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»Forbes, früher hattet ihr noch Mitgefühl, als ihr euch vor mich stelltet, weil mich deine Kameraden umbringen wollten. Verschont diese Jungen vor einem Gemetzel und sagt, was Walston plant.«

Forbes schwieg.

»Ihr habt den Tod verdient, und doch wurdet ihr verschont. Sagt, was Walston beabsichtigt, bevor es zu spät ist.«

»Was wollt ihr denn hören?« sagte Forbes leise.

»Was sollte diese Nacht geschehen? Wolltet ihr nach French-den eindringen, sobald die Tür offen war?«

»Ja!« stammelte Forbes fast unhörbar.

»Und diese Jungen, die euch so freundlich aufgenommen hatten, wären ermordet worden, nicht wahr?«

Forbes senkte den Kopf und schwieg. »Von welcher Stelle aus wollte Walston angreifen?«

»Von Norden.«

»Aber ihr beide, Rock und du, kamt von Süden!?«

»Ja.«

»Habt ihr den Westen schon abgesucht?«

»Noch nicht.« »Wo sind deine Kameraden jetzt?«

»Weiß nicht.«

»Du kannst uns doch mehr sagen, Forbes!?«

»Nein . . .Evans.«

»Kommt Walston zurück?«

»Ja.«

Mehr war aus Forbes augenblicklich nicht herauszubekommen. Evans führte ihn wieder in seine Kammer, fesselte ihn und verriegelte die Tür. Offenbar waren Walston und die anderen abgehauen, als sie den Schuß auf Rock gehört hatten. Sie würden sich jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach neu orientieren. Wo war Walston? Steckte er in den Traps-woods? Forbes hatte nicht ausgepackt. Evans wollte aber mehr wissen. Nach dem Frühstück unterrichtete Evans die Jungen von seinem Plan, zum Rand der Traps­woods zu schleichen, um zu erfahren, ob die Schurken immer noch in der Nähe von French-den waren. Der Vorschlag wurde angenommen, sofort begann man mit den Sicherheitsvorkehrungen.

»Lassen wir die Kleinsten unter der Aufsicht Kates, Mokos, Jacques' und Baxters zurück. Die anderen begleiten mich.«

»Vielleicht treffen wir sie, dann ist ein Schußwechsel unvermeidlich. Aber Doniphan, Wilcox und Croß sind ja gute Schützen, dazu kommen Sie, Evans. Kann uns also nicht viel passieren«, sagte Gordon.

»Nur keine Überheblichkeit«, versuchte Evans zu dämpfen, »4 gute Schützen gegen 6 gute Schützen, das sieht schlecht aus. Es wäre besser, wir begegneten ihnen nicht.«

»Aber wir besitzen mehr Munition!«

Kurz nach 14 Uhr verließen Evans und seine Begleitung French-den. Langsam schlichen sie am Ufer des Rio Sealand entlang, Evans ging vorne, dann folgten Doniphan, Wilcox und Croß, zum Schluß die übrigen. Am Grab des schiffbrüchigen Franzosen bog Evans ab, um zum Ufer des Family- lake zu kommen.

»Achtung«, flüsterte plötzlich Briant.

Phann hatte die Ohren gestellt und knurrte leise, offenbar hatte er eine Fährte gewittert. »Bleiben wir unter den Büschen«, befahl Evans. »Wenn sich einer der Schurken zeigt, sofort schießen. «

Wenige Augenblicke später hatten sie den Rand der Traps-woods erreicht. Hier fanden sich noch Spuren eines Lagers, halb verkohlte Zweige und kaum erkaltete Asche. »Hier hat er sicher die Nacht verbracht!«

»Vielleicht war er bis vor wenigen Stunden hier. Gehen wir deshalb mehr zum Steilufer.«

Da krachte ein Schuß. Die Kugel streifte Briants Kopf und schlug hinter ihm in den Baum.

Doniphan schoß sofort zurück. Etwa 50 Schritte vor ihm huschte ein Körper durchs Gebüsch. Phann war nicht mehr zu halten und sprang los. Doniphan folgte ihm.

»Los, alle mit! Wir können Doniphan nicht allein lassen«, befahl Evans.

Mit ein paar Sprüngen hatten sie Doniphan eingeholt, der neben einer Leiche stand.

»Mein Kompliment. Das ist Pike. Wieder einer weniger von diesen Ratten!«

»Und die anderen können nicht sehr weit sein!«

»Hinwerfen ... in die Knie!« schrie Evans.

Aber schon krachte ein weiterer Schuß, der Service an der Stirn streifte.

»Bist du verwundet?« fragte Gordon.

»Nein, höchstens eine Schramme! « •

»Wir dürfen uns jetzt nicht trennen, Jungens, bleibt alle beisammen.«

Vorsichtig und ins Gras geduckt, spähten sie nach allen Seiten. Plötzlich rief Garnett: »Wo ist denn Briant?«

Auch Phann begann wieder zu bellen. »Briant. . . Briant!!« rief Doniphan.

Sie folgten dem vorausspringenden Phann, hielten sich aber immer hinter Bäumen versteckt. Wieder krachte ein Schuß.

Evans sprang auf, drückte ab und erkannte Rock.

»Das für dich, du Ratte!«

Er gab Feuer. Rock stürzte zu Boden.

»Da waren's nur noch 4«, trällerte Doniphan, dem das Schußglück Sicherheit verlieh.

»Ich glaube nicht, daß Sie ihn tödlich getroffen haben«, sagte Gordon.

»Wieder daneben?«

»Ich glaube, er konnte durch die Büsche entkommen!«

»Aber immerhin ist er angeschossen!«

»Das sicher.«

»Warte, Briant, festhalten, ich komme!« schrie plötzlich Doniphan, der durch das Gebell Phanns aufmerksam gemacht wurde. Auch Evans und die anderen sprangen zur betreffenden Seite. Etwa 20 Schritte vor ihnen kämpfte Briant mit Cope. Doniphan konnte durch einen tollkühnen Sprung gerade noch vereiteln, daß sich Cope mit dem Messer auf den am Boden liegenden Briant stürzte. Er packte den Schurken am Kragen, es entspann sich ein wildes Handgemenge, bei dem jeder mehrmals mit dem Messer auf den anderen einstieß. Jetzt hatte Doniphan das Messer, er würgte Cope mit dem einen Arm und bohrte mit der Hand das Messer in Copes Leib. Doch der Schurke zeigte nicht die geringste Reaktion: er machte sich frei und ergriff die Flucht. Auch Phann konnte ihn nicht einholen.

Plötzlich stürzte Doniphan zu Boden, Cope hatte ihn getroffen. Aus der Wunde, die er selbst im Eifer des Gefechts zuerst nicht bemerkt hatte, sickerte Blut. Sein Gesicht war weiß wie Wachs, die Augen hielt er geschlossen. Evans beugte sich zu ihm hinunter, riß ihm die Weste und das Hemd auf und untersuchte die Wunde.

»Nicht tödlich, der Stich ging daneben. Aber die Lunge kann verletzt sein.«

»Bringen wir ihn sofort nach French-den!« »Schnell, er darf uns nicht verbluten.«

»Verdammt, so ein Pech«, brummte Evans, »Rock und Cope konnten entkommen. Bis jetzt hat nur Pike dran glauben müssen.«

»Aber Rock und Cope müssen schwer verletzt sein, wenn es hier nicht mit dem Teufel zugeht.«

Es krachte jetzt kein Schuß mehr. Walston schien sich zurückgezogen zu haben. Das war günstig, so konnte Doniphan unbehindert nach French-den gebracht werden. Am meisten beunruhigte Evans, daß er weder Walston noch Brandt oder Cork, vielleicht die gefährlichsten der ganzen Bande, gesehen hatte. Baxter hatte schnell eine Tragbahre aus Zweigen geflochten, Doniphan wurde vorsichtig draufgelegt und weggetragen. Evans und Croß gaben dem Zug Feuerschutz. Sie waren nicht mehr als 800 Schritte von French-den entfernt, als sie vom Rio Sealand herüber Rufe hörten.

In French-den war mittlerweile folgendes passiert: Während Rock, Cope und Pike in den Traps-woods die kleine Gruppe um Evans beschäftigten, waren Walston, Brandt und Cork über das ausgetrocknete Bett des Dike-creek zum Auckland-hill vorgedrungen, hatten das Hochplateau rasch überwunden und waren in der Schlucht, deren Ende direkt zur Tür des Materialraums führt, heruntergestiegen. Die augenblicklich nicht verbarrikadierte Tür konnten sie mit Leichtigkeit auf stoßen.

»Wir müssen jetzt schnell handeln, sonst sind wir verloren«, sagte Evans, »Croß, Webb und Garnett bleiben bei Doniphan, Gordon, Briant, Service, Wilcox, ihr kommt mit mir. Auf geht's!«

Wenige Minuten später konnten sie die Sport- terrace überblicken. Walston trat eben aus der Tür, er hielt einen Kleinen an der Hand, den er offensichtlich zum Rio schleppte. Kate stürzte ihm nach, um ihm Jacques zu entreißen, doch Walston wehrte sie ab. Kurz darauf erschien auch Brandt, der den kleinen Costar im Griff hatte. Baxter versuchte ihn anzugreifen, doch ein Faustschlag machte den Jungen unschädlich. Die übrigen Jungen waren nicht zu sehen. Waren sie vielleicht in der Höhle bereits umgelegt worden?