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«Der Kommandant hat einen Brief bekommen. Ich weiß nicht, von wem, es ist nicht sein Stil, sich zu beklagen. Es war eine „freundliche" Mitteilung, wenn man es so nennen will, aus der Kapitän Pears erfuhr, daß er bei der Beförderung zum Flaggoffizier übergangen wurde. Kapitän wird er bleiben. «Er blickte zu den Sternen über der dunklen Takelage auf.»Und wenn die Trojan einmal außer Dienst gestellt wird, dann ist das das Ende seiner Laufbahn. Coutts ist nach London zur Admiralität beordert worden, um sich dort zu verantworten. «Cairns konnte seinen Ärger, seinen Schmerz nicht verbergen.»Aber er hat Vermögen und eine gesellschaftliche Stellung. Pears dagegen hat nur sein Schiff.»

«Ich danke dir, daß du mir das alles erzählt hast.»

Cairns Zähne leuchteten sehr weiß in dem schwachen Licht.»Weg mit dir, Mann! Los, pack deine Kiste!»

Als Bolitho sich zum Gehen wandte, fügte er leise hinzu:»Aber du verstehst? Ich konnte ihn doch jetzt nicht verlassen.»

Früh am nächsten Morgen lagen beide Schiffe beigedreht, und die Boote der Trojan begannen, die Verwundeten auf die Brigg hinüberzuschaffen. Auf der Rückfahrt brachten sie nach und nach die Besatzung der White Hills herüber in Gefangenschaft. Es mußte eines der kürzesten Kommandos der Seegeschichte gewesen sein, dachte Bolitho.

Noch immer erschien ihm alles unwirklich, und er ertappte sich dabei, verschiedene wichtige Dinge vergessen, andere dafür mehrmals getan zu haben.

Jedes Mal, wenn er an Deck ging, mußte er zu der Brigg hinüberblicken, die in der steilen See heftig stampfte. Einmal unter Segel, konnte sie jedoch fliegen, wenn es erforderlich wurde. Der Anblick war noch zu frisch in seiner Erinnerung.

Cairns hatte ihm mitgeteilt, daß Pears ihm gestatte, seine Prisenbesatzung selbst auszuwählen, und zwar genug Leute, um die Brigg in Sicherheit zu bringen oder einem schweren Sturm oder mächtigen Gegner davonzusegeln.

Stockdale brauchte er nicht erst zu fragen, der wartete bereits mit einem gepackten kleinen Seesack, seiner weltlichen Habe. Pears hatte Bolitho auch aufgetragen, den schwerverwundeten Kapitän Tracy nach Antigua mitzunehmen. Sein Zustand war so ernst, daß man ihn nicht mit den anderen Gefangenen zusammen abtransportieren konnte; andererseits würde er wenig Mühe verursachen.

Als die Zeit der Trennung näher rückte, spürte Bolitho, wie bewegt er war. Kleine Ereignisse aus den letzten zweieinhalb Jahren kamen ihm schlagartig in den Sinn. Es schien unglaubhaft, daß er die Trojan jetzt verlassen und sich zur Verfügung des Kommandierenden Admirals in Antigua halten sollte. Es war wie der Beginn eines neuen Lebens mit anderen Gesichtern, unbekannter Umgebung.

Er war überrascht und nicht wenig bewegt über die Anzahl der Leute, die freiwillig mit ihm gehen wollten.

Carlsson, der Schwede, der ausgepeitscht worden war; Dunwoody, der Müllerssohn; Moffitt, der Amerikaner; Rabbett, der ehemalige Dieb aus Liverpool, und der alte Buller, der Toppsgast, der die Brigg als erster wiedererkannt hatte. Er war zum Unteroffizier befördert worden, und das war ihm so unglaubhaft erschienen, daß er immer wieder erstaunt den Kopf schüttelte, als es ihm offiziell mitgeteilt wurde.

Da waren noch andere, ebenso feste Bestandteile der Trojan wie ihr Kommandant oder wie die Galionsfigur.

Er beobachtete, daß Frowd auf einem Bootsmannstuhl in den Kutter gefiert wurde, sein geschientes, bandagiertes Knie ragte hervor wie ein Elefantenzahn. Er schien wütend zu sein über die Würdelosigkeit, mit der er sein Schiff verlassen mußte.

Quinn hatte schon hinübergesetzt. Es würde schwierig sein, zwischen den beiden zu stehen, dachte Bolitho. Er hatte gesehen, daß Frowd Quinn voller Bitterkeit betrachtete. Wahrscheinlich sagte er sich, ob es gerecht war, daß Quinn, der von der Marine Ausgestoßene, verschont geblieben war, während er selbst zum Krüppel geschossen wurde.

Die meisten Verabschiedungen hatte Bolitho im Lauf der Nacht und des Morgens schon hinter sich gebracht: rauhes Händeschütteln vom Stückmeister und vom Bootsmann, verlegenes Grinsen von anderen, die er vom Knaben zum Mann hatte reifen sehen.

D'Esterre hatte schon einen Teil seines privaten, vorzüglichen Weinvorrats auf die Brigg hinübergeschickt; Sergeant Shears überreichte ihm eine kleine, aus Silberstücken selbstgefertigte Kanone zum Abschied.

Cairns überprüfte die Liste der Gegenstände und der Tätigkeiten, die notwendig waren, und sagte dann:»Der Weise sagt, daß es aufbrisen wird, Dick. Du gehst jetzt besser hinüber. «Er streckte ihm die Hand hin.»Ich sage dir hier Lebewohl. «Dann blickte er sich in der Offiziersmesse um, wo sie so viele gemeinsame Stunden verlebt hatten.»Es wird hier einsamer werden, wenn du weg bist.»

«Ich werde dich nicht vergessen, Neu. «Bolitho ergriff fest die dargebotene Hand.»Niemals!»

Sie schritten gemeinsam zur Niedergangstreppe, als Cairns plötzlich sägte:»Noch etwas. Kapitän Pears ist der Meinung, daß du noch einen Offizier mitnehmen solltest, der dich beim Wachegehen unterstützt. Einen Steuermannsmaaten können wir nicht entbehren, und Leutnants sind so rar wie Nächstenliebe, bis der Ersatz eintrifft. Es kommt also nur ein Fähnrich in Frage.»

Bolitho überlegte.

Cairns fuhr fort:»Weston wird jetzt kommissarischer Leutnant, Lunn und Burslem bleiben besser hier, um ihre Ausbildung zu beenden, also kommen nur Forbes und Couzens in Frage, die jung genug sind, wieder neu anzufangen.»

Bolitho lächelte.»Ich werde es ihnen selbst überlassen.»

Während die Offiziere zusahen, rief Erasmus Bunce, der Master, die beiden dreizehnjährigen Fähnriche herbei.

«Ein Freiwilliger wird gesucht, Gentlemen — «, Bunce betrachtete sie verächtlich,»- obgleich mir nicht klar ist, welchen Nutzen Mr. Bolitho von eurer Anwesenheit haben sollte.»

Beide traten vor, Couzens mit derart flehentlichem Blick in seinem runden Kindergesicht, daß Bunce ihn fragte:»Sind Ihre Sachen gepackt?»

Couzens nickte eifrig, aber Forbes war den Tränen nahe, während er den Kopf schüttelte.

«Los«, sagte Bunce,»laufen Sie, Mr. Couzens, lebhaft! Dem Herrn sei Dank, daß das Schiff endlich von Ihrem Übermut und Unfug befreit wird!«Er blinzelte Bolitho an.»Zufrieden?»

«Aye.»

Bolitho schüttelte die letzten Hände und versuchte, seine Bewegung zu verbergen.

D'Esterre war der allerletzte.»Viel Glück, Dick. Wir werden uns wieder begegnen. Du wirst mir fehlen.»

Bolitho blickte zur White Hills hinüber, sah, wie die Schaumkämme ihren Rumpf streichelten.

Die Segelorder war in seiner Tasche verstaut, in einem mehrfach versiegelten Umschlag. Er ging zur Pforte, sah die längsseits liegende Gig steigen und fallen. Es wird auffrischen, hatte Bunce gesagt. Vielleicht war das ganz gut, es würde ihn in Trab halten, ihm keine Zeit für Abschiedsschmerz lassen.

Cairns schaltete sich ein:»Hier ist der Kommandant.»

Pears kam gemächlich über das Achterdeck, seine Rockschöße blähten sich auf beiden Seiten wie Leesegel, während er seinen goldverbrämten Hut mit einer Hand festhielt.

«Wir wollen segeln, Mr. Cairns. Ich möchte diesen günstigen Wind ausnutzen. «Bolitho schien er zum ersten Mal zu sehen:»Noch immer hier, Sir?«Seine Augenbrauen hoben sich.»Bei meiner Seele…«Er vollendete den Satz jedoch nicht, sondern hielt Bolitho seine große Hand hin.

«Ab mit Ihnen. Grüßen Sie Ihren Vater, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen. «Dann wandte er sich um und ging zum Kompaß.

Bolitho grüßte die Flagge, hielt seinen Degen an die Hüfte gepreßt und stieg eilig in das wartende Boot.

Die Riemen tauchten ins Wasser, und sofort blieb die Trojan achteraus; die Leute traten von der Reling zurück, um mit ihrer Arbeit fortzufahren, während andere aufenterten, um die Marssegel loszumachen.