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Der zuckte mit den Schultern.»Es scheint leider nicht viel genützt zu haben.»

Dalyell sagte:»Du hast mehr Mut als ich, Dick. Dieser fischäu-gige Kapitän hat mich völlig unsicher gemacht. Ich hatte schon Angst, wenn er mich nur ansah!»

Quinn sagte:»Trotzdem, der Vorsitzende hat recht. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen, ich war wie tot, konnte ke i-nem mehr helfen. «Er sah Cairns herankommen und fügte rasch hinzu:»Ich bin in meiner Kammer.»

Der Erste Offizier beugte sich über die Reling und warf einen Blick auf die längsseits liegenden Boote.»Hoffentlich sind wir bald wieder auf See.»

Die anderen entfernten sich, und Bolitho fragte:»Hat der Kommandant Quinns Chancen zunichte gemacht, Neu?»

Cairns betrachtete ihn nachdenklich.»Nein, ich tat es. Ich wurde Zeuge seines Versagens, war aber nicht so beteiligt wie du. Stell dir vor, du wärst von einem französischen Scharfschützen oder von einer Kettenkugel getroffen worden — meinst du, Quinn hätte das Vorschiff halten und die Enterer zurückschlagen können?«Er lächelte traurig und ergriff Bolithos Arm.»Ich verlange nicht von dir, daß du einen Freund verrätst, aber du weißt so gut wie ich, daß wir vor der Argonaute hätten die Flagge streichen müssen, wenn Quinn vorn das Kommando gehabt hätte. «Er blickte zur Back, wahrscheinlich sah er die Szene noch einmal vor sich, wie auch Bolitho sie wieder durchlebte. Er fügte hinzu:»Diese Menschenleben zählen mehr als die Ehre eines jungen Mannes.»

Bolitho fühlte sich elend. Er wußte, daß Cairns recht hatte, empfand aber nur Mitleid für Quinn.»Wie werden sie entscheiden?»

Cairns erwiderte:»Der kommandierende Admiral wird die Umstände in Betracht ziehen. Es hat lange genug gedauert, bis alles ans Licht gekommen ist. Er wird auch Quinns Vater kennen, dessen Macht in London. «Bolitho hörte Bitterkeit heraus, als Cairns hinzufügte:»Aufhängen wird man ihn nicht.»

Nach dem Lunch trat der Ausschuß wieder zusammen, und es erwies sich, daß Cairns recht gehabt hatte.

Der Untersuchungsausschuß hatte entschieden, daß Leutnant James Quinn wegen seiner im Kampf erhaltenen Verwundung nicht mehr in der Lage war, aktiven Dienst zu leisten. Nach Bestätigung des Urteils durch den Oberbefehlshaber sollte er ausgeschifft werden, um auf dem Festland eine Gelegenheit zur Rückkehr nach England abzuwarten. Dort würde man ihn dann entlassen.

Niemand außerhalb der Marine brauchte von dieser Schande zu erfahren — außer dem einen, den es wirklich anging. Bolitho bezweifelte, daß Quinn diese Bürde lange mit sich herumtragen konnte.

Zwei Tage später, als Quinns Schicksal noch unbestätigt war, lichtete die Trojan Anker und lief aus.

Er sollte offenbar doch noch eine Gnadenfrist bekommen.

Zweieinhalb Tage nach dem Auslaufen aus English Port steuerte die Trojan bei steifem, achterlichem Wind rechtweisend West unter Fock und gerefften Marssegeln. Es war eine gute Gelegenheit, die neuen Leute bei den verschiedensten Segelmanövern einzuexerzieren, zumal bei dem groben Seegang, der Spritzwasser über das Achterdeck schickte, während der Klüverbaum zum dunstigen Horizont wies.

Bis auf ein paar kleine Inseln weit an Steuerbord war die See leer, eine endlose, blaue Wüste mit langer, schaumgekrönter Dünung, welche für die Stärke des Windes zeugte.

Bolitho wartete am Backbord-Laufsteg; der Duft starken Kaffees wärmte ihm den Magen, während er sich auf die Übernahme der Nachmittagswache vorbereitete. Bei so vielen neuen Gesichtern und Namen, der ständigen Mühe, die guten Seeleute zu entdecken und auch die ungeschickten, die an jeder Hand fünf Daumen zu haben schienen, war er ständig hart eingespannt. Aber er spürte trotzdem die gespannte Atmosphäre an Bord: verwirrte Resignation in den unteren Decks, Verbitterung bei den Offizieren.

Die Trojan war nach Jamaika beordert worden, bis zum Deck vollgepackt mit Marineinfanteristen, die der Admiral schickte, um dort Gesetz und Ordnung aufrechtzuerhalten, und zwar auf des Gouverneurs dringende Bitten hin. Schwere See hatte viele von Jamaikas örtlichen Handelsschiffen zu Wracks geschlagen, und um das Maß voll zu machen, gab es Nachrichten von einem neuen Sklavenaufstand auf zwei größeren Plantagen. Rebellion schien überall in der Luft zu liegen. Wenn Britannien seine karibischen Besitzungen halten wollte, dann mußte es jetzt handeln und durfte nicht warten, bis Frankreich und möglicherweise auch Spanien einige der zahlreichen Inseln besetzte.

Bolitho vermutete, daß Pears diese Rolle mit anderen Augen sah. Während sich die Flotte auf die unvermeidliche Ausweitung des Krieges vorbereitete, während jedes Linienschiff dringend gebraucht wurde, schickte man ihn nach Jamaika. Seine Trojan hatte die Aufgabe eines Truppentransporters übernommen, mehr nicht.

Selbst des Admirals Erklärung, daß die Trojan keinen Geleitschutz brauche und daher andere Schiffe für weitere Einsätze freimache, hatte keine Wirkung. Jeden Tag ging Pears auf seinem Achterdeck auf und ab, zwar noch wachsam alles überblickend, was sein Schiff und dessen Routine betraf, aber im Innersten allein und distanziert von allem.

Es half ihm nicht gerade, dachte Bolitho, daß dicht unter dem Horizont die Südostküste von Puerto Rico lag, so nah der Stelle, wo Coutts sie alle in eine aussichtslose Schlacht verwickelt hatte. In mancher Beziehung wäre es besser gewesen, wenn die Argonaute den Kampf nicht abgebrochen hätte. Wenigstens wäre dann eine klare Entscheidung gefallen. Vielleicht machten auch die Franzosen jetzt ihren Kommandanten zum Sündenbock?

Aber, so hatte Cairns gesagt, es war besser, auf See zu sein und voll ausgelastet, als vor Anker zu liegen und darüber nachzudenken, was hätte sein können.

Bolitho blickte hinunter zum Batteriedeck, auf das Gewimmel von roten Uniformen und Waffen, als d'Esterre und der Hauptmann, der das Kontingent befehligte, alles zum hundertsten Male inspizierten.

«An Deck!»

Bolitho blickte auf, die Sonne brannte auf seinem Gesicht wie heißer Sand.»Segel Steuerbord voraus!»

Dalyell hatte Wache, und in Augenblicken wie diesem kam seine Unerfahrenheit zum Vorschein»

«Was, wo?«Er schnappte sich ein Teleskop von Fähnrich Pullen und lief zu den Steuerbordwanten.

Die Stimme des Ausgucks. verwehte mit dem Wind.»Kleines Segel, Sir! Anscheinend Fischer!»

Sambell, Steuermannsmaat der Wache, bemerkte säuerlich:»Gut, daß Admiral Coutts nicht hier ist, sonst müßten wir jetzt den blöden Fischer jagen!»

Dalyell blickte ihn an.»Entern Sie auf, Mr. Sambell. Melden Sie mir, was Sie sehen. «Er sah Bolitho an und lächelte verlegen.

«So lange ohne jeden Kontakt, ich war nicht darauf gefaßt.»

«So schien es, Sir. «Pears schritt über das Achterdeck, seine Schuhe quietschten auf dem Teer der Decksnähte. Er musterte die Stellung der Segel und trat dann zum Kompaß.»Hm.»

Dalyell blickte zu Sambell hinauf, der eine Ewigkeit brauchte, um den Aufstieg zu schaffen.

Pears ging zur Reling und musterte die Marineinfanteristen.»Ein Fischer? Mag sein. Aber diese kleinen Inseln bieten gute Versorgungschancen an Wasser und Feuerholz, es ist nicht zu gefährlich, wenn man die Augen offenhält.»

Er runzelte die Stirn, als Sambell schrie:»Er fällt ab, steuert eine der Inseln an, Sir.»

Dalyell leckte sich die trockenen Lippen und beobachtete den Kommandanten.»Hat uns gesichtet, glauben Sie nicht, Sir?»

Pears hob die Schultern.»Unwahrscheinlich. Unsere Mastspitze bietet einen viel besseren Überblick als ein tiefliegender Schiffsrumpf.»

Er rieb sich das Kinn, und Bolitho meinte, einen seltsamen Schimmer in Pears Augen zu sehen. Plötzlich sagte er heiser:»An die Brassen! Mr. Dalyell, wir ändern den Kurs um drei Strich. Steuern Sie Nordwest zu West. «Er schlug die riesigen Hände zusammen.»Los, beeilen Sie sich, Sir! Das muß aber noch schneller werden!»