Eine ganze Anzahl Leute bevölkerte die Petersham Road und gaffte. Moses berührte meinen Arm und deutete die Straße hinunter in Richtung der Stadt. »Dort«, sagte er. »Dort ist deine Anomalie.«
Es war, als ob ein Linienschiff aus dem Meer gehoben und von einer großen Welle dort auf Richmond Hill angelandet worden wäre. Es befand sich vielleicht zweihundert Yards vom Haus entfernt: ein großer Metallkasten mit einer Länge von wenigstens achtzig Fuß, der wie ein großes eisernes Insekt mitten auf der Petersham Road lag.
Aber es handelte sich nicht um ein gestrandetes Monster: wie ich jetzt sah, kroch es auf uns zu, langsam zwar, aber zielstrebig, und wo es vorbeigekommen war, bemerkte ich, daß es auf dem Straßenbelag eine Reihe miteinander verbundener Eindrücke hinterlassen hatte, wie die Spuren eines Vogels. Die Oberseite des Linienschiffes war mit einem komplexen Muster von Öffnungen übersät — ich hielt sie für Stückpforten oder Periskopöffnungen.
Der Morgenverkehr war gezwungen, dem Ding auszuweichen; zwei Einspänner lagen umgekippt vor ihm auf der Straße, sowie ein Brauereiwagen, dessen unglückliches Zugpferd noch immer im Geschirr hing, und Bier strömte aus zerbrochenen Fässern.
Ein Jugendlicher mit einer Kappe schleuderte leichtsinnigerweise einen Stein gegen die Metallhülle des Dings. Der Stein prallte von der Wandung ab, ohne einen Kratzer zu hinterlassen, aber dennoch blieb die Aktion nicht ohne Folgen: Ich sah, wie sich ein Gewehrlauf durch eine dieser oberen Öffnungen schob und krachend auf den Jungen abgefeuert wurde.
Er fiel, wo er gestanden hatte, und rührte sich nicht mehr.
Nach diesem Vorfall löste sich die Menge schnell auf, und es ertönten auch keine Schreie mehr. Mrs. Penforth schluchzte in ihr Staubtuch, und Poole brachte sie ins Haus zurück.
Mit einem Knall öffnete sich eine Luke in diesem geländegängigen Linienschiff und ich sah kurz im beleuchteten Inneren ein Gesicht (das ich für maskiert hielt) zu uns herausschauen.
»Es kommt aus der Zeit«, stellte Nebogipfel fest. »Und es ist wegen uns gekommen.«
»Wahrhaftig.« Ich wandte mich Moses zu. »Nun«, sagte ich zu ihm. »Glaubst du mir jetzt?«
Der Leviathan Lord Raglan
Moses' Grinsen war angespannt und nervös, sein Gesicht bleicher als sonst, und die buschigen Augenbrauen schweißnaß. »Offensichtlich bist du nicht der einzige Zeitreisende!«
Das mobile Fort — wenn es denn eines war — überwand träge die Steigung zu meinem Haus. Es war eine lange, flache Kiste, die irgendwie an eine Käseglocke erinnerte. Sie war mit einem Anstrich aus grünen und schlammbraunen Flecken überzogen — als ob ihr natürlicher Lebensraum das offene Gelände wäre. Eine Metallschürze zog sich um ihren unteren Teil, vielleicht um die empfindlicheren Partien der Konstruktion vor feindlichem Gewehr- und Schrapnellfeuer zu schützen. Ich schätzte das Tempo des Forts auf sechs Meilen pro Stunde, und — dank einer neuartigen Antriebstechnik, deren Einzelheiten ich wegen dieser Schürze nicht erkennen konnte — gelang es ihm, sich trotz der Steigung des Hügels in der Waagrechten zu halten.
Abgesehen von uns dreien — und diesem bedauernswerten Brauereigaul — befand sich jetzt keine lebende Seele mehr auf der Straße, und es herrschte eine Stille, die nur vom tiefen Brummen der Maschinen des Forts und dem gequälten Wiehern des Pferdes durchdrungen wurde.
»Daran erinnere ich mich nicht«, sagte ich zu Nebogipfel. »Etwas Derartiges hat sich in meinem 1873 nicht ereignet.«
Der Morlock studierte das näherrückende Fort durch seine Brille. »Wir müssen die Möglichkeit der Multiplen Historien in Betracht ziehen«, meinte er gleichmütig. »Du hast mehr als eine Version des Jahres 657208 gesehen: nun hat es den Anschein, als ob du mit neuen Varianten deines eigenen Jahrhunderts konfrontiert würdest.«
Das Fort kam zum Stillstand, wobei seine Maschinen wie ein riesiger Magen rumorten; ich konnte maskierte Gesichter erkennen, die uns durch die verschiedenen Öffnungen anstarrten, und ein Stander hing schlaff über seiner Hülle.
»Glaubst du, daß wir ihm entkommen könnten?« zischte Moses.
»Das bezweifele ich. Siehst du die Gewehrläufe, die aus diesen Stückpforten lugen? Ich weiß nicht, was das hier für ein Spiel werden soll, aber diese Leute haben erkennbar die Mittel und den Willen, uns gefangenzunehmen.
Laß uns ein wenig Würde zeigen. Wir gehen auf sie zu«, schlug ich vor. »Zeigen wir ihnen, daß wir keine Angst haben.«
Und so schritten wir über das Kopfsteinpflaster der Petersham Road aus, dem Fort entgegen.
Die verschiedenen Gewehre und schwereren Geschütze hatten uns auf unserem Marsch im Visier, und maskierte Gesichter — die so etwas wie Feldstecher benutzten — beobachteten unser Vorrücken.
Als wir uns dem Fort näherten, bekam ich einen besseren Überblick über seine allgemeine Konstruktion. Wie ich schon gesagt hatte, war es etwa achtzig Fuß lang und vielleicht zehn Fuß hoch; die Flanken sahen aus wie Schichten dicken Panzerstahls, obwohl das Arrangement von Stückpforten und Luken am oberen Rand ihm dort einen weniger soliden Anschein verlieh. An der Rückseite der Maschine wurden Dampfwolken ausgestoßen. Ich habe auch schon die etwa einen Fuß hohe Schürze erwähnt, welche die unteren Partien umgab; jetzt konnte ich erkennen, daß diese Schürze weggeklappt worden war und die Maschine — nicht auf Rädern, wie ich erwartet hatte —, sondern auf Füßen stand! Bei diesen handelte es sich um flache, breite Stampfer, die in etwa wie Elefantenfüße aussahen, aber viel größer waren. Anhand der Abdrücke, die sie in der hinter dem Fort liegenden Straße hinterlassen hatten, konnte ich schließen, daß die Sohlen dieser Füße zur besseren Haftung eingekerbt waren. Aufgrund dieser Anordnung der Füße konnte sich das Fort, wie ich jetzt realisierte, auf der ansteigenden Straße mehr oder weniger waagerecht halten.
An der Vorderseite des Forts war eine Vorrichtung angebracht, die wie ein Dreschflegel aussah: sie bestand aus einer schweren Kette, die an einer Trommel hing, welche ihrerseits am Bug des Forts an zwei Metallrahmen geführt wurde. Die Trommel war hochgestellt, so daß die Ketten wie Kutscherpeitschen in der Luft herumbaumelten, und sie machten ein merkwürdig rasselndes Geräusch, als das Fort sich weiterbewegte. Aber die Trommel konnte eindeutig auch abgesenkt werden, so daß die Ketten dann beim fahrenden Fort auf dem Boden schleiften. Ich hatte indessen keine Vorstellung vom Zweck dieser Anordnung.
Wir hielten vielleicht dreißig Fuß vor dem stumpfen Bug der Maschine an. Wir standen so da, daß wir mit leer herabhängenden Händen eine Frontalansicht boten, und die Gewehrschützen hielten ihre Mündungen auf uns gerichtet. Eine Brise trieb Dampfschwaden auf uns zu.
Ich verspürte einen tiefen Schrecken angesichts dieser jüngsten Wendung der Ereignisse. Jetzt, so schien es, war nicht einmal mehr meine Vergangenheit ein Hort der Verläßlichkeit und Stabilität: sogar sie war der Veränderung unterworfen, ganz nach Belieben der Zeitreisenden! Ich konnte dem Einfluß der Zeitmaschine nicht entrinnen: nun, da sie einmal erfunden war, schien es, als ob ihre Auswirkungen sich in der Vergangenheit und Zukunft verzweigten, wie Wellen, die ein Stein erzeugt, der in den gemächlich dahinfließenden Strom der Zeit geworfen wurde.
»Ich glaube, daß es ein britisches Fabrikat ist«, unterbrach Moses meine Gedanken.
»Was? Wie kommst du denn darauf?«
»Meinst du, daß das eine Regimentsflagge ist, dort über der Schürze?«
Ich schaute genauer hin — offensichtlich hatte Moses bessere Augen als ich. Ich habe mich noch nie besonders für militärische Requisiten interessiert, aber Moses schien recht zu haben.