldigen Mrs. Watchets, die meine geistige Gesundheit sicher schon längst ins Reich der Legende verbannt hatte! Wie es eben meine Art ist, wollte ich schnell weg, und dennoch wollte ich nicht so überstürzt vorgehen wie beim erstenmal, als ich achttausend Jahrhunderte mit nicht mehr als einem Paar Hausschuhen und einer einzigen Schachtel Streichhölzer bewältigt hatte.
Ich stopfte alle Streichholzschachteln, die ich im Haus finden konnte, in den Rucksack — und schickte Hillyer sogar zum Tabakwarenladen, um noch mehr zu besorgen. Ich packte Kampfer und Kerzen ein — und aufgrund einer Eingebung noch robuste Kordel, um mir neue Kerzen zu machen, falls ich irgendwo stranden sollte. (Ich hatte indessen wenig Ahnung von der Kerzenmanufaktur, aber im strahlenden Licht dieses optimistischen Morgens wollte ich mein Improvisationstalent nicht in Frage stellen.)
Ich packte Franzbranntwein ein, Salben, ein paar Chinintabletten und ein Verbandspäckchen. Eine Waffe hatte ich nicht — ich weiß auch nicht, ob ich eine hätte mitnehmen sollen, selbst wenn ich eine besessen hätte; denn was will ich mit einer Kanone, wenn mir die Munition ausgegangen ist? —, aber wenigstens steckte ich mir ein Taschenmesser ein. Ich packte einen Satz Werkzeuge ein — einen Schraubenzieher, unterschiedlich große Schraubenschlüssel, eine kleine Metallsäge mit Ersatzblatt — sowie ein Sortiment Schrauben und Nickel-, Messing- und Quarzstangen. Ich wollte vermeiden, daß ich bei einer trivialen Panne der Zeitmaschine in irgendeiner Zukunft liegenblieb, nur weil mir etwas Messing fehlte: trotz meines zeitweiligen Vorhabens, eine neue Zeitmaschine zu bauen, nachdem mir die erste im Jahre 802701 von den Morlocks geklaut worden war, hatte ich in dieser verrotteten Zukunftswelt keinen Hinweis auf Materialien gefunden, mit denen ich auch nur eine abgescherte Schraube hätte reparieren können. Natürlich verfügten die Morlocks noch über gewisse handwerkliche Fertigkeiten, aber die Aussicht, mit diesen degenerierten Würmern wegen ein paar Schrauben in Verhandlungen treten zu müssen, sagte mir absolut nicht zu.
Dann fand ich noch meine Kodak und kramte die Blitzvorrichtung hervor. Die Kamera war neu geladen, mit hundert Negativrahmen auf einer Papierrolle. Ich weiß noch, wie verdammt teuer mir das Ding vorgekommen war, als ich es gekauft hatte — ich hatte es für nicht weniger als fünfundzwanzig Dollar auf einem Ausflug nach New York erworben —, wenn ich jedoch mit Aufnahmen aus der Zukunft zurückkehren sollte, würde jeder dieser Zwei-Zoll-Rahmen wertvoller sein als das renommierteste Gemälde.
Hatte ich jetzt alles? Ich fragte noch die arme Mrs. Watchets um Rat, obwohl ich ihr natürlich nicht verriet, wohin die Reise gehen sollte. Die gute Frau — unerschütterlich, mollig, erstaunlich matronenhaft und dennoch mit einem treuen und warmen Herzen — warf einen Blick in meinen vollgestopften Rucksack und hob eine buschige Augenbraue. Dann ging sie in mein Zimmer und kam mit Socken und Unterwäsche zurück, sowie — hier hätte ich ihr einen Kuß geben mögen! — mit meiner Pfeife, Reinigern und der Tabaksdose aus meinem Mantel.
So machte ich mich mit meiner üblichen Mischung aus fieberhafter Ungeduld — und einem grenzenlosen Vertrauen auf den guten Willen und gesunden Menschenverstand der anderen — auf den Weg zurück in die Zukunft.
Mit dem Rucksack unter dem einen Arm und der Kodak unter dem anderen ging ich in mein Laboratorium, wo die Zeitmaschine wartete. Als ich ins Raucherzimmer kam, stellte ich mit gewissem Unbehagen fest, daß ich einen Besucher hatte: einer meiner Gäste vom Vorabend und vielleicht mein bester Freund — es war der Schriftsteller, den ich schon erwähnt hatte. Er stand mitten im Raum, in einen schlecht sitzenden Anzug gekleidet und mit einer denkbar schlampig gebundenen Krawatte dekoriert; die Hände baumelten verlegen an seiner Seite. Ich erinnerte mich wieder, wie ich meinen Freundes- und Bekanntenkreis eingeladen hatte, um ihm einen ersten Bericht meiner Erlebnisse zu geben und daß es dieser junge Mann gewesen war, der mit der größten Intensität zugehört hatte, wobei sein Schweigen Sympathie und Faszination ausstrahlte.
Der Schriftsteller gehörte quasi zur Familie und konnte ohne große Formalitäten bei mir ein- und ausgehen. Ich verspürte ungewohnte Freude bei seinem Anblick und war dankbar für sein Kommen — daß er mich nicht als Exzentriker links liegen ließ, was nach meinem Auftritt am Abend zuvor durchaus vorstellbar gewesen wäre. Ich lachte und streckte, beladen mit Rucksack und Kamera, einen Ellbogen aus; er ergriff das Gelenk und schüttelte es feierlich. »Ich bin bis über beide Ohren beschäftigt«, erklärte ich, »mit dem Ding hier drin.«
Er musterte mich; ich meinte, in seinen hellblauen Augen das verzweifelte Bemühen zu erkennen, mir zu glauben. »Aber ist das nicht nur ein Schwindel? Kannst du denn wirklich durch die Zeit reisen?«