»Darauf wette ich. Deswegen haben sie mich ja auch aus dem Altersheim im Bournemouth Dome geholt. Ich bin mit der Akklimatisierung beauftragt, wie sie es nennen — um euch Eingeborenen aus der Vergangenheit bei der Anpassung zu helfen — verstehst du?«
»Aber Filby — es kommt mir erst wie gestern vor — wie kommt es, daß du…«
»Das?« Er zeichnete seine gebrechliche Statur mit einer abschätzigen, zynischen Geste nach. »Wie es kommt, daß ich so aussehe? Die Zeit, mein Freund. Dieser wundervolle Fluß, auf dessen Wellen du, wie du uns glauben machen wolltest, wie ein Ruderer hin- und herfahren konntest. Nun, die Zeit ist nicht des einfachen Menschen Freund; ich bin auf die rauhe Art durch die Zeit gereist, und das ist das Ergebnis dieser Reise. Seit unserer letzten Sitzung in Richmond und deinem andeutungsweisen magischen Geschwätz von dem Zeitmaschinenmodell — erinnerst du dich? — und deinem Verschwinden in die Zukunft sind für mich siebenundvierzig Jahre vergangen.«
»Noch ganz der alte Filby«, sagte ich mit Sympathie und ergriff seinen Arm. »Selbst du wirst zugeben müssen — spätestens jetzt — daß ich mit der Zeitreise recht hatte!«
»Ist uns allen auch gut bekommen«, grummelte er.
»Und nun«, unterbrach uns der Captain, »wenn Sie mich bitte entschuldigen, meine Herren, ich habe einen 'Naut zu kommandieren. Wir werden in wenigen Minuten zur Abreise bereit sein.« Sie nickte Filby zu und widmete sich wieder ihrer Besatzung.
Filby seufzte. »Kommt mit«, meinte er. »Es gibt einen Platz im Heck, wo wir uns hinsetzen können; dort ist es nicht ganz so laut und schmutzig wie hier.«
Wir schlugen uns zum rückwärtigen Sektor des Forts durch.
Als wir durch den Mittelgang gingen, konnte ich einen näheren Blick auf die Antriebsart des Forts werfen. Unterhalb der zentralen Laufstege sah ich über einem Metallboden eine Anordnung langer Wellen, die frei um eine gemeinsame Achse rotierten; und die Wellen waren mit diesen immensen Rädern gekoppelt. Diese Elefantenfüße, die wir zuvor gesehen hatten, hingen an Beinstümpfen an den Rädern. Von den Rädern tropften Schlamm und Bruchstücke des aufgerissenen Straßenbelags in den Maschinenraum. Ich sah, daß mittels der Wellen die Räder relativ zum Hauptkörper des Forts angehoben oder abgesenkt werden konnten, und es schien, daß die Füße ebenfalls angehoben werden konnten, und zwar über pneumatische Kolben. Es war dieses Arrangement, das die variable Gangart des Forts ermöglichte und es in die Lage versetzte, sich selbst im unzugänglichsten Gelände fortzubewegen oder bei starken Steigungen eine waagrechte Position beizubehalten.
Moses deutete auf den stabilen, stählernen Gitterrohrrahmen, der die Konstruktion des Forts trug. »Schau«, meinte er leise zu mir, »fällt dir an diesem Abschnitt etwas auf? — und auch dort drüben? — die Stangen, die wie Quarz aussehen. Man kann nur schwer sagen, welchen konstruktiven Zweck sie erfüllen.«
Ich sah gründlicher hin; es war schwer, im Licht der entfernten elektrischen Lampen Gewißheit zu erlangen, aber ich glaubte, ein merkwürdiges grünes Leuchten der Quarz- und Nickelstangen wahrzunehmen — ein Fluoreszieren, das mir nur zu bekannt vorkam!
»Es ist Plattnerit«, zischte ich Moses zu. »Die Stäbe sind dotiert worden…«
»Nun, das überrascht mich nicht«, entgegnete Moses. »Wir wissen doch, daß dieses Fort auch eine Zeitmaschine ist.«
»Vielleicht«, sagte ich mit wachsender Erregung, »aber, Moses, ich bin überzeugt — ich kann mich einfach nicht irren, trotz des schlechten Lichts —, daß es sich hier um Komponenten aus meinem Laboratorium handelt: Ersatzteile, Prototypen und Ausschuß, den ich während der Konstruktion meiner Zeitmaschine produziert hatte.«
Moses rückte. »Jetzt wissen wir zumindest, daß diese Leute selbst noch nicht die Technik der Plattneriterzeugung kennen.«
Der Morlock kam zu mir und zeigte auf etwas, das in einem dunklen Winkel des Maschinenraums deponiert war. Ich mußte ein paarmal die Augen zusammenkneifen, aber dann konnte ich erkennen, daß es sich bei den plumpen Konturen um meine Zeitmaschine handelte! — ganz und an einem Stück, offensichtlich aus Richmond Hill mitgenommen und in dieses Fort verbracht, noch mit Gras an den Kufen. Die Maschine war mit Tauen gesichert, als ob sie in einem Spinnennetz hängen würde.
Ich verspürte das dringende Bedürfnis, beim Anblick dieses machtvollen Symbols der Sicherheit vor diesen Soldaten zu fliehen — wenn es denn möglich war — und zu meiner Maschine zu gelangen. Vielleicht konnte ich mein Zuhause erreichen, auch jetzt noch…
Aber ich wußte, daß es ein nutzloses Unterfangen sein würde, und rief mich selbst zur Ordnung. Selbst wenn ich die Maschine erreichen konnte — und schon das war ausgeschlossen, weil die Soldaten mich sofort niedermähen würden —, würde ich meine Heimat nicht wiederfinden können. Nach diesem jüngsten Zwischenfall würde keine Version des Jahres 1891 mehr dem sicheren und wohlhabenden Jahr gleichen, das ich dummerweise verlassen hatte. Ich war in der Zeit gestrandet!
Filby kam zu mir. »Was hältst du von der Maschinerie — hm?« Er hieb mir auf die Schulter, und die Berührung war deprimierend sanft, mit der schwindenden Kraft eines alten Mannes. »Das ganze Ding ist von Sir Albert Stern konstruiert worden«, erläuterte er, »der seit Beginn des Krieges führend in diesen Dingen ist. Ich habe mich ziemlich für diese Biester interessiert, wie sie sich im Lauf der Jahre entwickelt haben… Du mußt nämlich wissen, daß mechanische Dinge mich schon immer fasziniert haben.
Sieh dir mal das an.« Er zeigte in Richtung der Nischen im Maschinenraum. »›Meteor‹-Motoren von Rolls-Royce — eine ganze Reihe davon! Und ein Merrit-Brown-Getriebe — siehst du es, dort drüben? Wir haben hier eine Horstmann-Aufhängung, mit diesen drei Fahrgestellen auf jeder Seite…«
»Ja«, fiel ich ihm ins Wort, »aber — lieber alter Filby — wozu soll das alles gut sein?«
»Wozu? Natürlich für die Kriegsführung.« Filby fuchtelte mit der Hand herum. »Dies ist ein Juggernaut: Kitchener-Klasse; eines der neuesten Modelle. Der Hauptzweck der 'Nauts besteht darin, die Festung Europa zu knacken, mußt du wissen; sie können schnell die allermeisten Verteidigungsanlagen überwinden — andererseits sind sie teuer, nicht sehr zuverlässig und nicht einmal beschußfest. Raglan ist ein ziemlich passender Name, meinst du nicht auch? — Denn Lord Fitzroy Raglan war der Teufelskerl, der während des Krimkrieges die Festung Sewastopol fast im Handstreich genommen hat. Vielleicht hätte der arme alte Raglan…«
»Die Festung Europa?«
Er schaute mich traurig an. »Tut mir leid«, meinte er. »Vielleicht hätten sie mich überhaupt nicht hierherschicken sollen — ich vergesse immer wieder, daß du ja gar nicht weißt, was los ist! Ich bin wirklich zu einem alten Penner geworden, fürchte ich. Schau — ich muß dir sagen, daß wir uns seit 1914 im Krieg befinden.«
»Krieg? Mit wem?«
»Nun, mit den Deutschen natürlich. Mit wem denn sonst? Und es ist wirklich eine schreckliche Sache…«
Diese Worte, dieses Streiflicht eines durch vierundzwanzig Jahre Krieg verdüsterten zukünftigen Europas, ließen mir das Mark in den Knochen gefrieren!
In die Zukunft
Wir kamen in eine Kammer mit einer Seitenlänge von vielleicht zehn Fuß; sie war nur wenig mehr als eine mit der Innenwandung des 'Nauts verschraubte Metallkiste. Eine einzelne elektrische Lampe glühte an der Decke, und die Wände waren mit Leder verkleidet, was die metallische Düsternis des Forts milderte und den Lärm der Maschinen dämpfte — obwohl ein noch tieferes Pochen aus der Struktur des Fahrzeugs wahrgenommen werden konnte. Es gab sechs Stühle — schlichte Lehnstühle —, die mit dem Boden verschraubt und mit Ledergurten versehen waren; außerdem einen kleinen Schrank.