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Nicht, dass das etwas ändern würde. Nach einer langen Irrfahrt hat Königin Morgase unter dem Namen Maighdin Unterschlupf bei Faile t'Aybara gefunden, der Frau von Perrin Aybara, dem Mann, der mit den Wölfen sprechen kann. Perrin ist ein Jugendfreund von Rand al'Thor und wie er Ta'veren, seine Handlungen beeinflussen das Muster und das Schicksal der Welt. Aber im Moment interessiert ihn die Welt nicht.

Es war kein leichter Auftrag, der ihn und seine Gefolgsleute nach Ghealdan geführt hat. Er sollte den verrückten Propheten Masema, dessen Horden das Land verwüsten, zum Wiedergeborenen Drachen bringen. Alles verlief nach Plan, bis zu dem Augenblick, in dem Aiel vom Clan der Shaido, die Rand al'Thor als Einzige nicht anerkennen, seine Frau Faile entführten.

Sie war mit ihrer Zofe Maighdin und Königin Alliandre von Ghealdan ausgeritten und kehrte nicht zurück. Nun sind sie zu Gai'schain gemacht worden. Normalerweise sind das gefangen genommene Aiel, deren äußerst strenger Ehrenkodex verlangt, dass sie ihrem Bezwinger ein Jahr und einen Tag dienen. Aber die Shaido unter der Führung der Weisen Frau Sevanna ignorieren die alten Werte, ziehen mordend und plündernd durch das Land und machen jeden Gefangenen zu einem Sklaven.

Perrin ist außer sich vor Wut und Schmerz, ihm ist jedes Mittel recht, um Faile zu befreien. So hat er mit dem Heer, das sich um ihn geschart hat, die Ver folgung der Shaido aufgenommen. Es ist eine selt — same Allianz: Bogenschützen aus Perrins Heimat, den Zwei Flüssen, Lanzenreiter aus Mayene und Ghealdan, Aiel — und die mörderische Horde des Propheten. Eine Allianz, deren Mitglieder sich mit Misstrauen und tödlichem Hass begegnen ...

Mit einer anderen Art von Verfolgung muss sich Mat Cauthon auseinander setzen. Wie seine Gefährten Rand und Perrin ist auch er Ta'veren, drei Prophezeiungen haben sein Leben verändert: Er wird die Tochter der Neun Monde heiraten.

Er wird sterben und wieder leben und noch einmal einen Teil dessen erleben, was einst war.

Er wird die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben, um die Welt zu retten.

Er erhielt den Ashandarei, einen schwarzen, mit Raben gezeichneten Speer, ein silbernes Medaillon in der Form eines Fuchskopfes und die Erinnerungen vor langer Zeit gestorbener Männer, die seinen Kopf gehörig durcheinander wirbeln, ihm aber auch nützliches Wissen vermitteln. Inzwischen ist er ein Abenteurer und der Anführer der Bande der Roten Hand und wird von vielen als Lord betrachtet. Aber scheinbar hat ihn sein sprichwörtliches Glück verlassen. Ein gebrochenes Bein hielt ihn in der Hafenstadt Ebou Dar fest, die von den Seanchanern erobert wurde. Als Geliebter der Königin Tylin wohnte er im Palast und erlebte hautnah mit, wie die Invasoren aus Seanchan gefangene Machtlenkerinnen zu Damane versklavten, die als lebende Waffen dienen. Nach langen Planungen entschied er sich, eine Flucht zu wagen und einige der Aes Sedai und der Windsucherinnen vom Meervolk zu befreien. Dazu benutzt er die Seanchanerin Egeanin Tamarath, die mittlerweile zum Blut, zum seanchanischen Adel, gehört. Egeanin weiß nichts von seiner Verbindung zum Wiedergeborenen Drachen; ihr ist die Geheimpolizei auf den Fersen, und das Pflaster in Ebou Dar wird ihr zu heiß. Und sie ist für Mat der Schlüssel, um die Damane aus der streng bewachten Stadt zu schaffen.

Aber in der Nacht, in der er die Flucht wagen will, stellt sich ihm die kürzlich eingetroffene Hochlady Tuon in den Weg. Ausgerechnet sie entpuppt sich als die Erbin des Kaiserthrons von Seanchan. Und was für Mat viel schlimmer ist, Tuon ist die Tochter der Neun Monde, die Frau, die er laut der Prophezeiung heiraten soll. Nun steht er erst recht mit dem Rücken zur Wand.

Aber er kann nicht mehr zurück. Und so wagt er die Flucht aus Ebou Dar ...

Rand al'Thor hingegen ist vom ewigen Kampf zermürbt. In der Stadt Far Madding hat er einige der Verräter stellen können, die ihn im Sonnenpalast von Cairhien angegriffen haben. Aber ihr Rädelsführer ist ihm abermals entkommen. Er hat sich widerstrebend auf ein Bündnis mit Cadsuane Melaidhrin eingelassen, einer Aes Sedai, die für ihre Ränke berüchtigt ist.

Aber sie hat ihm auch ihre volle Unterstützung zugesagt. Der Wiedergeborene Drache ist vielleicht der mächtigste Mann auf der Welt, aber auch ihn wird eines Tages der Wahnsinn umbringen, der vom Makel Saidins ausgeht, der männlichen Hälfte der Wahren Quelle. Und gegen den er jedes Mal ankämpfen muss, wenn er die Quelle umarmt und aus ihr die Eine Macht schöpft.

Und so hat er einen wahnwitzigen Plan geschmiedet. Er will die vom Dunklen König verdorbene Quelle von ihrem zersetzenden Makel säubern.

Rand al'Thor, der Schafhirte von den Zwei Flüssen, den das Muster auserwählt hat, zum Wiedergeborenen Drachen zu werden, hat gegen die Verlorenen des Dunklen Königs gekämpft und gesiegt und Reiche er — obert. Verglichen mit diesem Unternehmen waren das Kindereien. Denn hier wagt er sich an Kräfte heran, die buchstäblich die Welt zerstör en könnten. Aber ihm bleibt keine andere Wahl, wenn er bei Tarmon Gai'don, der Letzten Schlacht, siegen will.

Das Rad dreht sich, und die Letzte Schlacht rückt immer näher. Die Heere sammeln sich, und der Wiedergeborene Drache muss kämpfen, wenn die Welt kein zweites Mal untergehen soll.

Andreas Decker

Prolog

Ausblicke auf das Muster

Rodel Ituralde hasste das Warten, obwohl er genau wusste, dass der größte Teil des Soldatendaseins aus nichts anderem bestand. Das Warten auf die nächste Schlacht, das Warten, dass der Feind sich bewegt, dass er einen Fehler macht. Er betrachtete den winterlichen Wald und war so reglos wie die Bäume. Die Sonne hatte die Hälfte ihres Weges zum Zenit erklommen und verbreitete keine Wärme. Sein Atem verwandelte sich vor seinem Gesicht in weißen Nebel und blieb als Reif an dem sauber gestutzten Schnurrbart und dem schwarzen Fuchspelz, mit dem seine Kapuze gefüttert war, haften. Er war froh, dass sein Helm am Sattelknauf hing. Sein Brustpanzer hielt die Kälte fest und schickte sie durch sein Wams und sämtliche darunterliegenden Schichten aus Wolle, Seide und Leinen. Sogar Pfeils Sattel war kalt, so als wäre der weiße Wallach aus gefrorener Milch. Der Helm hätte seinen Verstand getrübt.

Der Winter hatte spät in Arad Doman Einzug gehalten, sehr spät sogar, aber dafür hatte er mit aller Macht zugeschlagen. In weniger als einem Monat von der Sommerhitze, die sich auf unnatürliche Weise bis spät in den Herbst gehalten hatte, zum Herzen des Winters. Die Blätter, die die sommerliche Dürre überstanden hatten, waren gefroren, bevor sie die Farben hatten wechseln können, und jetzt funkelten sie in der Morgensonne wie seltsame, eisbedeckte Edelsteine. Die Pferde der zwanzig Soldaten in seiner Nähe stampften in dem knietiefen Schnee gelegentlich mit den Hufen. Es war ein langer Ritt gewesen, und sie mussten noch weiter, ganz egal, ob es ein guter oder schlechter Tag werden würde. Dunkle Wolken trieben am Himmel nach Norden. Er brauchte seinen Wetterdeuter nicht, um zu wissen, dass es noch vor Einbruch der Dunkelheit zu einem Temperatursturz kommen würde. Bis dahin mussten sie einen Unterschlupf gefunden haben.

»Nicht so schlimm wie der vorletzte Winter, nicht wahr, mein Lord?«, sagte Jaalam besonnen. Der hochgewachsene junge Offizier hatte so eine Art, Ituraldes Gedanken zu lesen, und seine Stimme war laut genug, dass die anderen ihn hören konnten. »Trotzdem würden einige Männer bereits von heißem Wein träumen.

Natürlich nicht dieser Haufen. Erstaunlich genügsam.

Ich glaube, sie alle trinken Tee. Kalten Tee. Wenn sie ein paar Weidenruten hätten, würden sie sich ausziehen, um ein Bad im Schnee zu nehmen.«

»Im Moment müssen sie die Kleidung anbehalten«, erwiderte Ituralde trocken, »aber mit etwas Glück bekommen sie heute Abend kalten Tee.« Das rief Kichern hervor. Leises Kichern. Er hatte diese Männer mit großer Sorgfalt ausgesucht, und sie wussten über Lärm zum falschen Zeitpunkt Bescheid.