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Hier ist ein Punkt, den es zu bedenken gilt, dachte er:

Viele dieser Springereintragungen gaben das genaue Datum an, an dem jemand sich auf den Weg in die Vergangenheit gemacht hatte. Dieser Martin Backhouse etwa; er hatte sich am 1. November 2488 verflüchtigt. Es war schon zu spät, um dagegen noch etwas zu unternehmen, aber wie, wenn das Register einen Springer aufführte, der sich am 4. April 2490 entfernt hatte? Das war nächste Woche. Wenn man eine solche Person unter Beobachtung stellte, seinen Weg zum Spediteur verfolgte, ihn sogar am Weggang hinderte —

Quellen verzagte. Wie konnte jemand daran gehindert werden, in der Zeit zurückzukehren, wenn jahrhundertealte Dokumente bewiesen, daß er sicher in die Vergangenheit gelangt war? Wieder das Paradoxe. Das mochte das Gefüge des Universums ausheben. Wenn ich mich einmische, dachte Quellen, und einen Menschen aus der Matrix reiße, gerade als er sich auf den Weg machen will —

Er ging die endlose Reihe von Springern durch, die Brogg für ihn zusammengestellt hatte. Mit dem verstohlenen Vergnügen eines Menschen, der weiß, daß er etwas durchaus Gefährliches tut, suchte Quellen nach der gewünschten Information. Er brauchte einige Zeit dazu. Brogg hatte die Liste alphabetisch aufgebaut und nicht nach dem Datum der Abreise oder der Ankunft geordnet. Außerdem hatten viele Springer sich einfach geweigert oder es versäumt, ihren Abreisetag anders als sehr vage anzugeben. Und da er die Liste der Daten nun schon fast zu vier Fünfteln durchgegangen war, blieb Quellen nicht mehr viel Spielraum.

Eine halbe Stunde geduldigen Suchens förderte den Gesuchten jedoch zutage:

RADANT, CLARK R. Entdeckt 12. Mai 1987 in Brooklyn, New York. Befragt acht Tage. Erklärter Geburtstag 14. Mai 2458, erklärter Tag der Abreise Mai 2490 (Tag?)…

Das genaue Datum war nicht angegeben, aber es würde genügen. Im kommenden Monat würde Clark Radant scharf überwacht werden, beschloß Quellen. Wollen doch sehen, ob er nach 1987 entwischen kann, während wir ihn beobachten.

Er rief das Hauptarchiv an.

»Die Unterlagen über Clark Radant, geboren 14. Mai 2458«, knurrte Quellen.

Der riesige Computer irgendwo unter dem Gebäude war darauf konstruiert, sofort zu antworten. Er verschaffte jedoch nicht auch automatisch sofortige Befriedigung, und die Antwort, die Quellen erhielt, war nicht sehr nützlich.

»KEINE UNTERLAGEN ÜBER CLARK RADANT, GEBOREN 14. MAI 2458«, erfuhr er.

»Keine Unterlagen? Soll das heißen, eine solche Person gibt es nicht?«

»BESTÄTIGT.«

»Das ist ausgeschlossen. Er steht im Springer-Register. Nachprüfen! Er ist am 12. Mai 1987 in Brooklyn aufgetaucht. Feststellen, ob er das nicht getan hat!«

»BESTÄTIGT. CLARK RADANT AUFGEFÜHRT UNTER ANKUNFT 1987, ABGANG 2490.«

»Na bitte! Es muß also Informationen über ihn geben. Warum wird behauptet, es gäbe keine Unterlagen über ihn, wenn —?«

»MÖGLICHERWEISE GEFÄLSCHTER SPRINGERVERMERK IST EINZIGER EINTRAG. NAME AUF LISTE BEGRÜNDET KEINE LEGITIME EXISTENZ. MÖGLICHKEIT UNTERSUCHEN, DASS NAME RADANT EIN PSEUDONYM.«

Quellen nagte an seiner Unterlippe. Ja, kein Zweifel! ›Radant‹ hatte, wer immer er sein mochte, nach der Landung 1987 einen falschen Namen angegeben. Vielleicht waren alle Namen auf der Liste Pseudonyme. Vielleicht wurden die Springer einzeln angewiesen, bei der Ankunft ihre wahren Namen zu verschweigen, oder sie wurden möglicherweise so behandelt, daß sie diese selbst bei einem Verhör nicht preisgeben konnten. Der rätselhafte Clark Radant war acht Tage lang vernommen worden, hieß es dort, und hatte trotzdem keinen Namen genannt, der mit irgendeinem in den Geburtsarchiven übereinstimmte.

Quellen sah seinen kühnen Plan in den Schlucker flattern. Er versuchte es aber noch einmal. In der Erwartung, erneut eine halbe Stunde suchen zu müssen, wurde er nach nur fünf Minuten mit einem neuen Hinweis belohnt:

MORTENSEN, DONALD G. Entdeckt 25. Dezember 2088 in Boston, Massachusetts. Vernommen vier Stunden. Erklärter Geburtstag 5. Juni 2462, erklärter Abreisetag 4. Mai 2490…

Er hoffte, daß das vor vierhundertzwei Jahren fröhliche Weihnachten für Donald Mortensen in Boston gewesen waren. Quellen fragte wieder im Hauptarchiv nach und wollte wissen, was über Donald Mortensen, geboren 11. Juni 2462, zu erfahren sei. Er rechnete mit der Mitteilung, daß keine solche Person in den umfangreichen Geburtsannalen dieses Jahres vermerkt sei.

Statt dessen schnatterte ihm der Computer etwas von Donald Mortensen vor — Eignungsklasse, Personenstand, Adresse, äußerliche Beschreibung, Gesundheitszustand und überstandene Krankheiten. Quellen mußte die Maschine schließlich zum Schweigen bringen.

Nun gut. Es gab einen Donald Mortensen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht — würde sich keine machen —, ein Pseudonym zu benutzen, als er vor vierzig Jahrzehnten am Weihnachtstag in Boston aufgetaucht war. Falls er auftauchte. Quellen befragte noch einmal das Springer-Register und erfuhr, daß Mortensen Beschäftigung als Automechaniker gefunden (wie vorzeitlich! dachte Quellen) und 2091 eine Donna Brewer geheiratet hatte, um mit ihr fünf Kinder zu zeugen (noch vorzeitlicher!) und weiterzuleben bis 2149 und zu sterben an einer ungenannten Krankheit.

Diese fünf Kinder hatten ohne Zweifel selbst wieder unzählige Nachkommen gehabt, wurde Quellen klar. Tausende Menschen der modernen Zeit mochten von ihnen abstammen, inklusive Quellen selbst oder ein Mitglied der Hohen Regierung. Wenn Quellens Gehilfen sich nun am kritischen 4. Mai auf Donald Mortensen stürzten und ihn daran hinderten, sich ins Jahr 2088 zu verdrücken —

Quellen spürte ein Zögern. Das Gefühl kühner Entschlossenheit, das ihn vorher gepackt hatte, verflog völlig, als er über die Folgen nachdachte, die es haben konnte, wenn man Donald Mortensens feststehendes Vorhaben verhinderte.

Vielleicht sollte ich vorher mit Koll und Spanner darüber reden, dachte Quellen.

4

Die Stellungsmaschine — präziser: das Zentrale Arbeitsregister — befand sich in der großen Eingangshalle einer geodätischen Kuppel, hundertachtzig Meter breit. Die Kuppel war mit Platinspray von drei Molekülen Dicke überzogen. Im Inneren, an den Wänden der Kuppel, waren die äußeren Erscheinungsformen der Computeranlagen angebracht, die sich anderswo befanden. Ein arbeitsames, unbelebtes Gehirn arbeitete ohne Unterlaß daran, Beschäftigungsangebote aufzulisten und sie mit Voraussetzungen zu vergleichen.

Norm Pomrath fuhr mit dem Schnellboot zur Stellungsmaschine. Er hätte zu Fuß gehen und auf Kosten einer Stunde Zeit eine Münze sparen können, zog es aber vor, das nicht zu tun. Das war bewußte Verschwendung. Seine Zeit war nahezu unbegrenzt, sein Barbestand trotz der Großzügigkeit der Hohen Regierung nicht. Die wöchentliche Arbeitslosenunterstützung, die er durch die Güte von Danton und Kloofman und der anderen Mitglieder der herrschenden Elite in Scheckform erhielt, deckte alle Grundkosten für die vierköpfige Familie Pomrath, ging aber nicht weit darüber hinaus. Pomrath war gewöhnlich sparsam. Er haßte die Alu natürlich, aber es bestand wenig Aussicht, daß er je eine feste Anstellung finden würde, so daß er, wie jedermann, die unpersönliche Wohltätigkeit hinnahm. Niemand verhungerte auf dieser Welt, wenn er das nicht aus freien Stücken tun wollte, und selbst dann mußte man sich anstrengen.