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Die Axt war so leicht wie eine Feder, als sie sich in seiner Hand hob, und sie sauste nach unten wie ein Hammer auf einen Amboss, und die schwere Klinge durchschnitt das linke Handgelenk des Shaido.

Der Mann keuchte vor Schmerz, dann bäumte er sich mit einem Knurren auf und spritzte das Blut, das aus dem Stumpf schoss, mit voller Absicht in Perrins Gesicht.

»Heilt ihn«, sagte Perrin zu den Aes Sedai und trat zurück. Er versuchte nicht, sich das Gesicht abzuwischen. Das Blut rann in seinen Bart. Er fühlte sich leer. Er hätte die Axt nicht noch einmal heben können, und wenn es um sein Leben gegangen wäre.

»Seid Ihr von Sinnen?«, wollte Masuri wütend wissen.

»Wir können dem Mann nicht seine Hand zurückgeben!«

»Ich sagte, heilt ihn!«, knurrte er.

Seonid hob ihre Röcke, um über den Boden zu gleiten und neben dem Kopf des Mannes niederzuknien. Er biss auf das Handgelenk und bemühte sich vergeblich, durch den Druck seiner Zähne den Blutfluss aufzuhalten. Aber in seinen Augen lag keine Furcht. Oder in seinem Geruch.

Nicht die geringste.

Seonid ergriff den Kopf des Shaido, und plötzlich verkrampfte er sich und schlug wild mit dem Arm um sich. Der hervorschießende Blutstrom nahm ab und versiegte, bevor er sich mit grauem Gesicht auf dem Boden ausstreckte. Mit unsicheren Bewegungen hob er den linken Armstumpf und betrachtete die glatte Haut, die jetzt das Ende bedeckte. Falls da eine Narbe war, konnte Perrin sie nicht sehen. Der Mann fletschte die Zähne in seine Richtung. Auch Seonid sackte zusammen, als hätte sie sich völlig verausgabt. Alharra und Wynter traten einen Schritt vor, und sie winkte sie zurück und mühte sich mit einem tiefen Seufzer auf die Beine.

»Man hat mir gesagt, dass Ihr tagelang durchhalten könnt und so gut wie nichts preisgeben werdet«, sagte Perrin. Seine Stimme klang zu laut in seinen Ohren. »Ich habe nicht die Zeit, dass Ihr mir zeigt, wie hart Ihr seid, oder wie mutig. Ich weiß, dass Ihr hart und mutig seid. Aber meine Frau ist zu lange eine Gefangene. Man wird Euch trennen und nach einigen Frauen befragen. Ob Ihr sie gesehen habt und wo. Das ist alles, was ich wissen will. Es wird keine glühenden Kohlen und auch sonst nichts geben; nur Fragen. Aber wenn sich jemand weigert, sie zu beantworten, oder Eure Antworten sich zu sehr voneinander unterscheiden, dann verliert jeder etwas.« Es überraschte ihn, dass er die Axt doch heben konnte. Die Klinge war blutverschmiert.

»Zwei Hände und zwei Füße«, sagte er kalt. Beim Licht, er klang wie Eis. Er hatte das Gefühl, seine Knochen bestünden aus Eis. »Das bedeutet, Ihr habt vier Gelegenheiten, die gleiche Antwort zu geben. Und wenn Ihr alle durchhaltet, werde ich Euch trotzdem nicht töten. Ich werde ein Dorf finden, in dem man Euch zurücklassen kann, irgendeinen Ort, an dem man Euch betteln lässt, wo die Kinder dem wilden Aielmann ohne Hände und Füße eine Münze zuwerfen werden. Denkt darüber nach und entscheidet, ob es das wert ist, mir meine Frau vorzuenthalten.«

Selbst Masema starrte ihn an, als hätte er den Mann mit der Axt, der dort stand, noch nie zuvor gesehen. Als er sich zum Gehen wandte, machten ihm Masemas Männer und die Ghealdaner eine breite Gasse frei, als wollten sie eine Horde Trollocs durchlassen.

Vor ihm tauchten die angespitzten Pfähle auf, etwa hundert Schritte dahinter war der Wald, aber er änderte seine Richtung nicht. Mit der Axt in der Hand ging er weiter, bis die riesigen Bäume ihn umgaben und der Geruch des Lagers hinter ihm zurückblieb. Den Geruch von Blut trug er mit sich, er war scharf und metallisch. Davor konnte er nicht fortlaufen.

Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er durch den Schnee ging. Er nahm kaum die immer schräger einfallenden Lichtbahnen wahr, die die Schatten unter dem Blätterdach durchstießen. Das Blut auf seinem Gesicht und in seinem Bart war dick und begann zu trocknen. Wie oft hatte er gesagt, dass er alles tun würde, um Faile zurückzubekommen? Ein Mann tat, was er tun musste. Für Faile, alles.

Abrupt hob er die Axt mit beiden Händen hinter den Kopf und schleuderte sie so hart, wie er nur konnte. Sie flog wirbelnd durch die Luft und grub sich mit einem dumpfen Aufprall in den dicken Stamm einer Eiche.

Er stieß die Luft aus, die in seinen Lungen eingesperrt gewesen zu sein schien, sank auf einen Felsbrocken, der so hoch und breit wie eine Bank aus dem Boden ragte, und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Du kannst dich jetzt zeigen, Elyas«, sagte er erschöpft. »Ich kann dich riechen.«

Der alte Mann trat leichtfüßig aus den Schatten, seine gelben Augen glühten leicht unter der breiten Krempe seines Hutes. Verglichen mit ihm waren die Aiel laut. Er schob sein langes Messer zurecht und nahm neben Perrin auf dem Felsen Platz, kämmte sich dann aber einige Zeit lang mit den Fingern den grau gesprenkelten Kamm, der seine Brust bedeckte. Er wies mit dem Kopf auf die Axt, die in der Eiche steckte. »Ich habe dir einmal gesagt, du sollst sie behalten, bis es dir zu sehr gefällt, sie zu benutzen. Gefällt es dir, sie zu benutzen? Hat es dir da hinten gefallen?«

Perrin schüttelte energisch den Kopf. »Nein! Das nicht! Aber...«

»Aber was, Junge? Ich glaube, du hast sogar Masema Angst eingejagt. Aber auch du hast ängstlich gerochen.«

»Wird auch Zeit, dass er sich vor etwas fürchtet«, murmelte Perrin und zuckte unbehaglich mit den Schultern. Manche Dinge waren schwer in Worte zu fassen. Aber vielleicht war der Augenblick gekommen. »Die Axt... Ich habe es gar nicht bemerkt, jedenfalls zuerst nicht, nur im Rückblick. Da war die Nacht, in der ich Gaul kennen lernte und die Weißmäntel uns töten wollten. Später, beim Kampf gegen die Trollocs bei den Zwei Flüssen, war ich mir nicht sicher. Aber dann, bei den Quellen von Dumai, da war ich es dann. Ich habe Angst in einem Kampf, Elyas, ich habe Angst und bin traurig, denn vielleicht werde ich Faile nie wiedersehen.« Sein Herz verkrampfte sich, bis seine Brust schmerzte. Faile. »Nur... Ich habe Grady und Neald über die Eine Macht sprechen hören. Sie sagen, sie fühlen sich lebendiger, wenn sie sie halten. Ich habe in einem Kampf zu viel Angst, um spucken zu können, aber ich fühle mich lebendiger als irgendwann sonst, ausgenommen, wenn ich Faile halte. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn ich bei so etwas, wie ich es gerade getan habe, dieses Gefühl hätte. Ich glaube nicht, dass Faile mich zurückhaben wollte, wenn ich so werde.«

Elyas schnaubte. »Du hast das bestimmt nicht in dir, Junge. Hör zu, Gefahr beeinflusst verschiedene Männer auf verschiedene Weise. Manche sind so kalt wie ein Uhrwerk, aber du bist mir nie wie einer von der kalten Sorte vorgekommen. Wenn dein Herz schlägt, erwärmt es dein Blut. Es ist doch nur logisch, dass es auch deine Sinne schärft, dir alles bewusst macht. Vielleicht stirbst du in ein paar Minuten, vielleicht beim nächsten Herzschlag, aber du bist nicht tot, und das weißt du genau, von deinen Zähnen bis zu deinen Zehennägeln. So sind die Dinge nun mal. Das bedeutet nicht, dass es dir gefällt.«

»Das würde ich gern glauben«, sagte Perrin schlicht.

»Werde so alt wie ich«, erwiderte Elyas trocken, »und du wirst es glauben. Bis dahin gib dich einfach damit zufrieden, dass ich älter als du bin, und ich bin schon vor dir an diesem Punkt gewesen.«

Die beiden saßen da und betrachteten die Axt. Perrin wollte es glauben. Das Blut auf der Axt sah jetzt schwarz aus. Blut hatte noch nie zuvor so schwarz ausgesehen. Wie lange war es her? Nach dem Winkel des einfallenden Lichts zu urteilen, ging die Sonne unter.