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»So ist es recht, Mädchen«, sagte die Aes Sedai aufmunternd. »Trink alles. Es ist eine starke Dosis.«

Egwene wollte den Becher fortstoßen, wollte Saidar umarmen, aber sie fühlte nur, wie sie tiefer in der Dunkelheit versank. Sie hatten auf sie gewartet. Sie war verraten worden. Aber von wem?

EPILOG

Eine Antwort

Rand starrte aus dem Fenster auf den Regen, der stetig aus dem grauen Himmel fiel. Ein weiterer Sturm, der vom Rückgrat der Welt kam. Der Drachenmauer. Der Frühling musste bald kommen. Irgendwann kam der Frühling immer. Hier in Tear früher als zu Hause, jedenfalls normalerweise, obwohl davon wenig zu bemerken war. Blitze gabelten sich silberblau am Himmel, und lange Augenblicke vergingen, bevor der Donner kam. Blitze in der Ferne. Die Wunden in seiner Seite schmerzten. Beim Licht, die Reiher, die in seine Handflächen eingebrannt waren, schmerzten, und das nach dieser langen Zeit.

Manchmal ist Schmerz das Einzige, das einen wissen lässt, dass man noch lebt, flüsterte Lews Therin, aber Rand ignorierte die Stimme in seinem Kopf.

Hinter ihm öffnete sich quietschend die Tür, und er sah über die Schulter zu dem Mann, der das Wohnzimmer betrat. Bashere trug einen kurzen, grauen Seidenmantel, einen prächtig glänzenden Mantel, und er trug den Stab des Generalmarschalls von Saldaea, ein Stab aus Elfenbein mit einem goldenen Wolfsschädel, der neben seinem in einer Scheide steckenden Schwert aus dem Gürtel ragte. Die Stiefel mit den heruntergeschlagenen Schäften waren geputzt worden, bis sie glänzten. Rand bemühte sich, seine Erleichterung nicht zu zeigen. Sie waren lange genug weg gewesen.

»Und?«, sagte er.

»Die Seanchaner sind nicht abgeneigt«, erwiderte Bashere. »Verrückt wie die Märzhasen, aber nicht abgeneigt. Aber sie verlangen ein Treffen mit Euch persönlich. Der Generalmarschall von Saldaea ist nicht der Wiedergeborene Drache.«

»Mit dieser Lady Suroth?«

Bashere schüttelte den Kopf. »Anscheinend ist ein Mitglied der Kaiserlichen Familie eingetroffen. Suroth will, dass Ihr jemanden mit dem Titel Tochter der Neun Monde trefft.«

Und wieder rollte der Donner ferner Blitze über das Land.

Wir ritten auf den Winden des tobenden Sturms, Wir liefen im Hall des Donners.

Wir tanzten im Blitzschlag, und rissen die Welt entzwei.

Anonymes Gedichtfragment, das angeblich gegen Ende des vorangegangenen Zeitalters geschrieben wurde, das von manchen als das Dritte Zeitalter bezeichnet wird. Gelegentlich wird es dem Wiedergeborenen Drachen zugeschrieben.

Glossar

Vorbemerkungen zur Datierung

Der Tomanische Kalender (von Toma dur Ahmid entworfen) wurde ungefähr zwei Jahrhunderte nach dem Tod des letzten männlichen Aes Sedai eingeführt. Er zählte die Jahre nach der Zerstörung der Welt (NZ). Da aber in den Jahren der Zerstörung und in den darauf folgenden Jahren fast totales Chaos herrschte und dieser Kalender erst gut hundert Jahre nach dem Ende der Zerstörung eingeführt wurde, hat man seinen Beginn völlig willkürlich gewählt. Am Ende der Trolloc-Kriege waren so viele Aufzeichnungen vernichtet worden, dass man sich stritt, in welchem Jahr der alten Zeitrechnung man sich überhaupt befand. Tiam von Gazar schlug die Einführung eines neuen Kalenders vor, der am Ende dieser Kriege einsetzte und die (scheinbare) Erlösung der Welt von der Bedrohung durch Trollocs feierte. In diesem zweiten Kalender erschien jedes Jahr als so genanntes Freies Jahr (FJ). Innerhalb der zwanzig auf das Kriegsende folgenden Jahre fand der Gazareische Kalender weitgehend Anerkennung. Artur Falkenflügel bemühte sich, einen neuen Kalender durchzusetzen, der auf seiner Reichsgründung basierte (VG = Von der Gründung an), aber dieser Versuch ist heute nur noch den Historikern bekannt. Nach weitreichender Zerstörung, Tod und Aufruhr während des Hundertjährigen Krieges entstand ein vierter Kalender durch Uren din Jubai Fliegende Möwe, einem Gelehrten der Meerleute, und wurde von dem Panarchen Farede von Tarabon weiterverbreitet. Dieser Farede-Kalender zählt die Jahre der Neuen Ära (NÄ) von dem willkürlich angenommenen Ende des Hundertjährigen Krieges an und ist während der geschilderten Ereignisse in Gebrauch.

A'dam: Ein Gerät, mit dessen Hilfe man Frauen kontrollieren kann, die die Macht lenken, und das nur von Frauen benützt werden kann, die entweder selbst die Fähigkeit besitzen, mit der Macht umzugehen, oder die das zumindest erlernen können. Er verknüpft die beiden Frauen. Der von den Seanchanern verwendete Typus besteht aus einem Halsband und einem Armreif, die durch eine Leine miteinander verbunden sind; sämtliche Teile sind aus einem silbrigen Metall gefertigt. Falls ein Mann, der die Macht lenken kann, mit Hilfe eines A'dam mit einer Frau verknüpft wird, führt das wahrscheinlich zu beider Tod. Selbst die bloße Berührung eines A'dam durch einen Mann mit dieser Fähigkeit verursacht ihm große Schmerzen, falls dieser A'dam von einer Frau mit Zugang zur Wahren Quelle getragen wird (siehe auch: Damane, Sul'dam).

Aes Sedai: Träger der Einen Macht. Seit der Zeit des Wahnsinns sind alle überlebenden Aes Sedai Frauen. Von vielen respektiert und verehrt, misstraut man ihnen und fürchtet, ja, hasst sie weitgehend. Viele geben ihnen die Schuld an der Zerstörung der Welt, und allgemein glaubt man, sie würden sich in die Angelegenheiten ganzer Staaten einmischen. Gleichzeitig aber findet man nur wenige Herrscher ohne Aes Sedai-Berater, selbst in Ländern, wo schon die Existenz einer solchen Verbindung geheim gehalten werden muss. Nach einigen Jahren, in denen sie die Macht gebrauchen, beginnen die Aes Sedai alterslos zu wirken, sodass auch eine Aes Sedai, die bereits Großmutter sein könnte, keine Alterserscheinungen zeigt, außer vielleicht ein paar grauen Haaren.

Arad Doman: Eine Nation am Aryth-Meer, die zurzeit vom Bürgerkrieg und den Kämpfen gegen die Anhänger des Wiedergeborenen Drachen zerrissen wird. Die Hauptstadt ist Bandar Eban. In Arad Doman wird der Herrscher (ein König oder eine Königin) von einem Rat der Kaufleute erwählt, der sich aus den Vorsitzenden der Kaufmannsgilden — in der Hauptsache nur Frauen — zusammensetzt. Der Herrscher muss von adligem Blut und darf kein Kaufmann sein, er wird auf Lebenszeit gewählt. Der König oder die Königin verfügt über die absolute Autorität, kann aber durch eine Abstimmung des Rates abgesetzt werden; dazu ist eine Dreiviertel-Mehrheit erforderlich. Der derzeitige Herrscher ist König Alsalam Saeed Almadar, Lord von Almadar, der Hohe Herrscher von Haus Almadar. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt und geheimnisumwittert.

Asha'man: (1) In der Alten Sprache »Wächter«, immer ein Wächter von Gerechtigkeit und Wahrheit. (2) Die Bezeichnung der Männer — sowohl allgemein als auch im Sinne eines Ranges —, die zur Schwarzen Burg in der Nähe von Caemlyn in Andor gezogen sind, um dort den Gebrauch der Einen Macht zu erlernen. Ihre Ausbildung konzentriert sich auf die Möglichkeiten, die Eine Macht als Waffe zu benutzen. Sobald sie gelernt haben, Saidin, die männliche Hälfte der Macht, zu ergreifen, wird von ihnen verlangt — eine weitere Abweichung von den Gepflogenheiten der Weißen Burg —, alle mühevollen Arbeiten mit Hilfe der Macht zu erledigen. Ein neu aufgenommener Rekrut wird Soldat genannt; er trägt einen schlichten schwarzen Mantel mit einem hohen Kragen nach der andoranischen Mode. Mit der Beförderung zum Geweihten erhält er das Recht, eine als Schwert bezeichnete silberne Anstecknadel am Mantelkragen zu tragen. Die Beförderung zum Asha'man beinhaltet das Recht, auf der dem Schwert gegenüberliegenden Kragenseite die aus Gold und rotem Emaille bestehende Anstecknadel in Form eines Drachen zu tragen. Obwohl viele Frauen — einschließlich der Ehefrauen — die Flucht ergreifen, wenn sie erfahren, dass ihr Mann die Macht lenken kann, sind eine stattliche Anzahl der Männer aus der Schwarzen Burg verheiratet, und sie benutzen eine Abart des Behüterbundes, um eine Verbindung zu ihren Frauen herzustellen. Dieser Bund wurde kürzlich so modifiziert, dass er Gehorsam erzwingt, und dazu benutzt, gefangene Aes Sedai gefügig zu machen.