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Nach einiger Zeit sagte Kloofman: »Sie haben Ihren Wunsch durchgesetzt. Hier bin ich. Was wollen Sie?«

Quellen bewegte die Lippen, aber es dauerte einige Sekunden, bis er einen Ton herausbrachte.

»Wissen Sie, was ich denke?« stieß er hervor. »Ich bin froh, daß es Sie gibt. Das denke ich. Es ist eine Erleichterung, zu wissen, daß Sie echt sind.«

Kloofman brachte ein Lächeln zustande.

»Woher wissen Sie, daß ich echt bin?«

»Weil —« Quellen verstummte. »Also gut. Ich nehme das zurück. Ich hoffe, Sie sind echt.« Seine Hände am Körper zitterten. Kloofman beobachtete, wie der Mann sich erkennbar anstrengte, sich zusammenzunehmen — eine Bemühung, die wenigstens äußerlich erfolgreich zu sein schien.

»Sind Sie der Mann, der Mortensen entführt hat?«

»Ja.«

»Wo ist er?«

»Das kann ich nicht preisgeben, Sir. Noch nicht. Ich muß Ihnen zuerst einen Handel vorschlagen.«

»Einen Handel mit mir?« Kloofman lachte leise in sich hinein. »Sie sind in Ihrer Frechheit unglaublich«, sagte er mild. »Ist Ihnen nicht klar, was ich mit Ihnen machen kann?«

»Doch.«

»Und trotzdem kommen Sie her und wollen mit mir handeln?«

»Ich habe Mortensen«, erinnerte ihn Quellen. »Wenn ich ihn nicht freilasse, kann er am 4. Mai nicht springen. Und das bedeutet —«

»Ja«, sagte Kloofman scharf. Er spürte, wie in seinem Körper der Spannungspegel stieg. Dieser Mann hatte tatsächlich seine verwundbare Stelle gefunden. Es war lächerlich, daß ein Prolet ihn in Schach hielt, aber so war es nun einmal. Kloofman konnte kein Risiko eingehen bei einem Mann, der drohte, die Vergangenheit umzustürzen. Keine Computersimulation konnte auch nur von weitem die Wirkungen berechnen, die entstehen würden, wenn man den Springer Donald Mortensen aus seiner Zielzeit herausnahm. Der Weltführer war hilflos. Kloofman sagte: »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Quellen. Sagen Sie, was Sie wollen. Dann werden Sie beseitigt, und der Ort, wo Mortensen sich befindet, wird aus Ihrem Gehirn herausgeholt.«

»Mortensen ist darauf programmiert, zu sterben, sobald in mein Gehirn eingegriffen wird«, erklärte Quellen.

Kann das wahr sein? fragte sich Kloofman. Oder ist das Ganze ein Riesenbluff?

»Was wollen Sie?«

Quellen nickte. Er schien an Haltung und Kraft zu gewinnen, so, als sei er dahintergekommen, daß Kloofman kein Übermensch war, sondern nur ein sehr alter Mann mit großer Macht.

»Ich bin mit der Aufklärung der Zeitreisen beauftragt worden«, sagte Quellen. »Es ist mir gelungen, den Mann zu finden, der das Unternehmen betreibt. Er ist in Gewahrsam. Leider besitzt er Informationen, die mich mit einer illegalen Tat belasten.«

»Sind Sie ein Verbrecher, Quellen?«

»Ich habe etwas Illegales getan. Das könnte mir Degradierung und Schlimmeres eintragen. Wenn ich den Mann Ihren Leuten übergebe, wird er mich bloßstellen. Deshalb verlange ich Straffreiheit. Das ist die Abmachung. Ich gebe Ihnen den Mann, und er wird meine Tat ausplaudern, aber Sie werden mich in meiner Stellung bestätigen und dafür sorgen, daß ich nicht verfolgt oder degradiert werde.«

»Was haben Sie getan, Quellen?«

»Ich besitze eine Villa Klasse Zwei in Afrika.«

Kloofman lächelte.

»Sie sind wirklich ein Schurke, nicht?« meinte er ohne Groll. »Sie schwingen sich über Ihre Stufe auf, Sie erpressen die Hohe Regierung —«

»Im Grunde halte ich mich für einigermaßen anständig, Sir.«

»Das mag schon sein. Aber ein Halunke sind Sie trotzdem. Wissen Sie, was ich mit einem gefährlichen Mann wie Ihnen tun würde, wenn ich die Wahl hätte? Ich würde Sie in die Zeitmaschine stecken und weit in die Vergangenheit schleudern. Das ist der sicherste Weg, um mit Agitatoren fertigzuwerden. So werden wir es auch machen, sobald wir —« Kloofman verstummte. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Ihre Kühnheit bringt mich aus der Fassung. Was ist, wenn ich Sie anlüge? Ich sichere Ihnen Straffreiheit zu, Sie übergeben mir Mortensen und den Vokaten mit der Zeitmaschine, dann lasse ich Sie trotzdem festnehmen.«

»Ich habe noch zwei andere registrierte Springer versteckt«, sagte Quellen ungerührt. »Einer soll später in diesem Jahr, der andere Anfang nächsten Jahres springen. Sie sind meine Rückversicherung dafür, daß Sie mich ungeschoren lassen, sobald ich Mortensen zurückgegeben habe.«

»Sie bluffen, Quellen. Sie haben die beiden anderen Springer eben erfunden. Ich stecke Sie unter eine Hirnsonde und prüfe das nach.«

»Wenn die Sonde mein Gehirn berührt, stirbt Mortensen«, sagte Quellen.

Kloofman verspürte ungewohnte Pein. Er war überzeugt davon, daß dieser ärgerliche Prolet einen Bluff auf den anderen häufte — aber das war nicht nachzuweisen, wenn man nicht in sein Gehirn eindrang, und Bluff Nummer Eins sorgte dafür, daß das für Kloofman zu gefährlich war. Es mochte nicht nur ein Bluff sein.

»Was wollen Sie wirklich, Quellen?« fragte er.

»Das sagte ich schon. Eine Zusicherung der Straffreiheit, vor Zeugen. Ich verlange die Garantie, daß ich nicht bestraft werde, weil ich das Haus in Afrika hatte, und daß mir nichts passiert, weil ich so zu Ihnen vorgedrungen bin. Dann gebe ich Ihnen den Vokaten und Mortensen.«

»Und die beiden anderen Springer?«

»Auch die. Nachdem ich mir Ihres guten Willens sicher bin.«

»Sie sind unglaublich, Quellen. Aber Sie scheinen in einer sehr starken Position zu sein. Ich kann nicht zulassen, daß Sie Mortensen behalten. Und ich will diese Zeitmaschine. Sie ist für uns vielseitig verwendbar. Gewinnbringend. Politisch zweckmäßig. Zu gefährlich, als daß sie in privaten Händen bleiben dürfte. Also gut. Also gut. Die Zusicherung haben Sie. Ich gebe Ihnen sogar noch mehr, Quellen.«

»Mehr, Sir?«

»Ihre Villa ist Stufe Zwei, sagten Sie? Ich nehme an, Sie wollen weiter darin wohnen. Wir werden Sie also auf Stufe Zwei befördern müssen, nicht?«

»Mich in die Hohe Regierung aufnehmen, Sir?«

»Gewiß«, sagte Kloofman herzlich. »Bedenken Sie: Wie kann ich Sie auf niedere Ränge zurückschicken, nachdem Sie so über mich triumphiert haben? Sie haben an Rang gewonnen. Ich setze Sie hier herauf. Giacomin wird einen Platz für Sie finden. Ein Mann, der getan hat, was Sie taten, Quellen, kann nicht auf einem niederen Bürokratenposten bleiben. Wir werden das schon einrichten. Sie haben mehr erreicht, als Ihre Absicht war.« Kloofman lächelte. »Ich beglückwünsche Sie, Quellen.«

Quellen platzte an die Luft hinaus, nachdem er Etage um Etage in der legendären Katakombe hinaufgestiegen war, in der Peter Kloofman hauste. Er wankte hinaus auf die Straße und stellte sich fest auf die Füße, den Blick auf die Riesentürme über ihm gerichtet. Er sah die Träger der Verbindungsbrücken, die funkelnden Kegel auf den Gebäuden, das schwach leuchtende Blau hinter den Gipfeln.

Ich habe nicht viel Zeit, dachte Quellen.

Er war nach dem Gespräch mit Kloofman vor Schreck betäubt. Im Rückblick vermochte er sich nicht mehr vorzustellen, wie ihm ein solches Unternehmen gelungen sein konnte. Ins innerste Heiligtum eines Mannes auf Stufe Eins einzudringen, dort rundheraus Forderungen zu stellen und Kloofman zur Einwilligung zu zwingen, Betrug auf Betrug zu häufen und mit seinem Bluff durchzukommen — das war nicht wirklich wahr. Es konnte nicht wahr sein. Das mußte ein Tagtraum in einem Schnüffellokal sein, ein Traum von der Macht, der verblassen würde, sobald die Drogenwirkung nachließ.

Aber die Gebäude waren wirklich. Der Himmel war wirklich. Die Straßen waren wirklich. Und das Gespräch mit Kloofman war auch wirklich gewesen. Er hatte gewonnen. Er war eingeladen worden, sich auf Stufe Zwei befördern zu lassen. Er hatte Kloofman zum Rückzug gezwungen.