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Es fiel schwer, nicht die Luft anzuhalten. Jeder Mann schien nach innen zu schauen. Er konnte förmlich sehen, wie sie darüber nachdachten. Der Wolf hatte einen Plan. Die Seanchaner hatten angekettete Aes Sedai und fliegende Bestien und das Licht allein wusste was noch. Aber der Wolf hatte einen Plan. Die Seanchaner. Der Wolf.

»Wenn ein Mann sie besiegen kann«, sagte Shimron schließlich, »dann seid Ihr es, Lord Ituralde. Ich schwöre.«

»Ich schwöre auch!«, rief Rajabi. »Wir jagen sie über den Ozean dorthin zurück, wo sie hergekommen sind!« Er hatte das passende Temperament zu seinem Stiernacken.

Überraschenderweise gab Wakeda seine Zustimmung mit dem gleichen Enthusiasmus kund, und dann erscholl ein Sturm aus Stimmen, sie riefen, dass auch sie den Schwur des Königs leisteten, dass sie die Seanchaner zerschmettern würden, manche sogar, dass sie dem Wolf in die Grube der Hölle selbst folgen würden. Das war alles sehr zufriedenstellend, aber es war nicht alles, weswegen Ituralde hergekommen war.

»Wenn Ihr uns bittet, für Arad Doman zu kämpfen«, übertönte eine Stimme den Rest, »dann fragt uns!« Die Männer, die ihre Schwüre verkündet hatten, verfielen in wütendes Gemurmel oder leise Flüche.

Ituralde verbarg sein Vergnügen hinter seinem ausdruckslosen Gesicht und drehte sich dem Sprecher zu, der auf der anderen Seite des Raums stand. Der Taraboner war ein schlanker Mann mit einer spitzen Nase, die seinen Schleier hervorstehen ließ. Aber seine Augen blickten scharf und hart. Einige der Taraboner runzelten die Stirn, als würde ihnen nicht gefallen, dass er das Wort ergriffen hatte; allem Anschein nach hatten sie genau wie die Domani keinen Anführer mehr, aber er hatte nun einmal das Wort ergriffen. Ituralde hatte gehofft, die Eide zu erhalten, aber sie waren für seinen Plan nicht notwendig. Die Taraboner schon. Zumindest würden sie die Chance hundertfach verstärken, dass er funktionierte. Er begrüßte den Mann mit einer höflichen Verbeugung.

»Ich biete Euch die Gelegenheit, für Tarabon zu kämpfen, mein guter Mann. Die Aiel stiften auf der Ebene einige Verwirrung, das berichten die Flüchtlinge. Sagt, könnte eine kleine Kompanie Eurer Leute — hundert, oder vielleicht auch zweihundert — in diesem Aufruhr die Ebene überqueren und Tarabon betreten, vorausgesetzt, ihre Rüstungen wären mit den Streifen jener markiert, die für die Seanchaner reiten?«

Es erschien unvorstellbar, dass das Gesicht des Taraboners noch verkniffener wurde, aber so war es, und jetzt waren die Männer rings um ihn mit ärgerlichem Murmeln und Flüchen dran. Aus dem Norden waren genügend Neuigkeiten bis zu ihnen gedrungen, um zu wissen, dass die Seanchaner einen König und eine Panarchin auf die Throne gesetzt hatten, die einer Kaiserin auf der anderen Seite des Aryth-Meers die Treue geschworen hatten. Sie würden es nicht schätzen, daran erinnert zu werden, wie viele ihr er Landsleute jetzt für diese Kaiserin ritten. Die meisten der »Seanchaner« auf der Ebene von Almoth waren Taraboner.

»Was könnte eine kleine Kompanie schon ausrichten?«, knurrte der schlanke Mann verächtlich.

»Wenig«, erwiderte Ituralde. »Aber wenn es fünfzig solcher Kompanien geben würde? Oder hundert?«

Den Berichten zufolge verfügten diese Taraboner über so viele Männer. »Wenn sie alle am selben Tag zuschlagen würden, in ganz Tarabon? Ich selbst würde mit ihnen reiten, und so viele meiner Männer, wie man tarabonische Rüstungen für sie auftreiben kann. Nur damit ihr wisst, dass das kein Vorwand ist, um euch loszuwerden.«

Hinter ihm fingen die Domani lautstark an zu protestieren. Wakeda am lautesten von allen, falls man das glauben wollte! Der Plan des Wolfes war ja schön und gut, aber sie wollten den Wolf selbst an ihrer Spitze reiten sehen. Die meisten Taraboner fingen eine hitzige Diskussion untereinander an, ob so viele Männer die Ebene ungesehen überqueren konnten, selbst in so kleinen Gruppen, was so kleine Kompanien in Tarabon ausrichten konnten, ob sie bereit waren, mit seanchanischen Streifen versehene Rüstungen zu tragen. Taraboner diskutierten genauso gern wie Saldaeaner, und genauso hitzig. Aber nicht der Mann mit der spitzen Nase. Er erwiderte Ituraldes Blick. Dann nickte er kaum merklich. Es war schwer zu sagen, aber Ituralde glaubte, dass er unter dem dicken Schnurrbart lächelte.

Die letzte Anspannung wich aus Ituraldes Schultern. Der Bursche hätte nicht zugestimmt, während die anderen noch debattierten, wäre er nicht einflussreicher gewesen, als es den Anschein hatte. Auch die anderen würden kommen, da war er sich sicher. Sie würden mit ihm nach Süden in das Herz dessen reiten, was die Seanchaner als das ihre betrachteten, und ihnen einen harten Schlag ins Gesicht versetzen. Die Taraboner würden natürlich bleiben und den Kampf in ihrer Heimat fortsetzen wollen. Er konnte nicht mehr erwarten.

Was dazu führen würde, dass man ihn und die paar tausend Mann, die er mitnehmen konnte, wieder zurück nach Norden jagen würde, den ganzen Weg über die Ebene von Almoth. Wenn das Licht auf ihn leuchtete, voller Wut jagen.

Er erwiderte das Lächeln des Taraboners, wenn es denn ein Lächeln war. Mit etwas Glück würden die wütenden Generäle nicht sehen, wo er sie hinführte, bis es zu spät war. Und wenn doch ... Nun, er hatte noch einen zweiten Plan.

Eamon Valda zog den Umhang eng um seinen Körper, während er zwischen den Bäumen durch den Schnee stapfte. Der Wind raunte kalt und beständig durch die schneebeladenen Äste, in dem feuchten grauen Licht ein täuschend leiser Laut. Er drang durch die dicke weiße Wolle wie Watte und ließ ihn bis auf die Knochen frieren. Das Lager, das sich um ihn herum im Wald erstreckte, war zu still. Bewegung sorgte nur für wenig Wärme, aber hier drängten sich die Männer aneinander, solange sie nicht angetrieben wurden.

Abrupt blieb er stehen und rümpfte die Nase, als ihn plötzlich Gestank einhüllte, eine würgende Fäulnis wie von zwanzig Misthaufen, in denen es vor Maden wimmelte. Er würgte nicht; stattdessen runzelte er die Stirn. Dem Lager fehlte die Ordnung, die er vorzog. Die Zelte standen zufällig dort verstreut, wo in der Höhe die dicksten Äste wuchsen, die Pferde waren in der Nähe angebunden statt ordentlich angepflockt. Es war die Art von Nachlässigkeit, die zu Unrat führte. Unbeaufsichtigt vergruben die Männer den Pferdedung unter ein paar Schaufeln Erde, um schneller fertig zu sein, und hoben Latrinen dort aus, wo sie in der Kälte nicht weit zu gehen hatten. Jeder seiner Offiziere, der so etwas erlaubt hätte, wäre nicht länger Offizier gewesen und hätte aus erster Hand erfahren, wie man mit einer Schaufel umging.

Er suchte nach der Quelle, als der Gestank plötzlich nicht mehr da war. Der Wind hatte sich nicht gedreht, der Gestank war einfach verschwunden. Eamon war nur kurz überrascht. Er ging weiter und blickte noch grimmiger drein. Der Gestank war irgendwo hergekommen. Er würde herausfinden, wer für die Nachlässigkeit verantwortlich war, und ein Exempel statuieren. Die Disziplin musste streng sein, jetzt noch mehr als je zuvor.