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»Was?« fragte Athos. »Das Antlitz des kleinsten der drei Edelleute.«

»Nein.«

»Es schien mir ... allein das ist unmöglich ...« In diesem Momente trat der Sergeant ein, der in das Privatzimmer des Wachkommandanten gegangen war, um seine Befehle zu vernehmen, und während er die drei Kavaliere bezeichnete und ihnen ein Papier zustellte, sprach er: »Die Pässe sind in Ordnung. Laßt diese drei Herren abtreten.« Die drei Kavaliere verneigten sich mit dem Kopfe, und beeilten sich, die Erlaubnis und den Weg zu nützen, der sich vor ihnen auf den Befehl des Sergeanten eröffnete. Aramis folgte ihnen mit den Augen, und in dem Momente, wo der kleinste an ihnen vorüberschritt, drückte er Athos schnell die Hand. »Was ist es denn, mein Lieber?« fragte dieser. »Ich habe...es war gewiß eine Erscheinung.« Dann wandte er sich zu dem Sergeanten und fuhr fort: »Mein Herr, sagt mir doch, ob Ihr die drei Edelleute kennt, die eben von hier weggegangen sind?«

»Ich kenne sie nach ihren Pässen; es sind die Herren Flamarens, von Chatillon und von Bruy, drei adelige Frondeurs, die sich mit dem Herrn von Longueville verbinden.«

»Das ist seltsam,« versetzte Aramis, indem er mehr seinen eigenen Gedanken als dem Sergeanten antwortete, »ich dachte, Mazarin selbst zu erkennen.« Der Sergeant brach in ein Lachen aus und sagte: »Er sollte sich so zu uns wagen, um gefangen zu werden? Er ist nicht so töricht!« »O,« murmelte Aramis, »ich kann mich wohl geirrt haben, da ich nicht d'Artagnans untrüglichen Blick habe.« »Wer spricht hier von d'Artagnan?« rief der Offizier, welcher eben an der Schwelle seines Zimmers erschien. »O!« rief Grimaud mit aufgesperrten Augen. »Was ist's?« fragten zugleich Athos und Aramis. »Planchet.« entgegnete Grimaud; »Planchet mit dem Steifkragen.« »Die Herren de la Fere und d'Herblay,« rief der Offizier, »auf dem Rückwege nach Paris! O, meine Herren, wie erfreut mich das, denn gewiß werdet Ihr Euch mit dem Herrn Prinzen verbinden.« »Wie du siehst, lieber Planchet,« erwiderte Aramis, während Athos lächelte, als er den wichtigen Posten sah, den der vormalige Kamerad Mousquetons, Bazins und Grimauds in der Bürgermiliz bekleidete. »Herr d'Herblay, dürfte ich es wohl wagen, Sie um Nachrichten über Herrn d'Artagnan zu befragen, den Sie eben genannt haben?« »Lieber Freund, wir haben ihn vor vier Tagen verlassen, und haben alle Ursache, zu glauben, daß er vor uns Paris erreicht habe.« »Nein, gnädiger Herr, ich habe die Gewißheit, daß er nicht in die Hauptstadt zurückgekehrt ist, vielleicht blieb er gar in Saint-Germain.« »Das glaube ich nicht, denn wir gaben uns das Rendezvous für das Gasthaus la Chevrette.« »Ich bin heute selbst dort gewesen.« »Und hatte die schöne Magdalena keine Nachricht von ihm?« fragte Aramis lächelnd. »Nein, gnädiger Herr, mir schien sie, aufrichtig gesagt, sehr bekümmert.« »So haben wir bei unserer Eilfertigkeit am Ende doch noch keine Zeit verloren,« sagte Aramis. «Erlaubt mir also, lieber Athos, daß ich Herrn Planchet meinen Glückwunsch abstatte, ohne mich weiter nach unserem Freunde zu erkundigen.« »Ah, Herr Chevalier!« sprach Planchet mit einer Verbeugung. »Leutnant?« fragte Aramis. »Leutnant, mit der Zusage Kapitän zu werden.« »Das ist sehr schön,« entgegnete Aramis, »und wie sind Euch alle diese Ehren zuteil geworden?« »Wissen Sie fürs erste, meine Herren, daß ich es war, der Herrn von Rochefort entfliehen ließ?« »Ja, bei Gott! er hat uns das erzählt.« »Bei dieser Gelegenheit wäre ich durch Mazarin fast an den Galgen gekommen, was mich bei dem Volke noch beliebter machte, als ich es schon gewesen.« »Und wegen dieser Beliebtheit ...« »Nein, eines bessern Umstandes wegen. Sie wissen doch, mein Herr, daß ich im Regimente Piemont diente, wo ich die Ehre hatte, Sergeant zu sein.« »Ja.« »Nun, eines Tages, wo niemand ein Schar Bürger, welche mit unmilitärischem Schritte herankamen, in Reih und Glied aufstellen konnte, gelang es mir, alle in Schritt und Haltung recht militärisch aufmarschieren zu lassen, und so ernannte man mich auf dem Exerzierplätze... zum Leutnant.« »Das ist die Erklärung,« versetzte Aramis. »So zwar,« sprach Athos, »daß Ihr viele Adelige zählt.« »Allerdings. Wie Sie zweifelsohne wissen, haben wir den Herrn Prinzen von Conti, den Herrn Herzog von Longueville, den Herrn Herzog von Beaufort, den Herrn Herzog von Elboeuf, den Herzog von Bouillon, den Herzog von Chevreuse, Herrn von Brissac, den Marschall de la Mothe, Herrn von Luynes, den Marquis von Noirmontier, den Grafen von Fiesques, den Marquis von Laignes, den Grafen von Montrefor. den Marquis von Sevigne - und was weiß ich wen noch.« »Und Herrn Rudolf von Bragelonne?« fragte Athos mit bewegter Stimme. »D'Artagnan sagte mir, guter Planchet, daß er ihn Euch bei seiner Abreise anempfohlen habe.« »Ja, Herr Graf, als wäre er sein eigener Sohn, und ich kann versichern, daß ich ihn keinen Augenblick aus dem Gesichte verloren habe.« »So befindet er sich wohl?« fragte Athos mit freudebebender Stimme. »Ist ihm kein Unglück begegnet?« »Keines, gnädiger Herr.« »Und wo wohnt er?« »Immer noch im Gasthause zu >Karl dem Großen<.« »Wie bringt er die Tage zu?« »Er ist bald bei der Königin von England, bald bei Frau von Chevreuse. Er und der Graf Guiche trennen sich nicht.« »Dank, Planchet, Dank.« sprach Athos und reichte ihm die Hand. »O, Herr Graf!« rief Planchet und berührte dessen Hand mit der Fingerspitze. »Ha, was tut Ihr denn, Graf?« flüsterte Aramis, »einem gewesenen Bedienten.« »Freund,« erwiderte Athos, »er gibt mir Nachricht von Rudolf.« »Und jetzt,« fragte Planchet, der Aramis' Bemerkung nicht gehört hatte, »jetzt, meine Herren, was gedenken Sie zu tun?« »Wir wollen jedenfalls nach Paris zurückkehren, wenn Ihr es uns erlaubt, lieber Herr Planchet.« erwiderte Athos. »Wie, ob ich es erlaube? Sie scherzen, Herr Graf, ich bin nur Ihr gehorsamer Diener.« Er verneigte sich, wandte sich dann zu seiner Mannschaft und sagte: »Lasset diese Herren weiter gehen, ich kenne sie, es sind Freunde des Herrn von Beaufort.« »Es lebe der Herr von Beaufort!« rief einstimmig der ganze Wachposten, und öffnete Athos und Aramis den Weg. Der Sergeant näherte sich allein Planchet und sagte leise zu ihm: »Was, ohne Paß?« »Ohne Paß,« entgegnete Planchet. «Gebt acht, Kapitän,« fuhr jener fort, und gab Planchet im voraus den ihm versprochenen Titel, »gebt acht, einer von jenen drei Herren, die eben weggingen, warnte mich, diesen Herren nicht zu trauen.« »Ich aber,« versetzte Planchet majestätisch, »ich kenne sie und stehe für sie Bürge.« Nach diesen Worten drückte er Grimaud die Hand, der sich ob dieser Auszeichnung sehr geehrt fühlte. »Nun, auf Wiedersehen, Kapitän!« sprach Aramis in seinem scherzhaften Tone.«