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Ohne Ausnahme trugen die Fußgänger diese merkwürdigen Metallepauletten, und alle hatten selbst in dieser sommerlichen Hitze die schweren Stofftaschen mit den Gasmasken bei sich.

Ich bemerkte, daß unsere Soldaten ihre Holster geöffnet hatten und — nicht uns, sondern die um uns wogende Menschenmenge beobachteten.

Wir bogen in östlicher Richtung ab und folgten der Queen's Gate Terrace. Dies war eine Gegend von London, die mir vertraut war. Es war eine breite, elegante Straße, die von großen Terrassen gesäumt war; und ich sah, daß die Häuser durch die Zeit kaum gelitten hatten. Die Fassaden wiesen noch immer die Imitationen griechisch-römischer Verzierungen auf, die mir schon damals aufgefallen waren — Säulen mit eingemeißelten Blumenmustern und dergleichen —, und die Gehwege wurden von denselben schwarz angestrichenen Geländern begrenzt.

Bond ließ uns vor einem dieser Häuser anhalten, auf halber Höhe der Straße. Sie erklomm die Treppe zur Haustür und klopfte mit einer behandschuhten Hand dagegen; ein Soldat — ein Gefreiter im Kampfanzug — öffnete. »All diese Häuser sind vor einiger Zeit vom Luftfahrtministerium beschlagnahmt worden. Sie werden alles bekommen, was Sie benötigen — wenden Sie sich einfach an die Gefreiten — und Filby wird auch hierbleiben.«

Moses und ich tauschten Blicke. »Aber was sollen wir denn überhaupt tun?« wollte ich wissen.

»Nur Geduld«, erwiderte sie. »Machen Sie sich frisch und schlafen Sie etwas. Der Himmel mag wissen, was Ihre innere Uhr jetzt anzeigt! Ich habe Instruktionen vom Luftfahrtministerium; man ist sehr an einem Treffen mit Ihnen interessiert«, eröffnete sie mir. »Ein Wissenschaftler des Ministeriums wird Ihre Sache bearbeiten. Er wird Sie morgen aufsuchen.

Nun denn. Alles Gute — vielleicht sehen wir uns bald wieder.« Dann verabreichte sie mir und Moses einen männlichen Händedruck und zitierte den Soldaten Oldfield herbei; dann marschierten sie wieder die Mews hinunter, zwei junge aufrechte und tapfere Krieger — und keinen Deut robuster als dieses kriegsversehrte Wrack, das ich zuvor in der Kensington High Street gesehen hatte.

Das Haus auf der Queens Gate Terrace

Filby führte uns im Haus herum. Die Zimmer waren groß, sauber und hell, obwohl die Vorhänge zugezogen waren. Das Haus war gemütlich, aber schlicht möbliert, in einem Stil, der auch ins Jahr 1891 gepaßt hätte. Die wesentlichen Unterschiede bestanden im verbreiteten Einsatz neuer elektrischer Geräte, insbesondere von Leuchten und anderen Geräten wie einem großen Herd, Kühlschränken, Ventilatoren und Heizungen.

Ich ging zum Eßzimmerfenster und zog den schweren Vorhang zurück. Das Fenster war doppelverglast und am Rand mit Gummi und Leder abgedichtet — auch die Türrahmen wiesen Dichtungen auf — und draußen, an diesem englischen Juniabend, herrschte die Dunkelheit der Kuppel, unterbrochen vom entfernten Flackern der Lichtstrahlen unter dem Dach. Und unter dem Fenster fand ich eine Kiste, die durch eine Einlegearbeit getarnt war und eine Reihe Gasmasken enthielt.

Mit den zugezogenen Vorhängen und dem eingeschalteten Licht war es immerhin für eine Weile möglich, die düstere Welt hinter diesen Wänden zu vergessen!

Es gab auch ein Raucherzimmer, das mit einem ordentlichen Bestand an Büchern und Zeitungen aufwartete; der kleinlaut wirkende Nebogipfel begann sie durchzublättern. Weiterhin gab es einen großen, mit vielen Gittern besetzten Schrank. Moses öffnete ihn und stieß auf eine verwirrende Vielfalt von Ventilen, Spulen und Rollen geschwärzten Papiers. Dieser Apparat war ein sogenannter Phonograph. Er hatte die Größe und Form einer Standuhr, und über seine Vorderseite verliefen elektrische barometrische Anzeigen, eine elektrische Uhr und Kalender sowie diverse Zustandsanzeiger; und er war imstande, Sprache und sogar Musik zu empfangen, die von einer Weiterentwicklung der drahtlosen Telegraphie meiner Zeit mit hoher Präzision übertragen wurde. Moses und ich verbrachten einige Zeit mit diesem Apparat und experimentierten mit seiner Steuerung. Er konnte mittels eines verstellbaren Kondensators Radiowellen unterschiedlicher Frequenzen empfangen — dieses geniale Gerät ermöglichte es dem Hörer, sich die Resonanzfrequenz bestimmter Schwingkreise auszusuchen — und wir stießen auf eine erstaunliche Anzahl von Rundfunkstationen: wenigstens drei oder vier!

Filby hatte sich einen Drink aus Whisky und Wasser gemischt und verfolgte mit Wohlgefallen unsere Experimente. »Der Phonograph ist ein wunderbares Gerät«, schwärmte er. »Macht uns alle zu einem Volk — meint ihr nicht auch? — obwohl die Stationen natürlich alle nur IM sind.«

»IM?« »Informations-Ministerium.« Dann versuchte Filby unsere Aufmerksamkeit zu erregen, indem er uns von der Entwicklung eines neuartigen Phonographen erzählte, der auch Bilder darstellen konnte. »Er existierte schon vor dem Krieg, fand aber wegen der Verzerrung durch die Kuppeln keinen Anklang. Und wenn ihr Bilder wollt, gibt es immer noch die Schwatz-Maschine — alles freilich bloß IM-Kram —, aber wenn ihr mitreißende Reden von Politikern und Militärs liebt und Durchhalteparolen von der Prominenz, dann liegt ihr damit richtig!« Er schwenkte seinen Whisky und grinste. »Aber was kann man schon groß erwarten? — ist schließlich Krieg.«

Moses und ich wurden des Flusses eintöniger Nachrichten und der reichlich müden Orchesterklänge aus dem Phonographen bald überdrüssig und schalteten das Gerät ab.

Jedem von uns wurde ein Schlafzimmer zugewiesen. Außerdem gab es saubere Unterwäsche für alle — sogar für den Morlock — obwohl die Sachen offensichtlich schludrig zusammengenäht waren und schlecht saßen.

Ein Gefreiter, ein schmalgesichtiger Junge namens Puttick, sollte bei uns im Haus bleiben; obwohl er jedesmal, wenn ich ihn sah, im Kampfanzug herumlief, gab dieser Puttick einen wirklich guten Hausdiener und Koch ab. Außerdem befanden sich ständig weitere Soldaten vor dem Haus und auf der Straße. Es war ganz klar, daß wir unter Bewachung standen — oder gar Gefangene waren!

Gegen sieben rief uns Puttick zum Abendessen ins Eßzimmer. Nebogipfel schloß sich uns nicht an. Er verlangte nur nach Wasser und einem Teller Frischgemüse; und er blieb im Raucherzimmer, die Brille auf seinem haarigen Gesicht, hörte dem Phonographen zu und studierte die Magazine.

Das Essen erwies sich zwar als frugal, aber schmackhaft. Der Hauptgang war ein Teller mit etwas, das wie Roastbeef aussah, Kartoffeln, Kohl und Möhren. Ich stocherte am Fleisch herum; es zerfiel ziemlich leicht, und seine Fasern waren kurz und weich.

»Was ist das?« fragte ich Filby.

»Soja.«

»Was?«

»Sojabohnen. Sie wachsen im ganzen Land, außerhalb der Kuppeln — sogar der Oval Cricket Ground ist ihrem Anbau geopfert worden! — denn an Fleisch kommt man dieser Tage nicht mehr so leicht. Die Schafe und Rinder lassen sich nämlich so schwer überreden, ihre Gasmasken anzubehalten, weißt du!« Er schnitt sich eine Scheibe von diesem Zuchtgemüse ab und stopfte sie in den Mund. »Versuch doch auch mal! — ist recht schmackhaft; diese Lebensmitteltechniker verstehen ihr Geschäft.«