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»Komm schon«, forderte ich Moses auf, während ich lustlos Maske und Epauletten anlegte. »Ich befürchte, daß wir nicht mehr zuhause sind.«

Die Epauletten wogen schwer, paßten sich meiner Jacke aber gut an. Die Maske jedoch, die ich von Oldfield erhalten hatte, war zwar großzügig geschnitten und hatte auch eine gute Paßform, war aber dennoch höchst unangenehm. Die beiden Brillengläser beschlugen fast augenblicklich, und das aus Gummi und Leder fabrizierte Teil entwickelte sich bald zu einer Sauna. »Daran werde ich mich nie gewöhnen.«

»Ich hoffe, daß wir nicht so lange hier sind, damit es erforderlich wird«, zischte Moses ungehalten, wobei seine Stimme durch die Maske gedämpft wurde.

Ich wandte mich Nebogipfel zu. Der arme Morlock — der schon von seiner Schuluniform eingeschnürt war — wurde jetzt von einer lächerlichen Maske gekrönt, die ihm mehrere Nummern zu groß war: als er den Kopf drehte, schlackerte tatsächlich der wie ein Insektenauge aussehende Filter, der vorne an dem Ding hing.

Ich tätschelte ihm den Kopf. »Wenigstens fällst du jetzt unter all den Menschen nicht mehr so auf, Nebogipfel!«

Er würdigte mich keiner Antwort.

Wir tauchten aus der metallenen Gruft des Raglan in einen strahlenden Sommertag ein. Es war gegen vierzehn Uhr, und das Sonnenlicht sprühte über die Tarnfarben des 'Naut. Meine Maske beschlug sofort und füllte sich mit Schweiß, woraufhin ich mir das schwere, enge Ding am liebsten vom Kopf gerissen hätte.

Der Himmel über mir war weit, tiefblau und wolkenlos — obwohl ich hier und da dünne weiße Linien und Wirbel sehen konnte, Spuren von Wasserdampf oder Eiskristallen, die in den Himmel geätzt waren. Am Ende einer solchen Spur sah ich ein Glitzern — vielleicht war es Sonnenlicht, das von irgendeiner metallenen Flugmaschine reflektiert wurde.

Der Juggernaut hockte auf einer Version der Petersham Road, die sich von 1873 und selbst von 1891 deutlich unterschied. Ich sah, daß die meisten Häuser aus meiner Zeit noch standen: sogar mein eigenes stand hinter einem Absperrgitter, das korrodiert und mit Grünspan überzogen war. Aber die Gärten und Rasenflächen schienen durchgehend umgegraben worden zu sein; jetzt gedieh dort eine mir unbekannte Gemüsesorte. Und außerdem registrierte ich, daß viele Häuser schwere Schäden aufwiesen. Von einigen stand nur noch wenig mehr als die Fassade, wobei die Dächer und Innenstrukturen weggerissen worden waren: hier und da waren Gebäude ausgebrannt und vom Feuer geschwärzt; und andere existierten überhaupt nur noch als Trümmerhaufen. Auch mein Haus war beschädigt, wobei jetzt das Sonnenlicht dem Haupthaus als Dach diente, und das Laboratorium war ganz zerstört. Und der Schaden war nicht erst vor kurzem eingetreten: das Leben, grün und vital, hatte das Innere vieler Häuser zurückerobert; die Überreste von Zimmern und Fluren waren mit Moos und jungen Pflanzen tapeziert, und Efeu hing wie bizarre Gardinen vor den klaffenden Fensterhöhlen.

Ich sah, daß der zur Themse abfallende Hang noch immer mit Bäumen bestanden war, doch selbst diese zeigten Anzeichen von Schäden: Ich sah die Stümpfe abgebrochener Äste, verkohlte Stämme und dergleichen. Es war, als ob ein Feuersturm hier durchgezogen wäre. Die Pier war unbeschädigt, aber von der Richmond Bridge waren nur noch die geschwärzten und gekappten Grundpfeiler übrig, wobei die eigentliche Brückenkonstruktion völlig zerstört war. Ich sah, daß ein großer Teil der zwischen dem Fluß und Petersham liegenden Wiesen von dem gleichen Gewächs mit Beschlag belegt worden war, das auch die Gärten übernommen hatte, und auf dem Fluß selbst trieb brauner Schaum.

Es war niemand zu sehen. Der Verkehr ruhte; Unkraut war durch Risse in den Fahrbahnen gebrochen. Ich hörte keine Stimmen — kein Lachen oder Rufen, keine spielenden Kinder — keine Tiere, keine Pferde, keine singenden Vögel.

Von der Lebendigkeit, die diesen Ort früher an einem Nachmittag im Juni erfüllt hatte — das Blitzen von Rudern, das Lachen der Ausflügler, die flußaufwärts fuhren — war nichts mehr geblieben. Angesichts dieses desolaten Zustandes mußte ich an die Regatten und Sommerfeste denken, für die diese Gegend zu meiner Zeit so bekannt gewesen war. Ich erinnerte mich an Feuerwerke, an Hunderte von beleuchteten Booten, die den Strom herunterkamen, und an die in vollem Lichterglanz erstrahlenden Häuser am Ufer…

All das war verschwunden, in diesem düsteren Jahr; und vielleicht für immer. Dies war ein verlassenes Richmond, ein Friedhof. Das erinnerte mich an die herrschaftlichen Ruinen in der Gartenwelt von 802701. Ich wähnte das alles weit weg von mir; niemals hätte ich mir vorstellen können, einmal mein eigenes heimatliches England in einem solchen Zustand zu sehen!

»Großer Gott«, sagte Moses. »Was für eine Katastrophe — welch eine Zerstörung! Ist England aufgegeben worden?«

»O nein«, dementierte der Soldat energisch. »Aber Orte wie dieser sind einfach nicht mehr sicher. Das Gas und die Lufttorpedos — die meisten Menschen sind geflüchtet, in die Kuppeln, müssen Sie wissen!«

»Aber es ist alles so heruntergekommen, Filby«, wandte ich ein. »Was ist aus dem Kampfgeist unserer Leute geworden? Wo ist der Wille, sich an die Arbeit zu machen und alles wieder aufzubauen? Es wäre nämlich zu schaffen, wißt ihr…«

Filby legte eine behandschuhte Hand auf meinen Arm. »Eines Tages — wenn dieser verdammte Krieg vorbei ist — werden wir alles wieder aufbauen. Nicht wahr? Und es wird genauso werden wie zuvor. Aber jetzt…« Seine Stimme brach ab, und ich hätte mir gewünscht, seinen Gesichtsausdruck sehen zu können. »Kommt weiter«, sagte er. »Wir verschwinden besser aus dem offenen Gelände.«

Wir ließen den Raglan zurück und eilten die Straße entlang zum Stadtzentrum: Moses, Nebogipfel und ich, zusammen mit Filby und den beiden Soldaten. Unsere Begleiter aus dem Jahre 1938 liefen irgendwie geduckt, mit ständigen, nervösen Blicken zum Himmel. Ich registrierte erneut, daß Bond auf dem linken Bein stark hinkte.

Sehnsüchtig blickte ich zum Juggernaut zurück, denn in seinem Innern war meine Zeitmaschine — meine einzige Möglichkeit zur Heimkehr, weg von diesem beginnenden Alptraum aus Multiplen Historien — aber ich wußte, daß ich jetzt keine Chance mehr hatte, an die Maschine zu kommen; ich konnte einfach nur die weitere Entwicklung abwarten.

Wir gingen die Hill Street entlang und bogen dann in die George Street ein. Hier war nichts von der Geschäftigkeit und Eleganz zu sehen, durch die sich diese Einkaufsstraße zu meiner Zeit ausgezeichnet hatte. Die Kaufhäuser, wie z. B. Gosling's & Wright's, waren mit Brettern zugenagelt, und sogar die Planken, welche die Fenster bedeckten, waren im Lauf der Jahre durch das Sonnenlicht ausgebleicht worden. Ich sah, daß eine Ecke des Schaufensters von Gosling's aufgebrochen worden war, vermutlich von Plünderern; das dadurch entstandene Loch sah aus, als ob es von einer menschlichen Ratte genagt worden wäre. Wir passierten einen niedrigen Unterstand mit einer dunklen Abdeckung, daneben einen Pfosten mit Karomarkierungen und eine Glasscheibe, die jetzt aber zerbrochen war. Dieser Unterstand wirkte auch verlassen, und der kräftige gelbschwarze Anstrich der Säule blätterte schon ab.

»Das ist ein Bunker zum Schutz vor Luftangriffen«, erklärte mir Filby in Beantwortung meiner entsprechenden Frage. »Eine der früheren Ausführungen. Ziemlich unzureichend — wenn jemals ein Volltreffer eingeschlagen wäre… nun! Und die Markierungen an dem Pfosten weisen auf ein Depot hin, das mit Atemgeräten und Gasmasken ausgerüstet ist. Sie wurden kaum gebraucht, bevor der allgemeine Rückzug in die Kuppeln begann.«

»Luftangriffe… Das ist keine schöne Welt, Filby.«