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Unter geflüsterten Befehlen und Drohungen ihrer Unteroffiziere formierten sich die Marineinfanteristen zu ordentlichen Zügen, und auf ein weiteres Kommando hin marschierten sie den Hang hinauf, mit zunächst auf dem Sand knirschenden Stiefeln, dann dröhnend auf sonnengehärteter Erde.

Eine Stunde später war es dunkel, die Luft feucht und schwer von den Gerüchen verrotteter Vegetation und dem Kot der Seevögel.

Während Späher auf beiden Seiten vorauseilten, standen Bolitho und d'Esterre auf einem schmalen Hügelrücken, vor und hinter sich die jetzt dunkle See, kenntlich nur an dem gelegentlichen Aufleuchten eines Wellenkamms.

Alles schien verlassen und tot. Das unbekannte Fahrzeug war wohl zu einer anderen Insel oder in nordwestlicher Richtung zu den Bahamas gesegelt. Wenn Sambell das Schiff nicht selbst gesehen hätte, wäre dem Ausguck ein Irrtum zuzutrauen gewesen, vielleicht hätte er eine Lichtspiegelung, ein Dunstgebilde für ein Segel halten können.»

«Die ist nicht Fort Exeter, Dick. «D'Esterre stützte sich auf seinen Degen, die Ohren gespitzt, und lauschte auf das Rauschen des Windes in den Büschen.

«Ich wünschte, wir hätten die Kanadier bei uns. «Bolitho sah ein paar Seeleute auf dem Rücken liegen und in den Himmel starren. Sie konnten alles den anderen überlassen, hatten nur zu gehorchen, notfalls auch zu sterben.

Da hörten sie den nervösen Anruf eines Postens, und dann kam Shears den Hügel herauf. Er trug ein Gewirr von Schlingpflanzen über seiner Uniform, weshalb der Posten so überrascht gewesen war. Es erinnerte Bolitho an Major Pagets kleines grünes Cape.

«Ja?«D'Esterre beugte sich vor.

Shears rang nach Luft.»Es liegt dort, Sir! Dicht unter Land geankert. Kleines Fahrzeug, dem Aussehen nach eine Yawl.»

D'Esterre fragte:»Irgendwelche Lebenszeichen?»

«Es ist eine Wache an Deck, aber kein Licht, Sir. Die haben nichts Gutes im Sinn, wenn Sie mich fragen. «Er sah d'Esterres Lächeln und fügte mit fester Stimme hinzu:»Ein Fischer aus Antigua meint, sie müßten jetzt eigentlich Lichter an Deck und Fangnetze außenbords haben, Sir. Es ist eine bestimmte Fischart, die sie hier auf diese Weise fangen. Kein echter Fischer würde jetzt daliegen und schlafen!»

D'Esterre nickte.»Das hat Hand und Fuß, Sergeant Shears. Ich werde sehen, daß der Mann eine Guinea bekommt, wenn wir wieder an Bord sind, und Sie auch. «Er wurde wieder dienstlich und knapp.»Holen Sie Mr. Frowd, wir werden dann entscheiden, was zu tun ist. Lassen Sie die Yawl beobachten, und melden Sie es sofort, wenn jemand dort an Land geht.»

Als der Sergeant davoneilte, sagte d'Esterre:»Na, Dick, denkst du dasselbe wie ich? Ein Überraschungsangriff auf die Yawl?»

«Aye. «Er versuchte, sich das vor Anker liegende Schiff vorzustellen.»Der Anblick all deiner Marineinfanteristen sollte genügen, aber zwei bewaffnete Kutter wären sicherer, falls sie von deiner kleinen Armee nicht sonderlich beeindruckt sein sollten.»

«Einverstanden. Du und Mr. Frowd, ihr nehmt die Kutter, ich behalte den Fähnrich hier und schicke ihn zu euch, wenn etwas schiefgehen sollte. Also macht euch auf den Weg um den Felsen herum, aber geht kein Risiko ein. Nicht für eine verdammte Yawl!»

Bolitho wartete auf Frowd und dachte dabei an Pears beiläufige Erwähnung dieser kleinen Inseln. Für ihn war alles klar gewesen. Wenn das Schiff nichts Gutes im Schilde führte, mußte es beim ersten Warnzeichen sofort flüchten, wahrscheinlich unter Ausnutzung des günstigen Windes auf die offene See oder in ein anderes Versteck zwischen den Inseln. Sollte die Besatzung jedoch die Yawl verlassen und an Land fliehen, so liefen sie den Marineinfanteristen genau in die Arme. Auf alle Fälle würde die Trojan auf Lauer liegen wie ein Raubtier, würde den günstigen Strom und den ablandigen Wind geschickt ausnutzen und das kleine Fahrzeug in Blitzesschnelle überwältigen.

Auf offener See gab es kaum ein Schiff, das die langsame und schwerfällige Trojan nicht aussegeln konnte, aber in engen Gewässern, wo ein einziges falsches Ruderlegen Grundberührung oder Schlimmeres bedeuten konnte, mußte die schwere Artillerie der Trojan jeden Fluchtversuch vereiteln.

Frowd erschien und bemerkte grämlich:»Also ein Bootsangriff!»

Bolitho betrachtete ihn neugierig. Frowd konnte wahrscheinlich an nichts anderes denken als an sein nächstes Kommando, konnte nicht schnell genug von dem Schiff wegkommen, wo so viele seinesgleichen dienten, deren Vorgesetzter er jetzt sein sollte.

«Ja. Suchen Sie Ihre Leute aus, und dann ab in die Boote!»

Er bemerkte selbst die Schärfe in seiner Stimme. Warum reagierte er so? Sah er Frowds Einstellung als eine Herausforderung, wie Quinn einst Rowhurst gesehen hatte?

Mit umwickelten Riemen pullten die beiden Kutter leise in die Dunkelheit hinaus, weg von den anderen Booten, nach Osten zum entfernteren Ende der Insel. Der widrige Wind und die kurze steile See machten jeden Schlag schwierig und anstrengend.

Aber Bolitho kannte seine Leute allmählich. Sie waren bestimmt wieder frisch, wenn es nachher erforderlich wurde. Das hatte sich schon bei früheren Gelegenheiten erwiesen. Er kämpfte sich durch die kabbelige See ohne den geringsten Zweifel an diesen schweigsamen, hart arbeitenden Männern und hoffte nur, daß sie ihm das gleiche Vertrauen entgegenbrachten.

Es wäre ein Witz, wenn sie nach dieser Schleichfahrt lediglich verängstigte Händler oder Fischer anträfen, die bei den rüden Weckrufen der Marineleute erschreckt auffuhren. Nicht so witzig wäre es allerdings, nachher dem Kommandanten davon Bericht zu erstatten.

«Da scheint jemand zu kommen, Sir!»

Bolitho kletterte nach vorn zum Ausgucksmann. Er sah die beiden Seeleute, die er an Land geschickt hatte, sich klar gegen den helleren Himmel abzeichnen. Einer von ihnen hob ganz langsam den Arm über den Kopf.

Wie laut alles schien — das um die verankerten Boote glucksende Wasser, das ferne Donnern der Brandung und das Zischen, mit dem sie aus einer verborgenen Höhle wieder ausströmte.

Sie hatten diesen winzigen Einschnitt vor ein paar Stunden erreicht und sich hier erst einmal vor Anker gelegt, um noch so viel Schlaf wie möglich nachzuholen. Die meisten Seeleute schienen sich keinerlei Sorgen zu machen. Sie konnten überall schlafen, unbeeindruckt vom Dümpeln der Boote oder dem Gischt, der gelegentlich über ihre ohnehin feuchte Kleidung sprühte.

Frowd im anderen Boot meinte:»Es ist anscheinend schiefgegangen.»

Bolitho wartete noch ab und stellte dabei fest, daß die Leute an Land jetzt besser zu sehen waren. Der Morgen würde bald anbrechen.

Stockdale bemerkte trocken:»Das ist Mr. Couzens, nicht der Feind!»

Couzens rutschte den sandigen Hang herunter, watete und schwamm dann zu den Kuttern.

Als er Bolitho sah, keuchte er:»Hauptmann d'Esterre läßt sagen, daß Sie in einer halben Stunde mit dem Angriff beginnen sollen.»

Es klang so erleichtert, daß Bolitho vermutete, Couzens habe sich auf dem Weg hierher verirrt.

«Gut. «Angriff, das klang endgültig.»Welches Signal?»

Stockdale hob den Fähnrich wie ein Kind völlig unzeremoniell über das Dollbord.

«Ein Pistolenschuß, Sir. «Couzens sank erschöpft auf eine Ducht, aus seinen Kleidern rieselte das Wasser auf die Bodenbretter.

«Gut. Ruf die beiden Leute zurück. «Bolitho stieg nach achtern und hielt seine Uhr an die abgeschirmte Lampe. Es blieb nicht mehr viel Zeit.»Weckt die Leute, klarmachen zum Ablegen.»

Die Männer rührten sich, husteten und blickten sich um, um sich zu orientieren.

Aus der Richtung des Stromes konnte Bolitho erraten, wie die Yawl verankert war. Ihm fiel plötzlich Sparke ein, wie er den Angriff geplant und Gefühle beiseite geschoben hatte, nachdem der blutige Kampf vorüber war.

«Ladet eure Pistolen, aber laßt euch Zeit dabei.»

Wenn er sie antrieb oder sie seine Besorgnis über den rasch heller werdenden Himmel spürten, konnte wohl einer durchdrehen und vorzeitig abdrücken. Ein einziger Schuß hätte genügt.