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Porthos wollte reden und gegen diesen Beschluß Einspruch tun, aber d'Artagnan drückte ihm die Hand und gab ihm zu verstehen, daß er schweigen solle. Porthos war sehr folgsam gegen diese Zeichen seines Freundes, dessen geistiges Übergewicht er mit seiner natürlichen Gutmütigkeit anerkannte. Er verschlang sonach die Worte, welche sich über seine Lippen drängen wollten. »Warum trennen wir uns denn?« fragte Athos. »Weil ich und Porthos,« entgegnete d'Artagnan, »von Herrn von Mazarin an Cromwell abgeschickt wurden, und, anstatt Cromwell zu dienen, dem Könige Karl I. gedient haben, was ganz und gar nicht dasselbe ist. Kehren wir nun mit den Herren de la Fere und d'Herblay zurück, so ist unser Verbrechen am Tage; kehren wir allein zurück, so bleibt unser Verbrechen zweifelhaft, und mit dem Zweifel kann man die Menschen weit bringen. Nun will ich aber Herrn von Mazarin Nüsse zum Aufknacken geben.« »Halt, das ist wahr,« sprach Porthos. »Ihr vergeßt,« erwiderte Athos, »daß wir Eure Gefangenen sind, daß wir durchaus nicht glauben, wir wären des Euch gegebenen Wortes entledigt, und daß, während Ihr uns als Gefangene nach Paris zurückbringt -« »In der Tat, Athos,« fiel d'Artagnan ein, »es tut mir leid, daß ein so geistvoller Mann, wie Ihr seid, stets Armseligleiten spricht, worüber ein Tertianer erröten müßte. Chevalier,« fuhr d'Artagnan fort, während er sich zu Aramis wandte, der, wiewohl er anfangs eine entgegengesetzte Meinung geäußert hatte, sich bei dem ersten Worte zu jener seines Begleiters hingeneigt zu haben schien: «Chevalier, begreift doch, daß hier, wie immer, mein argwöhnischer Charakter übertreibt. Ich und Porthos wagen nichts. Allein wenn man uns in Eurer Gegenwart etwa festnehmen wollte, nun, so würde man sieben Mann nicht ebenso wie drei Mann verhaften; die Schwerter würden blitzen, und der schlimme Handel so garstig ausfallen, daß er uns alle vier ins Verderben brächte. Ist es außerdem nicht besser, daß, falls zweien von uns ein Unglück begegnen sollte, die beiden andern in Freiheit sind, um jene aus der Klemme zu ziehen, zu kriechen, zu untergraben, kurz, in Freiheit zu sehen? Und wenn wir getrennt sind, wer weiß, ob wir nicht, Ihr von der Königin, wir von Mazarin, Vergebung erlangen, die man uns verweigern würde, wenn wir beisammen wären. Auf, Athos und Aramis, wendet Euch rechts hin; Ihr, Porthos, kommt mit mir zur linken, laßt diese Herren nach der Normandie gehen, während wir den kürzesten Weg nach Paris einschlagen.« »Doch wenn man uns auf dem Wege verhaftet,« bemerkte Aramis, »wie sollten wir uns dieses Unglück gegenseitig mitteilen?« »Nichts ist leichter als das,« erwiderte d'Artagnan; »laßt uns über eine Reiseroute übereinkommen, von der wir nicht abweichen. Ihr geht nach Saint-Valery, von da nach Dieppe, und wählt sodann die gerade Straße nach Paris; wir wollen über Abbeville, Amiens, Peronne, Compiegne und Senlis gehen und in jedem Gasthof und in jedem Hause, wo wir anhalten, werden wir mit einer Messerspitze an der Wand oder mit einem Diamant an die Fensterscheibe eine Auskunft eingraben, welche die Nachforschungen derjenigen leiten kann, welche in Freiheit sind.« »O Freund,« rief Athos, »wie sehr würde ich die Vorzüge Eures Verstandes bewundern, wenn ich nicht dabei verbliebe, die Eures Herzens zu verehren!« Er reichte d'Artagnan die Hand. »Athos,« versetzte der Gascogner achselzuckend, »hat etwa der Fuchs Genie? Nein, er weiß die Hühner zu würgen, die Jäger von der Spur abzulenken und am Tage wie des Nachts seine Wege wieder zu finden, weiter nichts. Nun, sind wir einverstanden?« »Es ist abgemacht.« »So laßt uns das Geld teilen,« sagte d'Artagnan; »wir haben etwa noch zweihundert Pistolen übrig. Was ist noch übrig, Grimaud?« »Einhundertachtzig und ein halber Louisdor, gnädiger Herr.« »Ganz wohl. - Ah, vivat, die Sonne ist da, willkommen, liebe Sonne! Obschon du nicht dieselbe bist, wie in der Gascogne, so erkenne ich dich doch, oder tue wenigstens, als ob ich dich erkennte. Willkommen! o, dich habe ich schon lange nicht gesehen!«

Nun ging's ans Abschiednehmen. Die vier Freunde warfen sich zu einer einzigen Gruppe einander in die Arme und hatten, in dieser brüderlichen Umschlingung vereinigt, in diesem Momente alle vier sicher nur eine Seele. Blaisois und Grimaud sollte Athos und Aramis folgen; für Porthos und d'Artagnan war Mousqueton hinreichend. »Potz Element, d'Artagnan,« sprach Porthos, als die beiden Gruppen sich getrennt hatten, »ich muß Euch das auf der Stelle sagen, denn ich kann gegen Euch nie etwas auf dem Herzen behalten, ich erkannte Euch bei diesem Umstände nicht wieder.« »Warum?« fragte d'Artagnan mit seinem seinen Lächeln. »Weil, wenn Athos und Aramis eine wirkliche Gefahr laufen, es nicht der Zeitpunkt ist, sie zu verlassen. Ich bekenne, daß ich schon ganz geneigt war, ihnen zu folgen, und daß ich es noch bin, sie einzuholen, trotz aller Mazarins auf der Welt.« »Porthos;« erwiderte d'Artagnan, »Ihr hättet recht, wenn das so wäre; vernehmt indes eine ganz kleine Sache, welche Euch, wie unbedeutend sie auch sein mag, auf andere Ansichten bringen wird: daß nämlich nicht diese Herren der größten Gefahr entgegengehen, sondern wir, und daß wir uns also nicht von ihnen trennen, um sie zu verlassen, sondern um sie nicht mit in die Gefahr zu verwickeln.« »Wirklich?« rief Porthos und machte vor Erstaunen große Augen. »Nun, zweifelsohne; wenn man sie festnimmt, so handelt es sich bei ihnen ganz einfach um die Bastille, wenn aber wir es werden, so handelt es sich bei uns um den Greveplatz.« »O, o!« rief Porthos, »es ist weit von hier bis zu jener Baronskrone, d'Artagnan, die Ihr mir zugesichert habt.« »Bah, nicht so weit, Porthos, wie Ihr meint; Ihr kennt doch das Sprichwort: »Jeder Weg führt nach Rom.« »Warum laufen wir aber größere Gefahr, als Athos und Aramis?« »Weil sie nichts taten, als daß sie den Befehl vollzogen, welchen sie von der Königin Henriette erhielten, und weil wir denjenigen verrieten, den wir von Mazarin empfingen, weil wir, als Boten an Cromwell abgeschickt, Parteigänger des Königs Karl wurden, und weil wir, anstatt das von Mazarin, Cromwell, Joyce, Bridge, Fairfax usw. verurteilte königliche Haupt abschlagen zu helfen, dasselbe beinahe gerettet haben.« »Meiner Treue, das ist auch wahr,« rief Porthos, »wie wollt Ihr aber, lieber Freund, daß der General Cromwell mitten unter seinen wichtigen Angelegenheiten Zeit hatte, daran zu denken ...« »Cromwell denkt an alles, Cromwell hat Zeit für alles, und folgt mir, lieber Freund, laßt uns unsere kostbare Zeit nicht verlieren. Wir werden erst dann in Sicherheit sein, wenn wir Mazarin gesehen haben, und dann ...« »Zum Teufel, was werden wir Mazarin sagen?« fragte Porthos. »Laßt nur mich machen, ich habe schon mein Plänchen; der lacht gut, der zuletzt lacht.«