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Gentlemen bevorzugen Blondinen, weil sie nicht warten wollen, bis sie schwarz werden.

Eine von Bobs Redensarten. Diese hatte sie nie sehr gemocht, und sie hasste es, sie jetzt im Kopf zu haben.

Marjorie Duvall war sechs Meilen von ihrem Haus in South Gansett entfernt in einer Schlucht knapp jenseits der Stadtgrenze von North Conway aufgefunden worden. Der County Sheriff spekulierte, der Tod sei wahrscheinlich durch Erwürgen eingetreten, aber das könne er nicht mit Bestimmtheit sagen; diese Feststellung sei Sache des Leichenbeschauers

Das ergab eine natürliche Überleitung zu einer vollständigen Aufzählung der bisherigen Morde. Der erste hatte sich im Jahr 1977 ereignet. Im Jahr 1978 hatte es zwei gegeben, einen weiteren 1980 und zwei weitere 1981. Zwei der Morde waren in New Hampshire verübt worden, zwei in Massachusetts, der fünfte und sechste in Vermont. Danach war eine Pause von sechzehn Jahren eingetreten. Die Polizei vermutete, dass eines von drei Ereignisse eingetreten war: Beadie war innerhalb Amerikas umgezogen und ging seinem Hobby nun andernorts nach, Beadie war wegen einer anderen Straftat verurteilt worden und saß im Gefängnis, oder Beadie hatte Selbstmord verübt. Wie ein Psychiater ausführte, den der Reporter für seine Story befragt hatte, sei als Einziges nicht wahrscheinlich, dass Beadie seiner Verbrechen überdrüssig geworden sei. »Solche Kerle langweilen sich nicht«, sagte der Psychiater. »Das ist ihr Sport, ein für sie unwiderstehlicher Drang. Mehr noch, es ist ihr geheimes Leben.«

Ihr geheimes Leben. Was für ein vergiftetes Bonbon dieser Ausdruck war.

Beadies sechstes Opfer war eine Frau aus Barre gewesen, die der Fahrer eines Schneepflugs in der Woche vor Weihnachten in einer Schneewehe entdeckt hatte. Was für ein Weihnachten das für ihre Angehörigen gewesen sein muss, dachte Darcy. Nicht dass ihr eigenes Weihnachten in jenem Jahr viel erfreulicher gewesen wäre. Sie hatte schrecklich

Dann war Bob Anderson mit einem Lächeln auf den Lippen in ihr Leben getreten - Bob, der sie zum Mitkommen eingeladen und sich nicht hatte abwimmeln lassen. Das musste kein Vierteljahr nach dem Tag gewesen sein, an dem der Schneepflugfahrer das letzte Opfer aus Beadies »erstem Zyklus« entdeckt hatte. Sie hatten sich verliebt. Und Beadie hatte sechzehn Jahre lang nicht mehr gemordet.

Ihretwegen? Weil er sie liebte? Weil er aufhören wollte, gaaanz schlimme Dinge zu tun?

Oder nur ein Zufall? Auch das wäre denkbar.

Netter Versuch, aber die Plastikkarten, die sie in der Garage versteckt gefunden hatte, machten die Vorstellung, alles könnte ein Zufall gewesen sein, weit weniger wahrscheinlich.

Beadies siebtes Opfer, das erste aus seinem »neuen Zyklus«, wie die Zeitung schrieb, war Stacey Moore gewesen, eine Frau aus Waterville, Maine. Ihr Mann hatte sie in ihrem Keller aufgefunden, als er aus Boston zurückgekommen war, wo er sich mit Freunden ein paar Spiele der Red Sox angesehen hatte. Das war im August 1997 gewesen. Ihr Kopf hatte in einem Kasten mit Zuckermais gesteckt, den die Moores an der Route 106 frisch von der Farm verkauften.

Zwei Tage später waren Stacey Moores Führerschein und ihre Blue-Cross-Karte von einem Gummiband zusammengehalten in Augusta eingetroffen - in Druckschrift an BLÖDMANN JUSTIZMINNISTER ABT. KRINIMAL-ERMITTLUNGEN adressiert. Beigelegt war eine Mitteilung: HALLO! BIN WIEDER DA! BEADIE!

Diese Sendung erkannten die auf den Fall Moore angesetzten Kriminalbeamten sofort wieder. Ähnliche gestohlene Ausweiskarten - und ähnlich gut gelaunte Mitteilungen - waren nach allen bisherigen Morden eingetroffen. Der Täter wusste, wann seine Opfer allein waren. Er folterte sie, vor allem durch Bisse; er vergewaltigte oder missbrauchte sie sexuell; er ermordete sie; er schickte ihre Ausweise einige Wochen oder Monate später an irgendeine Polizeidienststelle. Verspottete sie damit.

Um sicherzustellen, dass die Tat ihm zugeschrieben wird, dachte Darcy bedrückt.

Im Jahr 2004 hatte Beadie einen weiteren Mord verübt, dann seinen neunten und zehnten im Jahr 2007. Diese beiden waren die scheußlichsten gewesen, weil eines der Opfer ein Kind gewesen war. Der zehnjährige Sohn der Frau war wegen Magenschmerzen aus der Schule heimgeschickt worden und hatte Beadie offenbar bei der Arbeit überrascht. Die Leiche des Jungen war mit der seiner Mutter in einem Bach aufgefunden worden. Als die Ausweise der Frau - zwei Kreditkarten und ein Führerschein - bei der Massachusetts State Police eingegangen waren, hatte auf der beigelegten Karte gestanden: HALLO! DER JUNGE WAR EIN UNFALL! SORRY! ABER ES IST SCHNELL GEGANGEN, ER MUSSTE NICHT »LEIDEN«! BEADIE!

Es gab viele weitere Artikel, die sie hätte aufrufen können (o allmächtiges Google), aber zu welchem Zweck? Der süße Traum von einem weiteren gewöhnlichen Abend in einem gewöhnlichen Leben war in einem Albtraum untergegangen. Würde er sich vertreiben lassen, indem sie mehr über Beadie las? Die Antwort darauf lag auf der Hand.

Ihre Magennerven verkrampften sich. Sie rannte ins Bad - in dem es trotz des Ventilators noch immer schlecht roch; meistens konnte man ignorieren, was für eine übelriechende Sache das Leben war, aber eben nicht immer -, sank vor dem WC auf die Knie und starrte mit offenem Mund in das blau gefärbte Wasser. Einen Augenblick lang glaubte sie, sich doch nicht übergeben zu müssen, dann dachte sie an Stacey Moore, deren Kopf mit schwarz angelaufenem Gesicht im Mais steckte und deren Gesäßbacken mit angetrocknetem Blut von der Farbe von Schokoladenmilch bedeckt waren. Das gab ihr den Rest. Sie übergab sich zweimal so heftig, dass ihr Gesicht Spritzer des blauen Desinfektionsmittels Ty-D-Bol und von ihrem eigenen Erbrochenen abbekam.

Weinend und keuchend, betätigte sie die Klospülung. Das WC würde geputzt werden müssen, aber vorerst schloss sie nur den Deckel und legte ihre heiße Wange auf den kühlen beigefarbenen Kunststoff.

Was soll ich nur tun?

Der naheliegende erste Schritt wäre ein Anruf bei der Polizei gewesen, aber was war, wenn sich nach diesem Anruf alles als Irrtum herausstellte? Bob war immer der großzügigste und am wenigsten nachtragende aller Männer gewesen - als sie mit ihrem alten Van einen Baum am Rand des Parkplatzes vor der Post gerammt hatte, so dass die Windschutzscheibe zersplittert war, hatte er nur besorgt gefragt, ob sie Schnittwunden im Gesicht habe -, aber würde er ihr verzeihen, dass sie ihm elf grausame Morde zutraute, die er

Darcy raffte sich auf, nahm die Klobürste aus dem Ständer und machte das WC sauber. Sie arbeitete langsam. Ihr Rücken schmerzte. Anscheinend hatte sie sich so heftig übergeben, dass sie sich eine Muskelzerrung zugezogen hatte.

Während sie arbeitete, traf die nächste Erkenntnis sie wie ein Keulenschlag. Nicht nur Bob und sie würden in Pressespekulationen und den schmutzigen Spülzyklus von 24-stündigen Kabelnachrichten hineingezogen werden; sie musste auch an die Kinder denken. Donnie und sein Freund Ken hatten eben die ersten Kunden gewonnen, aber die Bank und der Autohändler auf der Suche nach neuen Ideen würden binnen drei Stunden abspringen, wenn diese Scheißebombe platzte. Die Firma Anderson & Hayward, die heute ihren ersten richtigen Atemzug getan hatte, würde morgen tot sein. Darcy wusste nicht, wie viel Ken Hayward investiert hatte, aber Donnie hatte alles eingebracht, was er besaß. Das war zwar nicht allzu viel Kapital, aber man investierte auch andere Dinge, wenn man die eigene Lebensreise begann. Sein Herz, seinen Verstand, sein ganzes Selbstwertgefühl.