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Die Wolke verflog, ein halbrundes Loch stand offen, die Keramikmasse war geplatzt, die Ränder angesengt, verkohlt, ausgezahnt, nach innen gebogen.

Die Reihe der Fahrzeuge hielt 20 Meter vor der Öffnung. Der Rover löste sich heraus, auf seinen unförmigen Ballonreifen näherte er sich schnell der zerstörten Wand und verschwand im Innern.

»Luft atembar, Temperatur 24 Grad Celsius, keine Radioaktivität.«

Die Meldung kam über Funk und war leise, aber gut zu verstehen. Der Empfang war besser als am Vortag.

Zuerst starteten die Lafettenfahrzeuge, drangen ein, schwenkten ab und postierten sich im Innern, links und rechts hinter der Öffnung. Dann fuhr der Wagen des Obersten los, und die anderen folgten durch die Bresche.

*

»Wir fuhren etwa zwanzig Meter einwärts, hielten auf einer ebenen Fläche von mattem Metallglanz. Hier hatte die Sprengung so gut wie keine Zerstörung mehr hervorgerufen, nur einige Bruchstücke der zerstörten Außenwand lagen uns im Weg.

Wir befanden uns auf einer Art Rampe, die gegen das Terrain der Stadt um etwa drei Meter überhöht war. Weiter unten zog sich ein Geländestreifen entlang, den wir als Spiel– oder Sportplatz ansahen. Wir sahen Laufbahnen, Turngeräte, Spielfelder, Schwimmbecken, großzügig angelegt, gegen das Zentrum allmählich absinkend. Etwa fünfhundert Meter dahinter das eigentliche Massiv der Stadt – eine Reihe pyramidenförmiger Gebäude in Silber und Grau, oben flach, ohne Dächer. Dahinter noch höhere Bauten, glatte, weißblinkende Quader, kantige Türme, darüber, abgehoben, tellerförmige Plattformen.

Alles machte den Eindruck kompromißloser Ordnung, nirgends moderne Architektur, kühne Straßenschleifen, gewagte Brücken, nichts von all dem, was wir erwartet hatten, und dennoch war der Eindruck überwältigend – die Großzügigkeit, die Endgültigkeit, die Logik.

Das Licht kam von einigen Punkten hoch oben, einem Kranz von Leuchtkörpern, rings um die Stadt verteilt. Es war ein freundliches, mildes, weißes Licht, hell, wenn auch nicht so hell wie das der Sonne, klarer als bei uns, aber das lag wohl an der Reinheit der Luft; sie war frei von Dunst und Staub.«

»Haben Sie diesen Vergleich schon damals gezogen?«

»Ich verstehe nicht...«

»Sie sagten: das Licht war klarer, die Luft sauberer als bei uns.«

»Nein. Ich versuche nur, es Ihnen zu beschreiben.«

»Und die Einwohner der Stadt?«

»Wir sahen kein lebendes Wesen.«

*

Der Funkverkehr verlief wieder normal. Josef, dessen Empfänger sämtliche Wellenlängen aufnahm, registrierte die verschiedensten Sendungen – musikartige Tonkombinationen, Laute, Geräusche, an Sprache erinnernd, regelmäßige Signalfolgen. Zunächst hatte er aber keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Es galt, die nächsten Schritte zu beratschlagen.

Da es nirgends eine Gelegenheit zur Abfahrt von der erhöhten Rampe gab, hatte der Oberst befohlen, die Stufe an einer Stelle abzuflachen. Einige Sprengschüsse, dann bewegte sich die Kolonne in einer Schlangenlinie hinab, etwa fünfzig Meter weiter. Eine Art Bühne, mit rostbraunem Sand bedeckt, gegen die Stadt hin offen, sollte als Lagerplatz dienen. Die Geschütze wurden vorgezogen, blieben an den Flanken, um im Notfall den Rückzug zu sichern.

Wenig später standen die Zelte in einer Doppelreihe, ausgerichtet wie auf dem Exerzierplatz. Einige Posten beobachteten die Umgebung, die Anlagen, die Gebäude. Nirgends zeigte sich Leben. Eine Radarantenne kreiste und warf das Abtastbild auf einen Schirm. Das Fleckenmuster blieb unbewegt. Der Trichter eines Schallreflektors war wie ein großes Ohr gegen das Zentrum gerichtet. Er fing nur ein gleichmäßiges Beben, eine allgemeine Unruhe auf – wie von Luftbewegungen, aber es gab keinen Wind, vielleicht von Schritten, von Stimmen, von Fahrzeugen, von Maschinen, aber sie mußten hinter den Mauern verborgen sein, im Innern oder in der Tiefe.

Der Meßtrupp war eifrig am Werk, und von Zeit zu Zeit liefen die Meldungen ein.

»Keine Pflanzen, auch keine Mikroorganismen.«

»Keine Bodenbakterien.«

»Luft völlig staubfrei.«

»Temperatur konstant 24 Grad Celsius.«

»Luft frei von Ladungen.«

»Die oberste Bodenschicht besteht aus synthetischem Material.«

»Das Licht entspricht dem Sonnenspektrum.«

Diese Informationen hatten wenig Bedeutung, man hätte sie auch ohne Messung erhalten können, es sah aus, als müßten die Menschen mit Routinearbeiten beschäftigt werden, als gäbe es nichts zu tun in einer neuen Welt, in einer ungewohnten Umgebung, in der fremden Stadt, die noch keins ihrer Geheimnisse preisgegeben hatte. Es war, als widmete man sich der gewohnten Betätigung nur, um sich nicht um das Ungewöhnliche kümmern zu müssen. Die Besonderheiten dieses Orts waren nicht seine Temperatur, seine Feuchtigkeit oder seine Luftzusammensetzung, sondern seine Geschichte und seine Funktion. Darüber wußten sie nichts. Sie mußten bei Null beginnen.

»Von hier aus ist wenig zu machen«, meinte Pavel.

»Vielleicht findet Josef etwas heraus?«

»Bis jetzt nur ein paar Geräusche. Es könnte eine Sprache sein, aber die Übertragungsart ist ungewöhnlich... vielleicht liegt es an der Modulation...«

Sie standen vor ihrem Zelt, die Funkgeräte waren auf dem Fahrzeug aufgebaut. Wenn sie peilen wollten, mußten die Antennen beweglich sein.

Der Oberst trat zu ihnen. »Ich habe mitgehört – keine verständlichen Funksignale. Was sagt ihr Wissenschaftler zur Situation?«

»Es gibt wenig zu sagen. Die Stadt ist ein Wunderwerk der Technik.«

»Alles sieht friedlich aus.«

»Ob sie das Ultimatum gehört haben? Reagiert haben sie nicht.«

»Hier haben wir keine Chance. Wir müssen ins Zentrum.«

»Nicht so eilig!« Der Offizier wies unbestimmt in die Ferne. »Wir müssen auf Sicherheit bedacht sein. Vorerst bleiben wir hier. Niemand geht über die Postenlinie hinaus.«

»Wir können nicht dauernd auf einem Fleck sitzen.«

»Ich glaube, es ist am besten, wir bleiben heute noch hier und warten ab. Wenn uns jemand vertreiben will, hat er keinen Grund zu warten. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen – ein Angriff kann jeden Augenblick erfolgen, auf jede denkbare Weise.«

»Es sieht so aus, als ob uns niemand bemerkt hätte.«

Greg hob die Hand. »Vielleicht befindet sich kein lebendes Wesen mehr hier. Das ist meine Hypothese. Die Sprengung ging nicht lautlos vor sich. Wenn die Stadt noch Bewohner hat, so kann es diesen nicht gleichgültig sein, ob jemand ihre Mauer aufsprengt und mit Panzern eindringt, auf dem Sportplatz lagert und die Geschütze gegen die Gebäude richtet.«

»Die Konsequenzen?«

»Sie sind ausgestorben. Vielleicht eine Seuche. Vielleicht degeneriert.«

»Und die Funksignale?«

»Automaten. Wer weiß, ob nicht auch das Abwehrsystem automatisch gesteuert war und seine Aufgabe erfüllt hat, obwohl die Menschen, die es schützen sollte, nicht mehr lebten.«

»Das ist möglich. Es würde unsere Aktion erleichtern.«

»Es wäre ein wenig zu einfach!«

»Es wäre traurig«, sagte Sonja, »wenn die Konstrukteure dieser Anlage tot wären. Sie haben viel geleistet!«

»Welchen Wert hatten ihre Leistungen in einer abgeschlossenen Welt?«

»Es war ihre eigene Welt.«

»Vielleicht werden wir doch beobachtet«, sagte Dan. Er zeigte an den Rand des Lagerplatzes, wo ein flacher Hügel aufgeschüttet war. An seiner höchsten Stelle ragte ein schwarzer Stab empor.

»Was meinen Sie?« fragte der Oberst. »Den Stab? Was bedeutet er?«

»Er war vorher noch nicht da. Es wäre mir aufgefallen.« Dan erzählte von dem Vorfall des Vortags.