»Nur seinen Namen. Beim Lachyoga ist alles erlaubt, es soll vor allem Spaß machen und hat wenig gemein mit der spirituellen Strenge, die das klassische Yoga verlangt. Deshalb gilt es auch, seit es das gibt, ich glaube seit mittlerweile etwa fünfzehn Jahren, in der ganzen Welt als eigenständige Form.«
Dieses »Beklopptenyoga« kommt auch in manchen Büros zum Einsatz. Marchese Valdes sagt mir nicht genau, wo, aber es wird wohl auf Sardinien für das Personal von einigen Zweigstellen der staatlichen Gesundheitsbehörde angeboten. Zehn Minuten Lachen am Morgen haben den gleichen Effekt auf den Körper wie eine halbe Stunde am Rudergerät und sind außerdem eine Art Gesichtsgymnastik, die Falten mildert. Je mehr ich darüber erfahre, desto neugieriger werde ich. So frage ich ihn, wo und wie Lachyoga entstanden ist. Er erzählt mir von einem amerikanischen Journalisten und Forscher, der seit langem unter Depressionen litt. Dieser Mann schlug nun seinen Ärzten vor, ihm die Filme der Marx Brothers vorführen zu lassen, und bald darauf zeigten sich die positiven Auswirkungen des Lachens, ausgelöst vom subversiven Element in ihrer Komik. Von da an wurde in der ganzen Welt vermehrt über die Genesungskraft eines so natürlichen Heilmittels geforscht. Und so beschloss Geraldo eines Tages nach dem Tod seiner Mutter, den »Lachclub von Villamar« zu gründen, und erfand für diesen Anlass seine eigene Form von Lachyoga, eben das »Beklopptenyoga«, eine Mischung aus scheinbar sinnlosen und absurden, aber tatsächlich äußerst wirksamen Scherzen und Bewegungen. Das Geheimnis besteht darin, sich darauf einzulassen.
Er sagt, wir – also Jutta, der Knecht und ich – sollen uns im Kreis aufstellen und uns an den Händen fassen. So sollen wir einen Kontakt zwischen uns herstellen und eine Art Heiterkeitswirbelstrom erzeugen, mit dem wir uns anstecken können.
»Lachen ist die einzige Hoffnung«, flüstert er uns leise von hinten zu, während er uns umkreist.
»Lachen ist ein großer Zauber, eine wundersame Medizin. Lachen ist Magie hoch zwei. Es gibt so vieles auf dieser Welt, was nicht in Ordnung ist, und so wenig Grund, um mal so richtig von Herzen zu lachen. Man muss nur den Fernseher einschalten: Die Hälfte der Nahrungsmittel, die jedes Jahr auf diesem Planeten erzeugt werden, wird weggeworfen, und gleichzeitig verhungern jährlich zehn Millionen Menschen. Die Bewohner der reichen Industrieländer geben Milliarden aus, um ihren Kindern schöne Kleider zu kaufen, und gleichzeitig sorgt unser supermodernes System der Verstädterung dafür, dass sie so viel Umweltgifte einatmen, als würden sie pro Tag elf Zigaretten rauchen, was ihr Leben um mindestens sechs Jahre verkürzt. Wir könnten die vernichtende Macht von Terrorismus, organisierter Kriminalität, von Steuerhinterziehung und Finanzbetrug unglaublich eindämmen, wenn wir das Bankgeheimnis und die Steuerparadiese abschaffen würden, aber wir tun es nicht. Die menschliche Gemeinschaft ist nicht einmal in der Lage, in einer einstimmigen Erklärung Folter zu verdammen. Die Lage ist nicht gerade optimal. Wir haben also rein gar nichts zu lachen. Na, dann sorgen wir doch selbst für ein bisschen gesundes Gelächter. Seid ihr bereit?«
Als Erstes soll man durch Scherzfragen und Wortspiele die anderen zum Lachen bringen. Der Stallknecht soll zuerst raten.
»Also, du bist ganz allein auf einer einsamen Insel, und es gibt nichts zu essen oder zu trinken. Aber trotzdem hast du keine Angst vor der Zukunft. Du siehst weder Schiffe noch Helikopter noch etwas anderes am Horizont, der Akku deines Mobiltelefons ist leer. Auf dieser Insel gibt es weder Wasser noch essbare Pflanzen oder Tiere. Warum nur hast du keine Angst?«
»Hmm«, antwortet der Stallknecht.
»Aber das ist doch ganz einfach: Du bist auf einer Verkehrsinsel.«
Der Knecht braucht eine Weile, bis der Groschen fällt, aber dann lacht er laut und lange. Jetzt ist Jutta dran.
»Eines Tages willst du nach Cagliari, auf dem Weg dorthin begegnen dir sieben alte Frauen, jede Frau trägt sieben Säckchen und jedes von ihnen enthält sieben Katzen. Wie viele alte Frauen und wie viele Katzen erreichen Cagliari?«
»Sieben«, antwortet Jutta wie aus der Pistole geschossen.
»Oje, oje, Jutta. Keine von denen will nach Cagliari. Wenn du ihnen begegnest, kommen sie doch von dort!«
Jutta braucht auch ein wenig, aber das ist normal; schließlich muss man ihr die Geschichte ja übersetzen. Und jetzt ich.
»Wenn ein Mann in einer Stunde ein Loch gräbt, wie viele Löcher können dann zwei Männer in zwei Stunden graben? Und wie lange braucht ein Mann, um ein halbes Loch zu graben?«
»Das ist kinderleicht … Wenn zwei Männer in zwei Stunden vier Löcher graben, braucht einer allein dreißig Minuten, um ein halbes Loch zu graben.«
»Oje, mein lieber Bruno. Das geht überhaupt nicht. Versuch mal, irgendwo ein halbes Loch zu graben, und dann frag jemanden, was das ist. Er wird dir antworten: ›Ein Loch.‹«
Jetzt lache ich auch. Wie ein Idiot, aber ich lache. Es funktioniert wirklich! Geraldo hat recht. Alles kann zu einem Quell der Heiterkeit werden: im Wald spazieren gehen, Rock ’n’ Roll tanzen, sich an Gummibändern von Brücken stürzen, nachts vor einer Bäckerei stehen und Croissants essen … und sogar in einer Ape nach Gesturi fahren!
Da Geraldo uns seinen Jeep nicht leihen kann, holt er die kleine Ape aus der Garage. Die Vorstellung, dass ich gleich hinter dem Steuer dieses dreirädrigen Vehikels sitzen werde, gefällt mir, und es ist auch nicht so aufwendig. Geraldo wird sich die Ape dann heute Abend im Parco della Giara abholen, wo der Hochzeitsempfang stattfindet. Fil’e und Ferru stecken ihre Köpfe aus der Box nebenan. Jetzt könnte ich melancholisch werden, aber ich streichle sie nur lächelnd ein letztes Mal.
»Los, noch einen, noch einmal lachen, bevor wir aufbrechen«, meint Jutta.
»Okay! Der Nachtwächter einer großen Firma bittet um einen Termin beim Inhaber, dem großen Boss. ›Ja, was ist?‹ ›Herr Direktor, fliegen Sie morgen nicht, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.‹ ›Warum?‹ ›Weil ich heute Nacht geträumt habe, dass dieses Flugzeug ins Meer stürzen wird und alle Passagiere ertrinken oder von den Haien gefressen werden.‹ Der große Boss ist sichtlich erschüttert und antwortet mit gewohntem Zynismus: ›Gut, ich fliege morgen nicht, aber wenn dein Traum nicht eintrifft, entlasse ich dich.‹ Doch der Traum bewahrheitet sich tatsächlich, eine schreckliche Katastrophe, die die ganze Welt bewegt. Der Chef bestellt den Nachtwächter zu sich, der diesen warnenden Traum hatte, und sagt zu ihm: ›Du bist entlassen.‹ Warum? Wer von euch dreien weiß eine Antwort darauf?«