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HELAINE: Tu deine Hand da wieder hin.

POMRATH: O Schatz, das weißt du doch.

HELAINE: Genau da. Oh! O Norm!

POMRATH: Bist du schon soweit?

HELAINE: Ein bißchen noch. Laß mir Zeit, das ist so schön, Norm.

Quellen starrte beschämt auf den Boden. Eine vage inzestuöse Lust erfaßte ihn, als er den Liebesakt der Pomraths belauschte. Er griff nach dem Schalter, zögerte, hörte plötzliche Lustschreie, biß die Zähne zusammen, als die Worte auf dem Band intimer wurden und sich in einer Flut stöhnender Seufzer auflösten.

Den Teil sollte ich löschen, dachte Quellen. Ich sollte wenigstens nicht selbst lauschen. Wie abscheulich neugierig wir manchmal sind!

Mit einer ruckhaften Bewegung ließ er das Band weiterlaufen. Nichts als Schlafgeräusche jetzt. Dann Morgengeräusche. Kinder, die herumtappten. Pomrath unter dem Molekularbad. Helaine gähnte und fragte nach den Frühstückswünschen.

POMRATH: Ich gehe heute früh weg.

HELAINE: Glaubst du, daß aus dem Stellenangebot etwas wird?

POMRATH: Was für ein Stellenangebot?

HELAINE: Du weißt schon, der Streifen, den du hattest. Mit dem Hinweis auf den Mann, zu dem du gehen sollst, wenn du arbeitslos bist.

POMRATH: Ach so, der.

Quellen wartete auf mehr. Die Telemetrie verriet ungewöhnliche Erregung bei Pomrath, eine Pulsbeschleunigung, eine Steigerung der Hauttemperatur. Trotzdem wurde das Gespräch ohne Hinweis auf Lanoy abgebrochen. Quellen ließ erneut vorlaufen. Die Zeituhr teilte ihm mit, daß er sich dem Echtzeit-Bereich näherte. Quellen schaltete sich wieder ein.

POMRATH: Sie können mich zu Lanoy bringen, ja?

Der Monitor war darauf programmiert, Alarm auszulösen, sobald der Name ›Lanoy‹ fiel. Es gab eine kaum merkliche Pause, als der Computer die Wellen von Pomraths Worten analysierte, dann wurde der Alarm ausgelöst. An der Steuertafel blinkte eine rote Lampe. Im ganzen Raum schrillten Signale. Eine Warnglocke ertönte. Pöng. Pöng.

Drei Techniker kamen herangestürzt.

Pöng.

»Schon gut«, sagte Quellen. »Ich überwache das. Schalten Sie die verdammte Alarmanlage ab.«

Pöng. Pöng.

Quellen beugte sich vor, seine Hände waren schweißfeucht, während er zuhörte, als sein Schwager den höchsten Verrat an seiner Familie beging.

Pomrath hatte an diesem Morgen eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, natürlich ohne zu ahnen, daß alles, was er tat, in die Zentrale des Sekretariats Verbrechen übertragen wurde und man sogar seinen Herzschlag registrierte.

In den letzten Tagen hatte er viele Fragen gestellt, zumeist, bevor das Ohr angebracht worden war. Die Minizettel, die Lanoys Dienste anpriesen, waren weit verbreitet. Informationen über den wahren Aufenthalt Lanoys waren nicht so leicht zu bekommen. Aber Pomrath war beharrlich.

Er war jetzt entschlossen, fortzugehen.

Er hielt es nicht mehr aus. Helaine und die Kinder taten ihm natürlich leid. Er würde sie vermissen. Trotzdem, er hatte genug und spürte, daß er am Rand des psychischen Zusammenbruchs stand. Die Wörter verloren ihren Sinn für ihn. Er starrte oft eine halbe Stunde lang auf ein Fakband und versuchte die Bedeutung der Reihe von Symbolen auf dem gelben Blatt zu erkennen. Sie waren für ihn wimmelnde Mikroben geworden. KLOOFMAN: ARBEITSLOSIGKEIT. STEUERSATZ. DANTON. MAN-KLOOF. LOSKEITARBIGS. TONDAN. REUETSZATS. KL. OOF. LOSK. ETS TS. Tanzende Mikroskoptierchen. LOSIG. FMAN. Es wurde Zeit, fortzugehen. ANTO. ARBE. KEITS. FLOOK. FLOOK! FLOOK! FLOOK!

Kloof!

Ein einfacheres Wort, das war es, was er brauchte. Dorthin springen, wo nicht alles von Menschen überquoll — ja. Ja. Lanoy war die Lösung. Pomraths Kopf dröhnte. Er hatte das Gefühl, seine Vorderlappen schwollen an und trieben seine Stirn gefährlich auf. »Können Sie mich zu Lanoy bringen?« Sein Kopf mochte zerspringen und das Gehirn auf die Straße verspritzen. »Ich bin arbeitslos. Ich möchte zu Lanoy.« FLOOK! REUETSZATS! »Lanoy?«

Ein gedrungener Mann mit schwabbeligem Gesicht — oben eine Reihe natürlicher Zähne, unten ein fugenloses Schneidegebiß — sagte: »Ich bringe Sie zu Lanoy. Macht vier, ja?«

Pomrath bezahlte.

»Wo muß ich hin? Was muß ich machen?«

»Schnellboot. Linie Sechzehn.«

»Wo steige ich aus?«

»Sie steigen nur ein, das ist alles.«

ARB! FMAN! Pomrath begab sich zur Schnellboot-Rampe. Er ging gehorsam an Bord. Es scheint ein erfreulicher Zufall zu sein, daß jemand passenderweise zur Verfügung steht, der mir sagt, wie ich zu dem schwer erreichbaren Lanoy komme, dachte Norm. Aber kurze Überlegung sagte ihm, daß von Zufall keine Rede sein konnte. Der Mann mit dem schwabbeligen Gesicht war vermutlich ein Mittelsmann von Lanoy gewesen, auf seinen Fersen, bereit, ihn auf den richtigen Weg zu bringen, sobald der kritische Augenblick erreicht war. Natürlich. Seine Augen schmerzten. Etwas Grobes, Körniges war in der Luft, ein spezielles Gas, das auf die Augen wirkte, vielleicht freigesetzt auf Befehl der Hohen Regierung, um die Augenhornhäute der Bevölkerung zu putzen. MANK! NOTD! Pomrath kauerte in einer Ecke des Schnellbootes. Eine Figur mit Kapuze kam heran, ein Mädchen mit rasiertem Kopf, hohen Backenknochen, ohne Lippen.

»Für Lanoy?« fragte sie.

»Warum nicht?«

»Umsteigen in die Northpass-Linie.«

»Wenn Sie meinen.«

»Das ist der einzige Weg.« Sie lächelte ihn an. Ihre Haut schien die Farbe zu wechseln, auf reizvolle Weise das Spektrum durcheilend von Infragrün bis Ultrazitron. LISKGO: REUT! Pomrath zitterte. Er fragte sich, was Helaine sagen würde, wenn sie es erfuhr. Würde sie weinen? Wie bald würde sie wieder heiraten? Würden seine Kinder seinen Namen tragen? Die Pomraths ausgestorben? Ja. Ja. Denn dort würde er einen anderen Namen annehmen müssen. FMANK! Wie, wenn er sich Kloofman nannte? Höchste Ironie: mein Ur-Urenkel ein Mitglied der Hohen Regierung. Große Aussichten.

Pomrath stieg aus. Das Mädchen mit der Kapuze blieb an Bord. Woher wußten sie, wer er war und wohin er wollte? Er fürchtete sich. Die Welt war voller Gespenster. Betet für den Frieden meiner Seele, dachte er. Ich bin so müde. OOF! TON!

Er wartete an der Rampe. Ringsum stachen die Türme häßlicher Gebäude des vergangenen Jahrhunderts Löcher in den Himmel. Er hatte jetzt die Hauptsanierungszone hinter sich. Wer wußte, in welch stinkendes Viertel er mußte? Ein neues Schnellboot kam. Pomrath stieg ein. Ich bin in euren Händen, dachte er. LANOY! YONAL! Irgendeiner. Irgendeiner. Nur holt mich hier raus.

Raus!

Er fuhr nach Norden. War das immer noch Appalachia? Der Himmel war hier dunkel. Vielleicht auf Regen programmiert. Ein reinigender Guß, um die Straßen zu säubern. Was, wenn Danton einen Regen aus Schwefelsäure empfahl? Das Pflaster zischend und rauchend, die Bürger hin und her stürzend, während ihr Fleisch sich auflöste. Der Gipfel an Bevölkerungskontrolle. Tod vom Himmel. Geschieht dir recht, wenn du ins Freie gehst. Das Schnellboot hielt. Pomrath stieg aus und wartete auf der Rampe. Hier fiel Regen und klatschte auf den Gehsteig.

»Ich bin Pomrath«, sagte er zu einer netten alten Dame.

»Lanoy wartet. Kommen Sie.«

Zehn Minuten später befand er sich auf dem Land. An einem See stand eine Hütte. Gestalten eilten geheimnisvoll hinein und heraus. Pomrath wurde vorwärtsgestoßen. Eine säuselnde Stimme sagte: »Lanoy wartet hinten auf Sie.«

Er war ein kleiner Mann mit einer großen Nase. Er trug Kleidung, die zweihundert Jahre alt zu sein schien.

»Pomrath?«

»Ich glaube.«

»Was sind Sie, Stufe Zwölf?«

»Vierzehn«, gestand Pomrath. »Holen Sie mich hier heraus, ja, bitte.«

»Mit Vergnügen«, sagte Lanoy.

Pomrath blickte auf den See. Es war ein grauenhafter Anblick, totale Verseuchung. Riesige, schmierige Klumpen grober Algen quollen durch das ölige Wasser.