Выбрать главу

Stockdale sagte mit seiner rauhen Stimme:»Alles hält gut, Sir. Mr. Quinn sieht nach den Luvbrassen. «Dann blickte er zum dunklen Himmel auf.»Der Wind hat noch einen Strich weiter geschralt, auch etwas abgeflaut.»

Der Bug hob sich himmelwärts und stürzte dann mit Donnern und Beben in ein Wellental. Es hätte genügt, einen Mann von den Rahen zu schleudern, wäre einer oben gewesen.

Stockdale murmelte:»Muß schlimm sein für die Verwundeten unten, Sir.»

Bolitho nickte.»Gallimore wird sterben, glaube ich.«»Ich weiß, Sir.»

Stockdale drehte das Rad ein paar Speichen weiter und sah das vibrierende Großmarssegel an, das prall wie ein Ballon an seiner Rah zerrte, als wolle es sich selbständig machen.

Bolitho musterte ihn. Natürlich wußte es Stockdale. Er hatte den größten Teil seines Lebens mit Leidenden und Sterbenden verbracht, erkannte den nahenden Tod mit sicherem Blick.

Quinn kam über das Deck nach achtern, taumelnd und strauchelnd bei jedem Sturz des Bugs in ein neues Wellental, der das ganze Schiff erzittern ließ.

Er rief:»Der Backbordanker hatte sich freigearbeitet, wir haben ihn wieder gekattet.»

Bolitho erwiderte:»Geh hinunter, stell zwei Wachen auf, nachher sprechen wir darüber.»

Quinn schüttelte den Kopf.»Ich möchte nicht allein sein, ich muß etwas zu tun haben.»

Bolitho dachte an den Mann aus Plymouth.»Geh zu den Verwundeten, James, nimm etwas Rum oder sonst etwas mit, was du unten findest, und gib es an die armen Teufel aus.»

Es wäre sinnlos gewesen, ihm von Gallimore zu erzählen, besser war es, den Sterbenden bis zuletzt am Trost, den die Flasche den Seeleuten spendet, teilhaben zu lassen.

Ein kleiner dunkler Italiener namens Borga schlüpfte mit Buller zusammen den Niedergang hinab. Also schien dieser bereits einen Koch gefunden zu haben. Hoffentlich war es eine gute Wahl. Heißes Essen nach einem harten Tag, das war etwas Gutes, konnte aber einen Aufruhr hervorrufen, wenn es nichts taugte. Er sah Stockdale an und mußte lächeln. Wenn sich das letztere einstellte, so würde es rasch erledigt werden.

Noch eine Stunde, und die Sterne schauten hervor, die rasenden Wolken waren vertrieben wie eine Bande Landstreicher.

Bolitho fühlte, daß die Brigg jetzt ruhig lag, und fragte sich, ob es wohl eintreten würde, was Bunce vorausgesagt hatte: zwei Tage Sturm, dann wieder Flaute.

Wie versprochen, wurde eine warme Mahlzeit fertiggestellt und zuerst an die Verwundeten ausgegeben, dann an die Seeleute, die in kleinen Gruppen zum Essenholen hinuntergingen.

Bolitho aß seinen Anteil mit großem Wohlbehagen, obgleich er nicht wußte, was es war. Es entpuppte sich dann als ein Gemisch aus gekochtem Fleisch, Hafermehl, gemahlenem Schiffszwieback, das Ganze mit etwas Rum abgeschmeckt. Er hatte noch nie etwas Derartiges gegessen, aber im Augenblick hätte das Mahl an der Tafel eines Admirals bestehen können.

Zu Couzens sagte er:»Tut es Ihnen jetzt leid, daß Sie unbedingt auf die White Hills wollten?»

Couzens schüttelte den Kopf, den Magen bis zum Bersten gefüllt mit Borgas erstem Produkt.

«Warten Sie, bis ich nach Hause komme, Sir. Die werden es mir nicht glauben!»

Bolitho dachte an Quinn, der unten allein bei den Verwundeten arbeitete, und dachte auch an den Brief, den Pears an Quinns Vater geschrieben hatte: Er hatte es versucht.

Weiter dachte er an die Post, die er für den Admiral in Antigua bei sich führte. Es war vielleicht besser, nicht zu wissen, was Pears über ihn geschrieben hatte, obwohl dies zweifellos seine nächste Zukunft beeinflussen würde. Aber er verstand Pears noch immer nicht so richtig, wenn er sich auch eingestand, daß er unter dessen Kommando mehr gelernt hatte, als er zuerst wahrhaben wollte.

Bolitho blickte zum Himmel auf.»Ich denke, das Schlimmste haben wir hinter uns. Sie holen jetzt besser Mr. Quinn an Deck.»

Couzens platzte heraus:»Aber ich kann allein Wache gehen, Sir!»

Stockdale grinste ein wenig.»Aye, Sir, er kann das jetzt. Ich werde an Deck bleiben. «Vor dem Fähnrich verbarg er sein Grinsen.»Obgleich ich sicherlich nicht benötigt werde.»

«Gut. «Bolitho lächelte.»Rufen Sie mich, wenn Sie Zweifel haben.»

Er zwängte sich durch den Niedergang, froh darüber, daß er Cou-zens Gelegenheit gegeben hatte, Verantwortung zu übernehmen, und überrascht, daß er es ohne Zögern getan hatte.

Auf dem Weg zu seiner Kabine hörte er aus Frowds Kammer lautes Schnarchen und das Hin- und Herrollen eines Glases auf dem Boden. Morgen würde es viel Arbeit geben. Erst einmal mußte ihr Standort und die Abdrift bestimmt werden, dann galt es, den neuen Kurs abzusetzen, der sie mit etwas Glück nach Antigua bringen sollte.

Auf der Karte erschien es nicht sehr weit, aber bei der jetzigen, widrigen Windrichtung mußten sie kreuzen; außerdem konnte es Tage dauern, bis sie die Strecke wieder wettgemacht hatten, die der Sturm sie nach Süden getrieben hatte.

Einmal in Antigua, was dann? Ob wohl der französische Leutnant noch dort war und einsame Spaziergänge in der Sonne unternahm, frei nur auf Grund seines Ehrenwortes?

Bolitho legte sich auf die Bank unter den beiden Heckfenstern, bereit, beim ersten ungewöhnlichen Geräusch an Deck zu eilen. Aber in wenigen Sekunden war er fest eingeschlafen.

Es war Mittag, zwei Tage nach ihrer Trennung von der Trojan. Was hatten diese Tage für eine Menge neuer Erfahrungen und Probleme mit sich gebracht!

Das Wetter stellte keine hohen Anforderungen mehr, die White Hills lag schräg, aber stabil auf Backbordhalsen. Sogar der mächtige Besan war gesetzt und stand prall gefüllt über dem Achterdeck. Das Schiff war jetzt trocken und sauber nach dem Sturm, und die Behelfsroutine, die Bolitho zusammen mit Quinn und Frowd ausgearbeitet hatte, funktionierte gut.

Frowd saß auf der Ladeluke, sein Bein als ständige Mahnung ausgestreckt.

Couzens stand am Ruder, während Bolitho und Quinn ihre Se x-tanten ablasen und ihr Besteck verglichen.

Bolitho sah Dunwoody an die Leereling gehen und ein Gefäß mit Unrat auskippen. Er kam gerade aus dem Mannschaftsdeck, wahrscheinlich von Gallimore. Dieser war ins Kabelgatt verlegt worden, den einzigen Ort, wo der starke Teergeruch des Tauwerks den Gestank einer brandig gewordenen Wunde erträglich machte.

Quinn sagte müde:»Ich glaube, wir haben beide recht, Sir. Wenn der Wind so bleibt, sollten wir morgen Land sichten.»

Bolitho gab Couzens seinen Sextanten. Quinn war also wieder beim Sir angelangt, das letzte Bindeglied zerbrochen.

Er sagte:»Ja. Morgen müßten wir die Insel Nevis in Sicht bekommen, dann bis Antigua nichts mehr.»

Er spürte einen unerträglichen Schmerz bei dem Gedanken, die White Hills wieder abgeben zu müssen. Es war natürlich lächerlich nach den paar Tagen, aber welches Selbstvertrauen hatte sie ihm gegeben, welche neuen Erkenntnisse vermittelt! Er blickte über das sonnenbeschienene Deck, und auch dieses erschien ihm nicht mehr so klein und eng wie in den ersten Tagen, als er es noch mit den gewaltigen Decks der Trojan verglich.

Einige der Verwundeten ruhten im Schatten, gemütlich plaudernd und die Tätigkeit der anderen mit fachmännischen Blicken begutachtend.

Bolitho fragte Quinn:»Was wirst du später machen, James?»

Quinn wandte den Blick ab.»Wahrscheinlich das, was mein Vater möchte. Mir scheint, es ist mein Los, immer Befehlen gehorchen zu müssen. «Er blickte Bolitho plötzlich voll an.»Eines Tages, wenn du möchtest, ich — ich meine, wenn du nichts Besseres vorhast, würdest du mich dann mal in London besuchen?»

Bolitho nickte und versuchte, seine Verzweiflung abzuschütteln. Es brachte Quinn genauso um wie Gallimore seine Wunden.

«Ich komme gern, James — «, er lächelte,»- obwohl dein Vater nicht begeistert davon sein wird, einen kleinen Leutnant in seinem Haus zu empfangen. Ich rechne damit, daß du bereits ein reicher Mann bist, wenn ich nach London komme.»