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Ich ließ die Hände sinken und fand mich in pechschwarzer Finsternis wieder, unfähig, etwas zu sehen, obwohl mir immer noch Sterne vor den Augen tanzten. Ich spürte den harten Sattel der Zeitmaschine unter mir, und als ich die Hände ausstreckte, ertastete ich die Gläser der kleinen Uhren; und die Maschine schaukelte noch immer, als ob sie ihren Flug durch die Zeit weiter fortsetzen würde. Ich begann mich zu fragen — angsterfüllt! —, ob ich mein Sehvermögen verloren hätte.

Verzweiflung wallte in mir auf, schwärzer als die mich umgebende Dunkelheit. Sollte mein zweites Abenteuer schon so früh und so ruhmlos enden? Ich streckte die Hände aus, tastete nach den Steuerhebeln, und mein auf Hochtouren arbeitendes Gehirn begann Szenarien zu entwerfen, wonach ich die Gläser von den Chronometern abnahm und mich womöglich durch das Zurückdrehen der Zeiger nach Hause durchschlug.

… Und dann merkte ich, daß ich doch nicht blind war: ich sah tatsächlich etwas.

In mancherlei Hinsicht war dies der bisher merkwürdigste Aspekt der ganzen Reise — so merkwürdig, daß ich zunächst überhaupt keine Angst verspürte.

Zuerst machte ich ein Licht in der Finsternis aus. Es war eine vage, verschwommene Helligkeit, einem Sonnenaufgang vergleichbar, und so schwach, daß ich nicht wußte, ob mir meine trüben Augen nur etwas vorgaukelten. Ich glaubte, überall um mich herum Sterne sehen zu können; aber sie waren schwach, ihr Licht gedämpft, als ob man sie durch eine Milchglasscheibe betrachten würde.

Und jetzt, in dem trüben Glühen, begann ich zu realisieren, daß ich nicht allein war.

Das Wesen stand ein paar Yards vor der Zeitmaschine — oder vielmehr hing es frei in der Luft. Es war eine Fleischkugeclass="underline" etwas, das wie ein schwebender Kopf aussah, mit vier Extremitäten rundum und zwei Tentakelbüscheln, die wie groteske Finger herabbaumelten. Sein Mund war als fleischiger Schnabel ausgeformt, und es hatte keine Nase, zumindest keine, die ich als solche identifizieren konnte. Ich bemerkte jetzt, daß die Augen des Wesens — zwei an der Zahl, groß und dunkel — menschlich waren. Es schien Laute auszustoßen — ein leises, murmelndes Blubbern, wie ein Fluß — und ich realisierte mit einem Anflug von Angst, daß dies genau der Laut war, den ich schon früher auf dieser Expedition vernommen hatte, und auch schon auf meinem ersten Ausflug in die Zeit.

Hatte dieses Wesen — dieser Beobachter, wie ich es nannte — mich etwa unerkannt begleitet, auf beiden Expeditionen durch die Zeit?

Mit einemmal raste es auf mich zu. Dann schaute es zu mir hoch, keine drei Fuß von meinem Gesicht entfernt!

Jetzt gingen die Nerven mit mir durch. Ich schrie auf und riß unter Mißachtung der Konsequenzen an dem Hebel.

Die Zeitmaschine schmierte ab — der Beobachter verschwand — und ich wurde in die Luft geschleudert!

Ich versank in Bewußtlosigkeit — wie lange, weiß ich nicht. Langsam kam ich wieder zu mir, wobei ich mit dem Gesicht nach unten auf einer harten, sandigen Oberfläche lag. Ich glaubte, heißen Atem im Genick zu spüren — ein Flüstern, weiches Haar, das über meine Wange strich — als ich aber aufstöhnte und wieder auf die Füße kam, verschwanden diese Wahrnehmungen.

Ich war von tintenfarbener Dunkelheit umgeben. Ich verspürte weder Wärme noch Kälte. Ich saß auf einer harten, sandigen Fläche. Es ging kein Wind, und ein schaler Geruch hing in der Luft. Mein Kopf schmerzte durch den Stoß, den er erhalten hatte, und außerdem hatte ich meinen Hut verloren.

Ich streckte die Arme aus und tastete in meiner Umgebung herum. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich fast sofort durch eine sanfte Kollision mit einem Gewirr aus Elfenbein und Messing belohnt: es war die Zeitmaschine, die wie ich in dieser dunklen Wüste gestrandet war. Ich streckte beide Hände aus und berührte die Verstrebungen und Vorsprünge der Maschine. Sie war zwar umgestürzt, aber in der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob sie vielleicht beschädigt war.

Natürlich mußte ich Licht haben. Ich suchte in der Tasche nach Streichhölzern — nur um dann keine zu finden; ich Narr hatte sie ganz tief im Rucksack unter den gesamten sonstigen Vorräten verpackt! Für einen Moment ergriff mich Panik; aber es gelang mir, sie zu unterdrücken, und ich stand zitternd auf und ging zur Zeitmaschine. Ich überprüfte sie durch Abtasten auf Schäden und suchte die gekrümmten Verstrebungen ab, bis ich den Rucksack fand, der noch immer sicher unter dem Sattel verstaut war. Ungeduldig fummelte ich den Beutel auf und durchstöberte ihn. Ich fand zwei Streichholzschachteln und steckte sie in die Jackentasche; dann nahm ich ein Streichholz heraus und riß es an der Schachtel an.

… Da war ein Gesicht, unmittelbar vor mir, gerade eineinhalb Fuß entfernt, und glühte im Lichtkreis des Streichholzes: Ich sah stumpfe weiße Haut, einen von flachsblondem Haar eingerahmten Schädel und große, graurote Augen.

Das Wesen artikulierte einen seltsamen, gurgelnden Schrei und verschwand in der außerhalb der Streichholzglut liegenden Dunkelheit.

Es war ein Morlock!

Das Streichholz brannte bis auf die Finger herunter, und ich warf es weg; als ich nach einem neuen kramte, hätte ich vor lauter Panik fast die wertvolle Schachtel fallen lassen.

In dunkler Nacht

Der stechende Schwefelgeruch der Streichhölzer stieg mir in die Nase, und ich bewegte mich über die sandige Fläche zurück, bis ich mit dem Rücken an die Messingrohre der umgestürzten Zeitmaschine stieß. Nachdem ich einige Minuten lang diesem Schrecken ausgesetzt gewesen war, kam mir endlich der Gedanke, eine Kerze aus dem Rucksack zu holen. Ich hielt die Kerze dicht vor das Gesicht und starrte in die gelbe Flamme, ohne das warme Wachs zu beachten, das mir über die Finger tröpfelte.

Allmählich gelang es mir, Strukturen in der Welt um mich herum zu erkennen. Ich konnte das Messinggewirr und das Quarz der umgestürzten Zeitmaschine erkennen, das im Kerzenlicht funkelte, und eine Form — wie eine große Statue oder ein großes Gebäude —, die sich bleich und massig nicht weit von meinem Standort in die Höhe reckte. Das Land war nicht völlig ohne Licht. Die Sonne mochte wohl verschwunden sein, aber abschnittsweise schienen die Sterne über mir noch, obwohl ihre Konstellation sich durch den Zeitablauf seit meiner Kindheit verändert hatte. Von unserem freundlichen Mond war indessen nichts zu sehen.

In einem Sektor des Himmels leuchteten überhaupt keine Sterne: Im Westen, auf den schwarzen Horizont zu, war eine flache Ellipse, die, ohne von Sternen unterbrochen zu werden, ein ganzes Viertel des Himmels einnahm. Das war die Sonne, verpackt in dieser erstaunlichen Schale!

Als ich wieder voll beisammen war, entschied ich, daß meine erste Aktion der Sicherung meiner Rückreise gelten mußte: Ich mußte die Zeitmaschine wieder flottmachen — aber natürlich nicht im Dunklen! Ich kniete mich hin und tastete den Boden ab. Der Sand war hart und feinkörnig. Ich setzte den Daumen als Grabwerkzeug ein und hob eine kleine Vertiefung aus; in diesen improvisierten Halter setzte ich die Kerze und hoffte, daß nach ein paar Augenblicken genügend Wachs produziert worden war, um sie noch sicherer zu verankern. Jetzt konnte ich meine Operationen bei permanentem Licht ausführen und hatte auch noch die Hände frei.

Ich biß die Zähne zusammen, holte tief Luft und begann mich mit dem Gewicht der Maschine abzumühen. Ich schob Hände und Knie unter ihren Rahmen und versuchte, das Ding wieder aufzurichten — die Maschine war auf Robustheit ausgelegt worden und nicht auf Handlichkeit — bis sie schließlich unter meinem Einsatz nachgab und wieder die richtige Position einnahm. Dabei streifte ein Nickelstab ziemlich schmerzhaft meine Schulter.

Ich legte eine Hand auf den Sattel und fühlte, daß sein Leder an einigen Stellen vom Sand dieser neuen Zukunft aufgerauht worden war. In der Dunkelheit meines eigenen Schattens streckte ich die Arme aus und stieß schließlich mit den tastenden Fingerspitzen auf die chronometrischen Instrumente — ein Glas war zerbrochen, aber die Mechanik selbst schien noch zu funktionieren — sowie auf die zwei weißen Hebel, mit denen ich nach Hause gelangen konnte. Als ich die Hebel berührte, erzitterte die Maschine wie ein Geist und erinnerte mich daran, daß sie — und ich — nicht aus dieser Zeit waren: daß ich jetzt jederzeit, ganz nach Belieben, nur auf die Maschine zu klettern brauchte, um in die Sicherheit des Jahres 1891 zurückzukehren, mit keinem größeren Risiko als einem leicht angeknacksten Stolz.