Аннотация
In einem Jahr, in dem rund eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und in den Nachrichten Bilder zu sehen waren von Frauen, Männern und Kindern, die sich in langen Schlangen durch das Grenzland diverser Balkanländer kämpfen, erschien es uns naheliegend, auf eine Massenmigration ganz anderer Art zurückzublicken - nämlich jene, die zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert n. Chr. Europa prägte und am Ende die Landkarte des Abendlands ganz entscheidend veränderte: die Völkerwanderung.
Es geht in diesem Heft um die knapp 200 Jahre zwischen 376 n. Chr. und 568 n. Chr., in denen sich immer wieder germanische Scharen aus den Weiten jenseits des Römischen Reiches in Richtung des Imperiums aufmachten. Getrieben wurden sie - so wie die Menschen heute auch - von der Not in ihrer Heimat und der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Wir erzählen unter anderem die Geschichte der Goten, Vandalen und Langobarden, die zum Teil jahrzehntelang kreuz und quer durch Europa (und manche bis nach Nordafrika) zogen, die während dieser Zeit mitunter sogar eigene Reiche errichteten. Und deren Angriffe auf das Imperium mit dazu beitrugen, dass das Weströmische Reich unterging.
Allerdings muss ich an dieser Stelle den Begriff „Völkerwanderung“ ein wenig präzisieren. Denn weder waren cs „Völker“, die damals durch Europa zogen. Noch waren sie auf einer „Wanderung“.
Vielmehr handelte es sich bei diesen Scharen um Verbände Tausender Kämpfer, die auf ihrem Weg ihre Frauen und Kinder mitnahmen (vermutlich, um sie nicht ungeschützt zurückzulassen) und denen sich im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Menschen anschlossen, darunter Krieger anderer germanischer Stämme, aber auch römische Abenteurer, Bauern und Sklaven, sodass bei keiner dieser zahllosen Gruppen mehr von einem „Volk“ gesprochen werden kann.
Und von einer „Wanderung“ kann schon deshalb keine Rede sein, weil keiner dieser Züge gewaltfrei ablief, sondern es immer wieder zu Schlachten mit Tausenden von Toten kam.
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