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Beobachtern an Land sowie den Offizieren des Forts und der Garnison von Charlestown würde dieser zweite Angriffsversuch plausibel erscheinen. Verletzter Stolz der Engländer und die Tatsache, daß dieses Fort weiterhin die Einfahrt nach Charlestown beherrschte und immer noch als Umschlagplatz für Waffen und Munition diente, waren hinreichende Gründe.

Fort Exeter dagegen war leichter zu verteidigen, besonders gegen Angriffe von See her, und seine Garnison würde sich völlig sicher fühlen, wenn das kleine Geschwader in Sichtweite ihrer Ausgucksposten erst vorbeigesegelt war.

Während Bolitho Cairns gleichmäßiger, leidenschaftsloser Stimme lauschte, glaubte er, Konteradmiral Coutts aus dessen Mund sprechen zu hören.

Die Spite würde die Soldaten, dazu bewaffnete Seeleute und das zum Erstürmen des Forts notwendige Gerät wie Leitern und dergleichen an Land setzen und noch vor Tagesanbruch wieder auslaufen. Der Angriff über Land wurde dem ältesten Offizier der Marineinfanterie überlassen, und das war Major Samuel Paget vom Flaggschiff.

D'Esterre hatte vertraulich über ihn geäußert:»Ein harter Mann. Was er sich in den Kopf gesetzt hat, führt er aus, nichts kann ihn davon abbringen. Andere Meinungen läßt er nicht gelten.»

Bolitho glaubte das gern. Er hatte Paget einige Male gesehen, er wirkte sehr aufrecht und gerade, tadellos in dem roten Rock mit weißen Aufschlägen und ebensolcher Schärpe. Andererseits hatte er Schwierigkeiten, seine zunehmende Korpulenz zu verbergen. Das Gesicht, einst sehr gut geschnitten, zeigte jetzt, da er die Mitte der Dreißig erreicht hatte, die ersten Spuren starken Trinkens und ungehemmter Tafelfreuden.

Jetzt, da ihre Aufgabe allgemein bekannt war, ging die Besatzung mit dem üblichen Gemisch von Gefühlen ans Werk. Grimmige Resignation auf Seiten derer, die daran teilnahmen, fröhlicher Optimismus bei denjenigen, die an Bord bleiben würden. Zum vorgesehenen Zeitpunkt begann das Übersetzen der Marineinfanteristen und der Matrosen auf die Korvette. Nach der sengenden Hitze des Julitages brachte der Abend wenig Erfrischung. Die beschwerliche und ermüdende Arbeit erregte die Gemüter, und es kam unter den Leuten oft zu Handgreiflichkeiten.

Bolitho musterte die letzte Gruppe der Seeleute und überzeugte sich, daß alle gut bewaffnet waren und in ihren Feldflaschen Wasser hatten, nicht etwa aufgesparten Rum, als Cairns zu ihm trat und fauchte:»Wieder eine Änderung!«»Wieso?»

Bolitho wartete in der Annahme, daß der Angriff verschoben worden sei.

Cairns aber sagte bitter:»Ich soll an Bord bleiben!«Er wandte sich ab, um seinen Ärger zu verbergen.»Schon wieder.»

Bolitho wußte nicht, was er sagen sollte. Cairns hatte offenbar damit gerechnet, als ältester Offizier den Angriff führen zu dürfen. Da er schon um seine Chance gebracht worden war, als Prisenkapitän eingesetzt zu werden oder wenigstens an der Eroberung der Faithful teilzunehmen, mußte er dieses Landungsunternehmen als seine rechtmäßige Belohnung ansehen, trotz der damit verbundenen Gefahr.

«Wird uns jemand vom Flaggschiff befehligen, Sir?»

Cairns blickte ihn an.»Nein, Probyn soll die Führung übernehmen. Gott helfe Ihnen!»

Bolitho verbarg seine Gefühle.»Und auch der junge James Quinn geht mit!»

Quinn hatte nichts gesagt, als man es ihm mitteilte, aber er hatte ausgesehen, als hätte ihn jemand geschlagen.

Cairns schien Bolithos Gedanken zu erraten.»Ja, Dick, so wird es vielleicht Ihnen zufallen, unsere Leute zurückzubringen.»

«Aber warum keiner vom Flaggschiff? Sicher haben sie einen, ja sogar mehrere Offiziere, die sie einsetzen könnten?»

Cairns betrachtete ihn seltsam.»Sie verstehen Admirale nicht, Dick. Niemals lassen sie ihre eigenen Leute gehen. Sie müssen immer eine wohlgeordnete Schar von Offizieren und Mannschaften um sich haben. Coutts ist da keine Ausnahme. Er will Perfektion, nicht einen zusammengewürfelten Haufen von alten Männern und Knaben, wie wir es bald sein werden.»

Er hätte noch mehr sagen können, beispielsweise daß Quinn mitgeschickt wurde, damit sich erwies, ob die Verwundung etwa seinen Mut und seine Entschlossenheit beeinträchtigt hatte; Probyn ging, weil man ihn nicht vermissen würde. Dann dachte Bolitho an seine eigene Position und mußte beinahe lächeln. Pears tat nur, was auch der Admiral getan hatte: die Besten behielt er für sich. Jeder nach Rang und Können Geringere wurde zuerst geopfert.

Cairns äußerte:»Gut, daß Sie dem allen noch Humor abgewinnen können. Ich selbst finde es unerträglich.»

Fähnrich Couzens, beladen mit Fernrohr, Dolch, Pistolen und einem großen Sack Lebensmittel, rief atemlos:»Die Spite signalisiert, Sir! Letzte Gruppe einschiffen!»

Bolitho nickte.»Gut, gehen Sie an Bord.»

Er sah einen weiteren Fähnrich in den Kutter hinabklettern, einen ernsten Sechzehnjährigen namens Huyghue, und sich neben den Bootssteurer setzen, der wohl doppelt so alt war wie er.

«Ich sehe, Sie sind fertig, Mr. Bolitho.»

Probyns unangenehme Stimme riß ihn herum. Der Zweite Offizier konnte erst soeben von der Änderung erfahren haben, aber er wirkte bemerkenswert ruhig. Natürlich war er rot im Gesicht, aber das war bei ihm normal, und als er sich nun über die Reling beugte und in die längsseits liegenden Boote blickte, machte er einen fast gleichgültigen Eindruck.

Cairns richtete sich auf, als er des Kommandanten schweren Schritt hinter sich hörte.»Viel Glück, ihr beiden!«Dann blickte er zu der wie betrunken schwankenden Korvette hinüber.»Ich wäre gern mitgefahren.»

Probyn sagte nichts, legte nur die Hand an den Hut und folgte den anderen in das überfüllte Boot.

Bolitho sah Stockdale in einem der Kutter und nickte ihm zu. Wenn.er aus irgendeinem Grunde nicht teilgenommen hätte, wäre ihm das wie ein böses Omen erschienen. Ihn dort im Boot zu sehen — groß, breit und mit ruhigem Gesicht — , machte vieles wieder wett.

Probyn knurrte:»Legen Sie ab, ich habe keine Lust, hier in dieser verdammten Hitze noch länger zu schmoren!»

Als sie bei der Korvette eintrafen, schrie der Kommandant durch sein Sprachrohr:»Bewegt euch, verdammt noch mal! Dies ist ein Schiff des Königs und kein Hummerboot!»

Erst jetzt zeigte Probyn so etwas wie Erregung.»Hören Sie das? Unverschämter junger Flegel! Mein Gott, wie ein eigenes Kommando die Menschen doch verändert!»

Bolitho warf ihm einen raschen Blick zu. Mit diesen wenigen Worten hatte Probyn einen Teil seines Inneren enthüllt. Bolitho wußte, daß er vor Ausbruch des Krieges mit Halbsold an Land gesessen hatte. Ob es infolge seines starken Trinkens oder ob er durch sein Mißgeschick erst zum Trinker geworden war, ließ sich nicht feststellen. Auf jeden Fall hatte man Probyn bei der Beförderung übergangen, und somit mußte er sich nun von dem jugendlichen Kommandanten der Spite anschreien lassen.

Als sie auf dem Deck der Korvette standen, fragte sich Bolitho, wo die vielen Marineinfanteristen geblieben waren. Wie schon auf der Faithful, waren sie bereits Minuten nach ihrer Einschiffung unter Deck verschwunden. An der Heckreling sah er Major Paget mit d'Esterre und den zwei Leutnants der Marineinfanterie sprechen.

Der Kommandant der Korvette trat zu ihnen, nickte kurz und rief dann:»Mr. Walker, bringen Sie sie auf Kurs!«Zu Bolitho gewandt, fügte er hinzu:»Ich schlage vor, daß Sie unter Deck gehen. Meine Leute haben alle Hände voll zu tun, und es stört, wenn überall fremde Offiziere herumstehen.»

Bolitho tippte an seinen Hut. Im Gegensatz zu Probyn konnte er des jungen Mannes Schärfe verstehen. Er nahm sein Kommando und die ihm unvermutet übertragene Aufgabe sehr ernst. Dicht bei lagen zwei große Linienschiffe, und sein Admiral sowie mehrere ältere Seeoffiziere beobachteten kritisch alle seine Manöver.