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Pears trat, kaum sichtbar in dem schwindenden Licht, auf sie zu und sagte schroff:»In einer Stunde können wir Segel kürzen, Mr. Bolitho, aber ich werde nicht beidrehen, dafür ist die Strömung hier zu stark. «Er blickte den Admiral an und fügte hinzu:»Wir müssen auch für die zurückkehrende Spite auf Position sein.»

Coutts nahm Pears Arm und führte ihn weg, aber nicht weit genug, als daß Bolitho den Ärger in seiner Stimme hätte überhören können, als er sagte:»Mein Gott, Sie treiben es zu arg, Kapitän! Ich nehme von Ihnen keine Anmaßung hin, weder von Ihnen noch von jemand anderem, hören Sie?»

Pears knurrte etwas Unverständliches.

Bolitho sah Couzens, dessen Gesicht im Schein der Kompaßbeleuchtung aufglühte, als er seine Eintragungen auf der Schiefertafel des Steuermannsmaaten machte. Er schien etwas zu symbolisieren: Jugend, Unschuld, Unwissenheit, je nachdem, wie man es ansah. Sie trieben alle auf etwas zu, das möglicherweise in einer Katastrophe enden würde. Coutts Gier nach einem Sieg würde sie vielleicht schon bald nach Strohhalmen greifen lassen. Pears Mißtrauen seinem Vorgesetzten gegenüber konnte ebenso ihnen allen gelten.

Bolitho fühlte sich zwischen den beiden hin und her gerissen. Er bewunderte Coutts mehr, als er sich eingestehen wollte, konnte aber auch Pears Vorsicht verstehen. Pears stand auf dem Gipfel seiner Karriere, während der Admiral sich selbst in einer weitaus größeren Rolle sah, und zwar schon in nächster Zukunft.

Er hörte Cairns auf dem oberen Batteriedeck mit Tolcher, dem Bootsmann, sprechen.

Die Routine des nächsten Tages wurde festgelegt, die niemals ins Stocken geraten durfte, weder im Krieg noch im Frieden, und wer auch in herrischem Schweigen auf dem Achterdeck auf und ab spazieren mochte. Das Schiff kam zuerst, morgen und an jedem weiteren Tag. Anstreichen, einen Mann auspeitschen, einen anderen befördern, Tauwerk und Spieren überholen, es hörte niemals auf, nie gab es ein Ende.

Bolitho fiel plötzlich ein, was Probyn über das Ausnutzen einer unvermuteten Chance gesagt hatte. Es war, als hörte er ihn sprechen.

Cairns würde das Schiff bald verlassen. Selbst Pears konnte ihn das nächste Mal nicht zurückhalten. Bolitho seufzte und fand keinen Trost in der Aussicht, daß er in einigen Wochen, ja vielleicht sogar Tagen, Cairns Arbeit verrichten würde, bis Pears einen erfahreneren Ersatz gefunden hatte.

Cairns würde einen guten Kommandanten abgeben, fair, energisch, intelligent. Ein paar Offiziere mehr wie er, und es würde genügend Siege geben, um jeden zufriedenzustellen, dachte er bitter.

Couzens kam auf seine Seite herüber und fragte:»Wird es wieder Kämpfe geben, Sir?»

Bolitho überlegte.»Sie wissen so viel wie ich.»

Couzens trat zurück, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Er hatte gesehen, daß der Admiral mit Bolitho wichtige Dinge erörterte. Natürlich konnte dieser so entscheidende Informationen nicht mit ihm, dem Fähnrich, teilen; aber zu wissen, daß Bolitho diese Informationen besaß, war beinahe so, als hätte er selbst sie erfahren.

Zu jedermanns Erleichterung wurden die obersten Segel der Spite bereits in der ersten Morgendämmerung gesichtet: eine kleine, blasse Pyramide, die mit so qualvoller Langsamkeit näher kam, daß Bolitho die schlechte Laune und Spannung rings um sich her wie eine Drohung spürte.

Die Decks wurden gerade mit Sand und Steinen gescheuert, und die verschwitzten Seeleute spülten ihr Frühstück mit Bier hinunter. Dann traten sie an zur Einteilung der vielen Aufgaben, die die Tagesroutine erforderte. Die Unteroffiziere hatten diesmal alle Mühe, die Leute davon abzuhalten, über die Reling zu blicken und das Näherkommen der Korvette zu beobachten.

Als diese so dicht herangekreuzt war, wie ihr Kommandant für vertretbar hielt, drehte sie in Lee der Trojan bei, ein Boot wurde rasch zu Wasser gelassen, und Cunningham kam herüber, um persönlich seinen Bericht zu erstatten.

Bolitho stand mit der Wache am Fallreep, um den jungen Kommandanten zu empfangen. Er beneidete ihn nicht, nachdem er gesehen hatte, wie Coutts ungeduldig an Deck auf und ab ging, wobei er wütend auf die Spite starrte. Auch aus Pears bissig erteilten Rügen für Kleinigkeiten, die er normalerweise nicht bemerkt hätte, konnte man dessen schlechte Laune spüren.

Cunningham jedoch zeigte keinerlei Befangenheit, als er durch die Pforte stieg, zur Flagge hin grüßte und den Blick ohne das geringste Zeichen eines Wiedererkennens gleichgültig über Bolitho schweifen ließ. Er ging nach achtern, um den Kommandanten zu begrüßen.

Später wurde Bolitho in die Kajüte gerufen, wo Cairns und Ackerman bereits warteten.

Es überraschte ihn nicht, daß er hinzugezogen wurde, denn es war üblich, daß der Erste Offizier und sein unmittelbarer Untergebener an solchen wichtigen Besprechungen teilnahmen.

Sie hörten Pears laute und ärgerliche Stimme aus dem Speiseraum, und Cunninghams knappen, beinahe beiläufigen Ton, mit dem er etwas erklärte.

Cairns blickte Ackerman an.»Sie scheinen heute alle schlechter Laune zu sein.»

Ackermans Gesicht blieb ausdruckslos.»Der Admiral wird sich durchsetzen.»

Die Tür wurde aufgestoßen, und die drei Offiziere traten so abrupt ein wie verspätete Zuschauer im Theater. Bolitho sah, daß aus Coutts Gesicht alle Ungewißheit verschwunden war.

Der Admiral meinte leichthin:»Meine Herren, Major Pagets Information hat sich als richtig erwiesen. «Er nickte Cunningham zu.»Sagen Sie es ihnen.»

Cunningham berichtete, wie er die kleine Insel entdeckt und im Schutz der Dunkelheit ein Landungskommando abgesetzt hatte. Es dauerte länger als erwartet, aber da Rauch von Holzfeuern in der Luft lag, mußten sie vorsichtig zu Werke gehen, um nicht entdeckt zu werden.

Bolitho vermutete, daß Cunningham sich diesen Bericht sorgfältig überlegt hatte, um von vornherein allen kritischen Fragen zu begegnen, die eventuell seinen Verdienst hätten schmälern können.

Der junge Kapitän fuhr fort:»Im Inneren der Insel liegt ein guter Ankerplatz, nicht groß, aber zur offenen See hin völlig abgeschirmt. Mehrere Hütten stehen dort, auch sind Hinweise für häufiges Laden und Löschen in ausreichender Menge vorhanden; außerdem gibt es Vorrichtungen für das Ausführen einfacher Reparaturen.»

Pears fragte scharf:»Wen haben Sie an Land geschickt?»

Bolitho sah Coutts kurzes Lächeln, als Cunningham ebenso scharf antwortete:»Ich ging selbst, Sir! Es gibt keinen Zweifel an meinen Beobachtungen.»

Coutts fragte:»Was sonst noch?»

Der junge Kommandant blickte Pears weiterhin fest an.»Ein Schoner mittlerer Größe liegt dort vor Anker, offensichtlich ein Freibeuter.»

Coutts warf ein:»Sicherlich wartet er auf ein Rebellenschiff. Ich möchte wetten, daß dort genug Waffen sind, um zwei bis drei Regimenter damit auszurüsten!»

Pears fragte hartnäckig:»Aber angenommen, es ist weiter nichts da als der Schoner?«Er blickte sich in der Kajüte um.»Das hieße doch, ein Ei mit der Keule aufklopfen!»

«Der erste Teil der Information hat sich als richtig erwiesen, Kapitän Pears. «Coutts beobachtete ihn intensiv.»Warum bezweifeln Sie den Rest? Die Insel ist offensichtlich wegen ihres günstigen Zugangs gewählt worden. Sie ist von den Großen wie von den

Kleinen Antillen, ja sogar vom spanischen Kolonialreich im Süden gleich gut zu erreichen und liegt ideal für den Warenumschlag oder für die Bewaffnung eines Handelsschiffes. «Vor Ungeduld fing er an, im Raum auf und ab zu gehen.